Emmanuel Besnier schaut sich gern im Stadion die Fußballspiele des französischen Zweitligavereins Stade Lavallois an, dessen Hauptsponsor seine Firma Lactalis ist – hinter getönten Scheiben. Selbst in der Freizeit bleibt der Chef des bisher weltweit drittgrößten Herstellers von Milchprodukten öffentlichkeitsscheu. Es gibt kaum Fotos des 40-Jährigen, er gibt keine Interviews und nennt keine Geschäftszahlen. Doch nun zwingt ihn sein eigener Wachstumshunger, die traditionelle Verschwiegenheit des Familienunternehmens zu brechen, das Emmanuels Großvater André 1933 unter dem Namen Besnier gründete und sein Vater Michel 1999 in Lactalis umbenannte. Denn der Bretone ist ehrgeizig: Er will mit Lactalis zum weltgrößten Hersteller von Milchprodukten werden. Immer wieder hat er in den elf Jahren, die er schon an der Konzernspitze steht – als Hauptanteilseigner, wie jetzt bekannt wurde –, Firmen gekauft, ohne sich in die Karten schauen zu lassen.
Mit der Übernahme des italienischen Herstellers Parmalat kann Besnier sein Ziel erreichen. Aber dafür zahlt er als Preis nicht nur viel Geld, sondern er muss zum ersten Mal in der Unternehmensgeschichte auch Zahlen offenlegen. Laut französischen Medien stieg der Umsatz 2010 um 11 Prozent auf 10,4 Mrd. Euro, der Nettogewinn um 9 Prozent auf 308 Mio. Euro. Demgegenüber stehen 3,6 Mrd. Euro Schulden, die der Konzern durch Zukäufe angehäuft hat. Auch wenn dieses Geheimnis nun gelüftet ist, beim Fußballgucken und wo immer es geht wird Besnier sich weiter verstecken.
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Wie der Vater, so der Sohn: Emmanuel Besnier führt den Konzern Lactalis genauso erfolgreich wie Papa Michel, und er ist genauso öffentlichkeitsscheu. Es gibt keine Interviews von ihm und kaum Fotos.