Edmund Merl GmbH& Co KG Feine Facetten

Feinkost-Anbieter Merl verdichtet mit seiner Politik der kleinen Schritte die nationale Präsenz . Das Lizenzgeschäft mit Käfer bedeutet für die Brühler Neuland.

Donnerstag, 17. November 2011 - Hersteller
Dieter Druck
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Susanne Merl zum Lizenzgeschäft:
Bildquelle: Hoppen

Der Brühler Feinkostanbieter Merl ist aus der Region heraus gewachsen und will in einem sich konsolidierenden Marktumfeld weiter national expandieren. Dabei gilt das „nachhaltige Wirtschaften“ als Prämisse für Susanne Merl. In dritter Generation führt sie seit fünf Jahren zusammen mit ihrem Vater Edmund die Geschäfte mit dem Ziel, das Unternehmen „gesund“ an die nächste Generation zu übertragen. Thorsten Miecznik steht ihr seit 1. Oktober als neuer Vertriebsleiter zur Seite.

Mehr als 75 Jahre Feinkost Merl, immer in Familienhand, verwurzelt in Nordrhein-Westfalen und das in einem Markt, der sich zunehmend konzentriert. Stehen Sie schon unter Artenschutz?
Susanne Merl: Nein, das nicht. Aber es ist heute eine große Herausforderung, sich als mehr oder weniger kleines Familienunternehmen in einem sich verdichtenden Markt zu behaupten. Der Status „kleine schnuckelige Firma“ zählt hier nicht. Man bewegt sich zusammen mit Konzernen im gleichen Umfeld, wobei wir kurze Wege, ein Quäntchen mehr Flexibilität sowie die schnelle Umsetzung von neuen Produktideen als unsere Stärken sehen.

Und leidet man als so genannter Kleiner auch stärker unter der aktuellen Preisentwicklung?
Wie hoch der Leidensgrad bei den Großen ist, kann ich nicht einschätzen. Aber ich denke, dass deren Kapitalausstattung und Marktposition etwas mehr Spielraum bieten. Beispielsweise 25 Prozent mehr für Hering oder Kaltwasser-Garnelen können wir nicht so einfach stemmen, zumal wir nicht an der Qualitätsschraube drehen wollen. Daher sind Preisanpassungen notwendig, aber schwer durchzusetzen.

Welche Perspektiven bestehen vor diesem Hintergrund für die Entwicklung im deutschen Markt?
Thorsten Miecznik: Hier muss man differenzieren. Der tradierte und gesättigte Markt der Feinkostsalate bietet geringere Innovationsspielräume als der Dessertbereich. Saisonalität, Aktionsthemen sind neben der Regionalität vorrangige Ansatzpunkte.

Wie schätzt man bei Merl das Thekengeschäft ein? Gibt das noch etwas her?
Merl: Wir kommen aus der Theke, die in früherer Zeit rund 80 Prozent zum Umsatz beisteuerte. Das hat sich inzwischen nahezu gedreht. Aber wir sind nach wie vor im Bedienungstresen präsent mit hochwertigen Traiteur-Salaten und Saisonprodukten. Gerade für Hochwertiges bieten sich hier Spielräume, außerdem sprechen wir in der Theke von der viel zitierten Ultrafrische. Aber konzeptionelle Ansprüche von Handelsseite werden immer weniger an uns herangetragen. Der Trend geht weiter in Richtung SB.

Ist Pre-Pack für Merl ein Ansatz, um die veränderte Nachfrage aufzufangen?
Wir haben uns von dieser Angebotsform verabschiedet und liebäugeln auch aktuell nicht damit.

Und wie bewerten Sie To-go-Konzepte?
Miecznik: Premium-Feinkostsalate und vor allem -Desserts sind eher Genuss- als typische Convenience-Produkte für den schnellen Verzehr, die sie in den Stolpertruhen der Märkte finden. Aber wir entwickeln gerade mit verschiedenen Handelspartnern To-go-Produkte, kooperieren also auf Basis der Produktentwicklung.


Wenn man auf die vergangene Anuga zurückblickt, müsste man das Thema Antipasti aufgreifen. Machen Sie das?
Merl: Das ist für uns kein Fokus-Markt und wir glauben, dass sich das Ganze auch bereits einer gewissen Sättigungsgrenze nähert.

