Xing-Umfrage Wie klein darf’s denn sein?

Können kleinere Verpackungen die Verschwendung von Lebensmitteln verhindern? Die Meinung unter den Mitgliedern der XING-Gruppe „LPaktiv“ ist unterschiedlich.

Dienstag, 01. Mai 2012 - Hersteller
Lebensmittel Praxis
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Stephan Hülcker, plan + impuls

Verbraucherministerin Ilse Aigner hat eine Kampagne gegen das Wegwerfen von Lebensmitteln gestartet. Eine ihrer zentralen Forderungen dabei: Die Hersteller sollen verstärkt kleinere Verpackungen ins Sortiment aufnehmen und weniger XXL-Angebote machen. Ist das sinnvoll?

Wieviel kleiner sollen die Verpackungsgrößen denn noch werden? Frische Produkte können bei Bedarf in kleinsten Größen vom Verbraucher gekauft werden. An den Bedienungstheken sind kleinste Mengen zu erwerben, bei der Selbstbedienung bei O+G lose Ware, bei der Selbstbedienung in der Frischeabteilung gibt es auch schon 125-g-Salate. Ich kann mich im Markt an kein Gespräch mit Kunden erinnern, bei der sich einer über zu große Packungen beschwert hätte. Die Initiative zum Mindesthaltbarkeitsdatum ist ein sinnvoller Ansatz. Weitere Initiativen könnten sein, dass die Wertschätzung der Lebensmittel „angehoben“ wird.
Rahi Katyal, Rewe Craemer


Preiswerte Lebensmittel sind „geil“, und was preiswert ist, kann nicht wertvoll sein, kann also entsorgt werden. Immer größere Lebensmittelpackungen greifen um sich, weil aus dem anglo-amerikanischen Umfeld kommend. Und weil sich leider Discounter oftmals über Großpackungen (und damit scheinbaren Mehrwert) zu profilieren versuchen.
Stephan Hülcker, plan + impuls


Kleinverpackung? Großverpackung? Was ist sinnvoll und was nicht? Kann man diese Frage wirklich beantworten? Für eine Kleinfamilie oder einen Singlehaushalt ist eine kleine Menge genau das Richtige, aber was ist mit den vielen Großfamilien? Sollen diese zukünftig 5 x 125ml Milch kaufen, damit die ganze Familie ihre Portion Milch am Tag bekommt? Eine gesunde Mischung auf dem Markt ist doch gefragt. Ich denke schon, dass der Handel darauf eingeht und dass sich vieles in diese Richtung bewegt. Wenn wir uns in einem Supermarkt umsehen, dann gibt es doch für jeden die richtige Menge, und zwar nicht nur in der Frischeabteilung. Groß und klein gemeinsam gegen den verschwenderischen Umgang mit Lebensmitteln – das muss das Ziel sein!
Katharina Stiemert, Katoh


Ich glaube nicht, dass kleinere Abpackungen gegen Lebensmittelverschwendung helfen. Wer es sich leisten kann, kauft frische Wurst und Käse an der Bedienungstheke – wo es sie denn gibt. Und vieles an Frischwaren kann man auch lose kaufen, Obst , Gemüse etc. Wo also sollten kleine Abpackungen eingesetzt werden? Bei Konserven? Auch dort gibt es „Einzelportionen“ . Das Problem liegt meiner Meinung nach eher in den immer vollen Regalen, der großen Vielfalt und somit in der Schwierigkeit, bewusst auszusuchen.
Sabine Bochem, Harry-Brot


Solange der Verbraucher dem allgemeinen Billigtrend hinterher rennt und nicht bereit ist, für Qualität mehr Geld zu bezahlen, macht das keinen Sinn.
Rico Reibetanz, CFG Deutschland


Kleinstpackungen bringen meines Erachtens nur etwas, wenn der Konsument vernünftige Konsumationsmengen pro Mahlzeit auch in etwa abschätzen kann. Gerade unsere Klientel von Armutsbetroffenen ist auf günstige Lebensmittel angewiesen, und eine größere Menge pro Verpackung ist meist günstiger.
Pascal Merz, Caritas Markt


Ich finde, kleinere Verpackungen von 250 bis 500 g enthalten genau die Portion an Lebensmitteln, die man zu einer oder zwei Mahlzeiten aufbrauchen kann. So pauschal kann man das natürlich nicht für alle Lebensmittelgruppen sagen. Fleisch beispielsweise kann ruhig zu 500 g, 1 kg oder größer verpackt werden. Im Gegensatz dazu können Butter, Chips und Süßigkeiten ruhig klein verpackt werden. Ich unterstütze das Vorhaben unserer Verbraucherministerin voll und ganz. Es sollte aber grundsätzlich überlegt werden, bei welchen Produktgruppen es erforderlich ist.
Iryna Kipnis, Qualitätssicherung


Warum wird weggeworfen? Einerseits hat die Wertschätzung gegenüber Lebensmitteln abgenommen, andererseits werden Haushalte kleiner. Beides ist bei Verpackungsoptimierungen zu berücksichtigen. Ich denke dabei auch an bessere Wiederverschließ-Möglichkeiten sowie an Mehrkammersysteme.
Christian Berentzen, Limuh


Grundsätzlich halte ich es als mündiger Verbraucher für einen Frevel, Lebensmittel wegzuwerfen. Den erwähnten Vorschlag jedoch halte ich für völlig ungeeignet: Es ist verschwenderisch und kurzsichtig, derartige Mengen an Verpackungsmaterial zu produzieren und wegzuwerfen.
Michael Rechberger, Eurocon


Sind wir nicht alle auch immer noch Jäger und Sammler? Und geht’s nicht irgendwann immer zum großen „Was hast du denn erlegt“-Vergleich an die Kasse? Vielleicht fühlt sich der Konsument einfach schlecht, wenn sein Einkaufswagen nicht so voll getürmt ist, wie der des „Mitjägers“.
Dr. Jens Christian Vaupel, Deutsche Saatveredlung AG

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