Schwartauer Werke „Wir investieren langfristig in Zukunftsmärkte“.

Die Kompetenzfelder sind bei den Schwartauer Werken klar definiert, die Marken werden nachhaltig gepflegt und wachsen durch innovative Dynamik. In diesem Jahr wird ein Umsatzplus von fünf Prozent angepeilt.

Freitag, 20. August 2010 - Hersteller
Dieter Druck

Die Marke Schwartau verkörpert Kontinuität. Keine übereilten Richtungswechsel, sondern Geduld und die lange Sicht der Dinge prägen die Firmenphilosophie. Dafür steht auch Markus Lenke, der seit gut einem Jahr als Vorsitzender der Geschäftsführung das Unternehmen führt. Innovationen, Investitionen in die Marke und Vertrieb, insbesondere Category Management, sind für den Markenartikler die nach wie vor entscheidenden Stellschrauben, auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten.

Das vergangene Jahr schlossen die Schwartauer Werke mit einer schwarzen Umsatz-Null ab (rund 350 Mio. Euro), nach Jahren kontinuierlichen Wachstums in einer Größenordnung von 5 Prozent und mehr. „2009 war nicht die Erfüllung aber das Umfeld war auch herausfordernd“, sagt Lenke. Im laufenden Geschäftsjahr ist wieder die Rückkehr auf ein Wachstum von 5 Prozent geplant. Nach verhaltenem Start zum Jahresbeginn sei man seit März auf der Spur und die Folgemonate stimmten optimistisch.

„Es wirken jetzt die im Vorjahr eingeleiteten Maßnahmen“, sagt Vertriebsgeschäftsführer Sebastian Schaeffer. Beispielsweise der Relaunch des Müsli-Riegels Corny. Ein zentraler Punkt war die Reduktion der Multipacks von zehn auf sechs Riegel. „Wir haben eine neue Preis-Größen-Offerte gesetzt mit Blick auf die wirtschaftliche Gesamtsituation und die dadurch gegebene Preissensibilität beim Verbraucher aber auch als Reaktion auf Handelsmarken.“ Die Umstellung sei nicht einfach gewesen. Aber der Relaunch habe neue Verwender gebracht und den Zugriff am PoS um 50 Prozent gesteigert. Zudem werden mit fünf Aktionen (Mehrwert- und Themenpromotions) in diesem Jahr „mehr Impulse gesetzt denn je“, wie Lenke unterstreicht. Ziel für 2010 ist ein zweistelliges Wachstum des Riegelgeschäfts. Dazu beitragen soll die aktuelle Einführung von Corny Frucht mit dem ein neues Segment angegangenen wird und der quasi eine Klammer zum zweiten Kompetenzbereich Frucht darstellt.

Den Bereich der gekühlten Frucht hat Schwartau vor drei Jahren als neue Kategorie im Zuge der ersten großen Chilled-Food-Welle im deutschen Handel initiiert. Fruit2Day war das Initial, es folgten Pur Pur (Smoothies) und Fruttissima (gekühlte Konfitüre). „Wir wollen dem Handel mit 'Frische Frucht' in einem noch vergleichsweise unstrukturierten Umfeld intelligente Abverkaufs- und Platzierungskonzepte bieten“, umreißt Schaeffer. Mit der Durch- und Umsetzung ist man in Bad Schwartau zufrieden. Z.B. habe Rewe in den City-Formaten und Globus die Kategorie bereits integriert. „Es ist kein einfacher Weg, aber die ausländischen Märkte zeigen uns die Richtung“, sagt Lenke etwa mit Blick auf die Niederlande. Die eindeutig beste Zuordnung sei die mit dem Umfeld Obst und Gemüse gefolgt vom Mopro-Regal.

Sicherlich erschwerend ist, dass sich der deutsche Smoothie-Markt nach einem Hype zur Zeit in der Konsolidierung befindet. „Zuviele Anbieter mit stark differierenden Qualitäten, falsche Platzierungen sowie ein Nachlassen des Neuheiteneffekts auf Käuferseite bzw. der Probierkäufe nennt Lenke als Gründe. Zudem hätten es Smoothies als Premiumprodukte in Zeiten verstärkter Preisorientierung schwerer. „Dennoch ist das für uns ein Wachstums- und Zukunftsmarkt, in den wir langfristig investieren“, betont Schaeffer. Das Jointventure von Danone und Chiquita (Verkauf von „Just Fruit in a bottle“ und anderer Chiquita-Marken durch Danone in Europa) zeige, welche Bedeutung dieser Kategorie beizumessen sei, meint Lenke. Er erwartet, dass vertriebliche und werbliche Aktivitäten des neuen Wettbewerbers die gesamte Warengruppe weiter voran bringen werden. „Es ist ein junger, optimierbarer Markt, der Detailarbeit verlangt.“

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Stehen auf Marke: Markus Lenke und Sebastian Schaeffer (v.l.)


