Inhaltsübersicht
Welche Rolle spielt die Marke?
Kuhl: Wir sind im Markengeschäft und Handelsmarkengeschäft tätig. Die Marke ist wichtig, um Trends zu setzen. Doch mit der Konzentration im Handel wird die Position der Marke leider nicht leichter. Damit der Anteil des Markengeschäfts ausgebaut werden kann, haben wir unser Werbekonzept auf die neuen Bundesländer zugeschnitten.
Wunderlich: Den Markennamen Friweika gibt es erst seit 1990. Wir müssen die Marke mehr etablieren, und das nicht nur bei Kunden, sondern auch bei den eigenen Mitarbeitern. Denn wenn die sich wohlfühlen und sich mit dem Unternehmen verbunden fühlen, erzählen sie in ihrem Umfeld auch gut und gerne über die Firma.
Rolle: Unsere Dachmarke „Landgemacht“ hat dem Absatz gut getan und bringt mehr Aufmerksamkeit.
Hat man es heute als ostdeutscher Hersteller schwer oder ist es schwieriger als für andere Firmen?
Rolle: Es ist sicher schwierig, aber speziell uns fehlt der Vergleich und wir sind weniger betroffen...
Kuhl: Als Firma aus den neuen Bundesländern muss man etwas „Besonderes“ bieten. Als Wurzener in westdeutsche Regale zu kommen, ist immer noch schwierig.
Wunderlich: Der LEH probiert ostdeutsche Produkte sehr selten national aus. Warum eigentlich? Was ist an der Region in Mecklenburg, in Brandenburg oder Sachsen so anders als im Saarland, Hessen, NRW? Aber der Einkauf im Lebensmittel-Einzelhandel bewertet das oft anders. Möglicherweise liegt die Ursache auch darin begründet, dass die Handelsunternehmen oftmals ihre Zentralen nicht in den neuen Bundesländern haben.
Interessante Erklärung und bedenkenswert. Wo sehen Sie Ihre Firmen in fünf Jahren?
Rolle: Ich persönlich ziehe mich so langsam aus dem operativen Geschäft zurück. Zwei Kinder sind bereits in der Firma tätig. Die sechste Generation ist für die Übernahme bereit. Unsere Produkte sind Rohstoffe mit Gesicht und Geschichte und werden sich weiter behaupten. Zunehmen wird die Nachfrage nach Dienstleistungen, wie etwa Erbsenmahlen. Hier sind Wachstumschancen, die wir bedienen.
Wunderlich: Die Manufakturarbeit wird wichtiger. Handwerkliche Arbeit und Spezialitäten, da liegt unser Potenzial. Diese Herausforderung nehmen wir an und werden sie mit Leben erfüllen.
Kuhl: Die historischen Mühlentürme bei Wurzener symbolisieren das heimliche Wahrzeichen der Stadt Wurzen und unserer Marke. Das ist gut so, und so soll es weiterhin bleiben. Daneben müssen wir unsere Kostenführerschaft als Handelsmarkenhersteller weiter ausbauen, um weiter gefragt zu sein.
Wo sehen Sie für Ihr Unternehmen die größten Hindernisse für die nächsten Jahre?
Wunderlich: Zertifizierungen sind ein Problem. Sie bedeuten einen enormen Zeitaufwand, den kleinere Firmen nicht leisten können. Mittlerweile hat sich schon eine ganze Zertifizierungs-Industrie entwickelt, denn die Partner verlangen Zertifizierungen. Zudem fehlt eine Schiedsstelle für Abweichungen. Und eine große Frage ist: Was passiert ab 2019 in England? Der Brexit wird auch für uns ein großes Thema.
Rolle: Man könnte es „Mittelstandsvernichtungsprogramm“ nennen, was sich in den letzten Jahren entwickelt hat. Es gibt zu viele Vorschriften, wovon einige fraglich sind. Für die großen Firmen stellen sie kein Problem dar, aber für kleine Betriebe und Mittelständler schon. Hier muss etwas geschehen.