Aber dafür haben Sie in Köln die neuen Lizenzprodukte unter Käfer gezeigt. Welche Erwartungen werden daran geknüpft? Ist ja kein neuer Ansatz und vor allem auch keine Erfolgsgarantie.
Miecznik: Für uns ist es eine neue Erfahrung. Zum 1. September sind wir mit vier Ganzjahres-Produkten sowie zwei saisonalen gestartet, die aufgrund ihrer Rezeptur einen direkten Bezug zur Feinkosttheke im Münchner Käfer-Stammhaus haben. Das mag schon einmal ein Unterschied sein zu anderen Lizenzprodukten. Ich denke, wir sprechen heute zudem über eine bessere Markenführung. Außerdem ist davon auszugehen, dass wir über die im Süden starke Marke Käfer unsere Präsenz in diesem Gebiet ausbauen werden. Ich muss aber auch hinzufügen, dass die Marke Merl im Süden distributiv zugelegt hat.

Ist neben der Lizenz für Feinkostsalate noch Platz für eine andere oder anders gefragt, ist das Lizenzgeschäft ausbaufähig?
Merl: Es könnte noch mehr werden. Warten Sie ab. Vielleicht ergibt sich schon im kommenden Jahr etwas.

Was haben Sie sonst noch geplant?
Miecznik: Wir werden mit Desserts und Feinkostsalaten noch mehr die Aspekte Regionalität und Saisonalität bedienen. Das kommt bei Handel und Verbrauchern gut an. Muttertag, Karneval als fünfte Jahreszeit bieten zusätzliche Anlässe. Und über „So schmeckt die Heimat“ mit ursprünglichen Rezepturen und Rohwaren aus Nordrhein-Westfalen haben wir seit gut einem Jahr auch einen für Verbraucher gut nachvollziehbaren regionalen Bezug bei Feinkostsalaten.

Nochmals zurück zu den Desserts. Wie beurteilen Sie das Potenzial im diesem Bereich?
Hier bieten sich uns noch weitaus mehr Möglichkeiten als bei den Feinkostsalaten. In den vergangenen zehn Jahren hat Merl als Premium-Anbieter hier Maßstäbe gesetzt und den Markt mitentwickelt. Die Optik mit drei oder mehr Schichten, stückigen Früchten, klassische Rezepturen, beste Zutaten, Verzicht auf Aromen, transparente Verpackung etc. stehen dafür. Und was die Produktion in Brühl angeht, ist der Begriff Manufaktur gerechtfertigt. Viele Schritte werden noch von Hand gemacht.

Welche Rolle spielt der Export?
Merl: Der Anteil unseres Auslandsgeschäftes ist derzeit noch klein und einstellig, aber es wird daran gearbeitet. Wir werden auch künftig keine Schiffe nach Australien schicken, jedoch sondieren wir das Feld in den europäischen Nachbarländern. Insbesondere für den Dessertbereich sehe ich Potenzial sowohl unter Marke als auch Private Label. Der Export ist auch Notwendigkeit, weil im Zuge der allgemeinen Globalisierung Anbieter aus anderen Ländern auf den deutschen Markt kommen.

Sind Sie im Zuge der Konzentration und Konsolidierung auf Herstellerseite ein Übernahmekandidat?
Wir sehen uns nicht als solcher. Wir vollziehen vielleicht aus Ihrer Sicht kleine Schritte, aber die sind nachhaltig und machen unser Familienunternehmen zukunftsfähig für die vierte Generation.
{tab=Die Personen}
Susanne Merl

Thorsten Miecznik

{tab=Das Unternehmen}

Edmund Merl GmbH & Co. KGBrühl

{tab=Bilder}Fotos: Hoppen

Bilder zum Artikel

Bild öffnen Susanne Merl,Geschäftsführerin der Edmund Merl GmbH& Co KG, und Thorsten Miecznik,Vertriebsleiter.
Bild öffnen Susanne Merl zum Lizenzgeschäft:
Bild öffnen Thorsten Miecznik, Vertriebsleiter.