In diesem Jahr hat Schwartau mit Fruit2Day Frühstück (mit Cerealien) die Range um eine Neuheit erweitert und gleichzeitig einen neuen Verzehranlass geliefert. Der Effekt: „In den vergangenen zwei Monaten verzeichnen wir, u.a. getrieben durch die Neueinführung, deutliches Wachstum“, sagt Schaeffer. Nicht im Fokus steht dagegen Fruit2day zum Löffeln, das in Deutschland eher als ergänzendes Angebot gewertet wird. Auch für die Smoothies unter PurPur kündigt Lenke eine „grundlegende Überarbeitung“ noch in diesem Jahr an, die das Angebot aufwerten werde. Vorgesehen sind u.a. verstärkte Promotionaktivitäten sowie Limited Editions. In diesem Segment werde man ebenso beharrlich vorgehen und in die Marke investieren.

Gleiches gilt für die gekühlte Konfitüre. Frutissima, die 2007 auf dem Markt kam. Die Abverkäufe legten beständig und zweistellig zu. „Aber wir brauchen einen langen Atem, weil es für den Verbraucher ein bislang unbekanntes Angebot darstellt. Wir haben keinen Hype aus dem Stand heraus erwartet. Aber wir sehen das Potenzial und glauben fest daran“, untermauert Lenke. Stetig steigende Käuferreichweite und eine Wiederkauf-rate von über 50 Prozent sprächen für sich. „Inzwischen bewegen wir uns schon auf dem Marktanteilsniveau von Belfrutta (Zentis)“, ergänzt Schaeffer. Zudem hat die gekühlte Konfitüre neue Konsumenten erreicht. Zu Beginn waren nach eigenen Angaben über ein Drittel der Käufer keine Konfitürenverwender. Von daher werden kaum Austauschbewegungen zu den anderen Frucht-Aufstrichen von Schwartau registiert. Der Abverkauf von Fruttissima läuft am besten bei einer Kühlregal-Platzierung im Umfeld der cremigen Brotaufstriche zum Beispiel Frischkäse. Mit Fruttissima samt-fein (ohne Kerne und Stücke) wird aktuell ein bewährter Ansatz aus dem klassischen Konfitürensegment umgesetzt. „Die Erfahrung der Vergangenheit hat gezeigt, dass jede neue Sorte bei Fruttissima On-Top-Umsätze bringt, anders als der achte Smoothie einer Range“, sagt Lenke und erwartet auch mehr Facings.

Ein Beispiel für nachhaltige Markenführung. Offen bleibt derzeit die Frage der weiteren Preisentwicklung. Darin sieht man bei Schwartau eine Herausforderung, „da die Rohstoff-Preise nicht fallen und die Ernte-Prognosen in einigen Märkten eher pessimistisch ausfallen“. Aber aktuell sind Preisveränderungen nicht geplant.

{tab=Zur Person}

Markus Lenke: Der dreifache Familienvater trat nach dem BWL-Studium 1993 als Trainee Marketing und Vertrieb bei den Schwarttauer Werken ein und bekleidete bis 2007 verschiedene Positionen (Geschäftsführer Schwartau Polska, Marketingleitung und Geschäftsführer Marketing). Von 2007 bis 2009 führte er die Geschäfte von Semper AB in Schweden. Seit Juli 2009 ist er Vorsitzender der Geschäftsführung der Schwartauer Werke.

Sebastian Schaeffer: Der studierte Jurist und Vater von zwei Kindern machte seine ersten Schritte im Unternehmen von 2001 bis 2003 als Marketing-Assistent. Danach wechselte er zur TESA AG als International Product Manager Tesa-Film und Pack. 2004 führte ihn wieder der Weg nach Bad Schwartau zurück, wo er in der Folge verschiedene Marketing-Positionen besetzte – ab 2007 als Geschäftsführer Marketing. Seit April 2009 ist er Geschäftsführer Vertrieb.