Die Aktion Tierwohl ist kein Tierschutzprogramm, sondern ein Angebot für Verbraucher, mit dem Kauf von Fleisch und Wurst etwas zur Verbesserung der Lebenssituation der Schlachtschweine beizutragen. Das Konzept geht weit über die gesetzlichen Standards hinaus. Vor einem halben Jahr startete Westfleisch mit der Aktion. Vorstand Dr. Helfried Giesen ist zufrieden.
In wie vielen Märkten gibt es denn aktuell die Produkte?
Dr. Helfried Giesen: Zum Jahresende in 1.250 Outlets, 2012 sollen es 2.000 werden.
Sind Sie damit zufrieden?
Ja, das ist super. Nach 100 Tagen hatten wir in unseren Testmärkten keine einzige Auslistung. Inzwischen gibt es die Produkte in zwölf Vertriebslinien des LEH. Neben nationalen Listungen in der Großfläche, laufen auch regionale Tests bei Supermärkten, darunter eine bekannte Edeka-Region, bei Cash & Carry sowie in Bedienungstheken.
Die 17 Tierwohl-Produkte sind doch SB-Artikel?
Ja, aber wir wollen auch in die Theke, und das läuft. Wir haben jüngst 450 Thekenkräfte aus 125 Supermärkten eines Handelsunternehmens geschult. Die können den Verbraucher informieren, das Konzept erklären, nutzen das positive Image und bieten ihren Kunden etwas.
Aber mit Tierwohl kommen doch jetzt fast alle...
In Deutschland ist Westfleisch bisher allerdings der einzige Anbieter, der dem Handel ein praxistaugliches Konzept und echte Produkte offerieren kann. Mitbewerber haben ihren Markteintritt für Mitte 2012 avisiert.
Wie reagieren Sie dann?
Wir entwickeln das Konzept stetig weiter, erhöhen jährlich die Standards, sind einfach viel weiter als die Konkurrenz. Außerdem nehmen wir unsere Landwirte, also unsere Lieferanten, inhaltlich mit. Das ist ganz wichtig. Die glauben an das Konzept, haben viel Geld investiert und sehen Tierwohl nicht als Auslaufmodell oder Bio-Ersatz, sondern als Zukunftsmodell.
Wie viele Bauern machen konkret mit?
Aktuell 120. Allerdings stehen durch Voraudits 200 weitere bereit. Derzeit schlachten wir pro Jahr 350.000 Tierwohl-Schweine, Ostern 2012 sollen es 1 Mio. sein.
Machen Sie den Markenartiklern Konkurrenz?
Nein, das Tierwohl-Logo ist offen und kann auch von Markenartiklern verwendet werden. In der Richtung laufen auch einige Gespräche.
Werden Sie das Konzept auch auf Rindfleisch ausdehnen?
Kalb könnte mal ein Thema werden. Aber zunächst etablieren wir es bei Schwein, und zwar richtig.