Am Anfang steht eine dicke Rolle. Eine 11 t schwere Rolle aus Aluminium, der so genannte Coil. In sieben Produktionsschritten werden aus diesem etwa 500.000 Getränkedosen. Rund 1,6 Mrd. Dosen (0,33 sowie 0,5 l) laufen jährlich bei der Rexam Beverage Can Berlin GmbH vom Band. Wieder, muss man hinzu fügen. Denn es waren schon mal erheblich weniger. Damit dies nicht wieder passiert, setzen Dosenhersteller wie Rexam oder Ball Packaging Europe zum einen auf die Nische, zum anderen auf Fakten, um einen Imagewandel der Dose einzuleiten und die Konsumenten wiederzugewinnen. Und auf die Bundesregierung: Die überprüft, wie im Gesetz vorgeschrieben, 2010 die Verpackungsverordnung. Die Hersteller erhoffen sich eine Neubewertung des Faktors „ökologisch vorteilhaft“.
Die Bundesbürger sind nicht von Natur aus Dosenmuffel. Im Gegenteil: 8. Mrd. Dosen wurden vor 2003 hier zu Lande abgesetzt. Bis ein Herr Trittin als Bundesumweltminister die politische Bühne betrat. Mit ihm 2003 das Pfand auf Einweggebinde. Es sollte u.a. die Mehrwegquote stützen (was eindeutig nicht gelang) und die Umweltverschmutzung durch in die Landschaft entsorgte Flaschen und Dosen beheben (was eindeutig gelang). Im Volksmund hieß das Ganze Dosenpfand. Sachlich nicht korrekt, sprachlich aber griffig. Und in der Wirkung verheerend. Getränkedosen waren als Umweltsünder stigmatisiert, wurden fast komplett ausgelistet. Allein in Tankstellen oder an Kiosken begegnete der Verbraucher noch diesem Gebinde. 2006 das Tief: Der Absatz sank auf 260 Mio. In den drei deutschen Produktionsstätten waren Kurzarbeit und Entlassungen angesagt. Die Produzenten überlebten nur dank des Exports.
Auch der Berliner Hersteller Rexam. Wurden 2002 noch 1,5 Mrd. Dosen produziert, waren es ein Jahr später 821 Mio. Mitarbeiter wurden entlassen. Inzwischen wird wieder eingestellt in Berlin-Marienfelde. Und es werden mehr Dosen produziert: 1,6 Mrd. im vergangenen Jahr. Von denen immer mehr im Inland verkauft werden: Denn die Dose erobert sich langsam wieder Regalfläche im Lebensmittel-Einzelhandel (LEH) zurück. „Bei Rewe oder Markant haben wir bei Bier inzwischen wieder einen Marktanteil von etwa 10 Prozent“, sagt Welf Jung, Verkauf und Marketing Direktor in Berlin. Insgesamt stieg der Absatz von in Dosen abgefüllten Getränken in Deutschland im vergangenen Jahr um etwa 12 Prozent.
Für Rexam hat sich auch ausgezahlt, dass 2006 das Unternehmen 30 Mio. Euro investierte und auf die Produktion von Dosen aus Aluminium umgestellt hat. Ein begehrter Rohstoff, der überall auf der Welt gesammelt und recycelt wird. Und das ganz ohne Qualitätsverlust für das neu geschaffene Behältnis, wie Welf Jung betont. „Dabei wird zudem nur 5 Prozent der für die Neugewinnung des Aluminiums gebrauchten Energie benötigt“, rechnet er vor. Hersteller scheuen sich nun nicht mehr, Begriffe wie Nachhaltigkeit oder Ökologie in einem Atemzug mit dem Wort Getränkedose zu nennen. Jung untermauert dies mit Fakten: Brachte die 0,5-l-Alu-Dose 1995 noch 20,5 g auf die Waage, waren es 2009 nur noch 16 g. Die Recyclingrate liegt bei mehr als 92 Prozent.
{tab=Bildergalerie}
- Von der Rolle Eine elf Tonnen schwere Rolle aus Aluminium steht am Anfang der Dosen-Produktion bei Rexam in Berlin-Marienfelde.
- Ausgestanzt Rund 500.000 flache so genannte Ronden oder Näpfe stanzt die Napfpresse aus einer Alu-Rolle. Höhe gewinnen die künftigen Dosen dann im Trimmer.
- Saubermachen bitte Schmiermittel hilft beim Strecken. Das muss allerdings wieder abgewaschen werden.
- Saubermann Glänzend gereinigt und im Ofen getrocknet geht es weiter.
- Farbe bekennen Lackieren und Bedrucken der bislang namenlosen Dose.
- Formvollendet Jetzt hat die Dose ihre endgültige Form: Im Necker bzw. Flanger hat sie zuvor ihre charakteristische Halsform bekommen.