Roundtable Ostdeutsche Produkte Regional mit überregionalem Anspruch - Roundtable Ostdeutsche Produkte: Teil 2

Amiga oder Brockenhexe kennen nur noch Kenner. Aber viele Marken der früheren DDR gibt es immer noch. Manche sind national präsent, andere nicht. Sind die Hürden zu hoch? Zum Thema traf sich auf Einladung der Lebensmittel Praxis eine Gesprächsrunde.

Donnerstag, 19. Juli 2018 - Hersteller
Silvia Schulz
Artikelbild Regional mit überregionalem Anspruch - Roundtable Ostdeutsche Produkte: Teil 2
Bildquelle: Santiago Engelhardt

Haben es Produkte von ostdeutschen Herstellern bei der Listung im LEH schwer oder gar schwerer?
Kühn: An der Wertschätzung für Lebensmittel muss noch gearbeitet werden. Und zwar bei Handelspartnern, aber auch den Konsumenten.

Thiele: Die Herkunft der Lebensmittel – ob aus dem Osten oder Westen – spielt dabei aber schon lange keine Rolle mehr. Es geht um das Produkt.

Gaida: Die Chancen sind heute tatsächlich gleich, wenn in Teilen nicht sogar besser. Denn regionale Produkte erfreuen sich, wie gesagt, beim Verbraucher großer Beliebtheit. Entscheidend ist: Das Gesamtpaket muss passen, dann klappt es auch mit der Listung.

Immer öfter wird der Handel zum Hersteller und das nicht nur durch Eigenmarken, sondern auch durch Zukäufe. Verkaufen Sie auch direkt?
Thiele: Wir vertreiben unsere Produkte über den LEH und haben einen Online-Shop. In unserer Heimatstadt haben wir zwei kleine Ladengeschäfte. Eigene Läden sind darüber hinaus nicht in Planung.

Kühn: Wir beliefern den LEH, haben aber auch drei eigene Läden. Die befinden sich im Brandenburger Land. Dabei soll es auch bleiben.

Gaida: Wir betreiben in näherer Umgebung zu unserem Produktionsstandort lediglich zwei Ladengeschäfte. Mehr werden es nicht. Die Belieferung des LEH und Discount ist und bleibt unser Schwerpunkt. Hier liegt auch – wie viele Bespiele zeigen – die Kernkompetenz für direkte Vermarktung und Verbrauchernähe.

Was sind Ihre aktuellen Ziele?
Kühn: Wir wollen die Marke Eberswalder zur Nummer eins in der Region machen. Darüber hinaus wollen wir das Aktionsgeschäft Eberswalder national weiter ausbauen, und wir liebäugeln auch mit Europa.

Thiele: Regionalität ist unser Schwerpunkt. Doch natürlich sind wir auch bestrebt, den Export weiterzuentwickeln. Dazu besuchen wir internationale Messen, fokussieren uns aber aufgrund unserer Größe auf bestimmte Länder.

Gaida: Wir möchten unsere starke Position im Bereich der „Regionalen Spezialitäten“ weiter ausbauen. Sehr gute Differenzierungschancen sehen wir dabei unter anderem in einer nachhaltigen und regionalen Beschaffung unserer eingesetzten Rohstoffe. Hierbei ist eine antibiotika- und genfreie Aufzucht, neben optimalen Haltungsbedingungen der Tiere, besonders zielführend. Überdies arbeiten wir auch sehr konzentriert in Bereichen wie Salzreduktion unserer Rezepturen und nachhaltige Produktverpackungen weiter an deutlichen Fortschritten.

EWG aus Britz
  • EWG Eberswalder Wurst GmbH, Joachimsthaler Straße 100, 16230 Britz
  • Gründung 2002, als ostdeutsches Kombinat 1977
  • www.eberswalder.de
  • USP: Traditionsrezepturen und -verfahren aus der Vorwendezeit
  • Besondere Aktivitäten: Sportsponsor Hauptstadtregion; Stadionwurst des 1. FC Union Berlin
  • Motto/Vision: ...richtig gut die Wurst – und immer besser werden!
  • Sortiment: Würstchen, Bratwurst, Spezialitäten, Aufschnitt, Fleisch & Co., Vegetarisch
  • Sortiment mit etwa 150 SpezialitätenToppseller: Eberswalder Würstchen

Wo sehen Sie Ihre Unternehmen in fünf Jahren?
Gaida: „Die Thüringer“ werden in allen Bereichen noch deutlich besser aufgestellt sein als heute. Punkt!

Thiele: Im Osten wollen wir unseren hohen Marktanteil noch weiter ausbauen. Wir wollen die absolute Nummer eins sein. Aber wir möchten auch andere Warenbereiche ausloten. Beim Symposium „Feines Essen und Trinken“ in München stellten wir etwas absolut Neues für unser Unternehmen vor, Stichwort Feingebäcke. Zudem wollen wir das Erleben der Marke in unserer Eventbäckerei „Kathi’s Backzauber“ am Standort weiter ausbauen.

Kühn: Eberswalder ist nicht nur Wurst, sondern auch Fleisch. Das wollen wir weiter vorantreiben, auch wenn der Rohstoff nicht nur aus Brandenburg kommt. Wir planen bei Fleisch eine regionale Veredelungsstufe einzuführen. Und wir müssen Gewinn machen, um ausreichend investieren zu können. Wenn der Verbraucher an Eberswalder denkt, soll er die Markenwerte Eberswalder wahrnehmen und nicht nur die Eberswalder Würstchen.