Food-Start-ups Erfolgsformel

Kenner der Food-Start-up-Szene verraten in der Lebensmittel Praxis, was es braucht, um erfolgreich zu sein.

Mittwoch, 04. Oktober 2017 - Hersteller
Tobias Dünnebacke
Artikelbild Erfolgsformel
Felix Leonhardt, Gründer von Lycka.
Bildquelle: Grillido, Mondelez, Lycka

Direkter Kontakt
Spricht man dieser Tage von einem noch jungen Start-up, das den Durchbruch tatsächlich geschafft hat, muss man Grillido erwähnen. Das Unternehmen, gegründet von den Schulfreunden Manuel Stöffler und Michael Ziegler, bietet Grill- und andere Wurstwaren mit geringem Fett- und hohem Eiweißanteil an.

Die Listungen im LEH kommen gut voran, aber das war nicht von Beginn an so, wie Ziegler der Lebensmittel Praxis verrät: „Wir hatten anfangs keinerlei Erfahrungen im Lebensmittelhandel, wussten nicht, wie die Branche funktioniert und auf was man achten muss. Gerade der Vertrieb ist eine Herausforderung, die man als Start-up alleine fast nicht schultern kann“, so der Grillido-Gründer. Besonders der intensive Kontakt mit den Kaufleuten sei am Anfang wichtig gewesen. Schließlich fand man mit der Edeka Südwest einen Partner, der dem Start-up eine Chance gab. „Wir freuen uns beide, dass es in dieser Region sehr gut läuft. Jetzt wollen wir den Erfolg bei weiteren Regionen wiederholen“, sagt der Grillido-Chef. Für Newcomer hat Ziegler einen Tipp: Probieren geht über studieren. So wird auch ein neues Snack-Produkt der Marke zunächst in nur 100 bis 200 Märkten verfügbar sein, bevor es deutschlandweit in die Listung geht. So können Anlage, Platzierung und Verpackung noch angepasst werden. Auf die Frage warum Start-ups heute so im Fokus stehen, hat Ziegler eine klare Antwort: „Der Konsument ist heute anspruchsvoller, will nicht jeden Tag das Gleiche essen. Er lässt sich im Laden gerne inspirieren. Und gerade von den hochwertigen Händlern wie bei Edeka oder Rewe wird heute das Besondere erwartet.“

Flache Hierarchien und schnelle Entscheidungen
2016 rief Mondelez in Deutschland mit dem Kollaborationsprogramm „Shopper Futures“ Start-ups in ganz Europa dazu auf, gemeinsam mit Handelspartnern innovative Konzepte und Technologien für das Einkaufserlebnis der Zukunft in der Lebensmittelwirtschaft zu testen. Zu den Teilnehmern gehörten unter anderem das Leipziger Start-up Sensape, das mithilfe künstlicher Intelligenz und Augmented Reality (Interaktion mit Hilfe eines Bildschirms am PoS), ein neues, emotionales Einkaufserlebnis schaffen will. Die Vorteile eines Start-ups erläutert Kai Thornagel, Head of Digital Activation & Connected/E-‧Commerce bei Mondelez: „Innovationsprozesse verlangen Flexibilität und schnelle Entscheidungen - gerade in Bereichen, die sich so rasant entwickeln wie im FMCG-Geschäft. Mit niedrigen Hierarchien, schnellen Abstimmungen im kleinen Team und zielstrebiger Kommunikation sind Start-ups der ideale Partner, um kurzfristig auf Trends zu reagieren.“ Ein Konzern wie Mondelez International wiederum verfüge über die Finanzmittel, Informationen zu Handelskunden und Shoppern sowie Marken mit großer Durchschlagskraft. „Eine Kooperation verknüpft die Vorteile zum Gewinn für beide Seiten“, sagt Thornagel.

Treiber von Innovationen
Mit dem Projekt Foodstarter , eine Plattform, die die Zusammenarbeit mit Gründern und Händlern erleichtert, setzt Edeka aktiv auf das Thema Start-up. Der Händler erläutert auf Anfrage der Lebensmittel Praxis die Kinderkrankheiten von jungen Unternehmen: „Es bestehen häufig Herausforderungen in der Logistik. Darüber hinaus haben einige Hersteller gerade zum Start sehr hohe Produktionskosten, die es erschweren, ihre Produkte zu wettbewerbsfähigen Preisen anzubieten“, heißt es aus der Unternehmenszentrale. Trotzdem ist Edeka von der Zusammenarbeit überzeugt: „Die Marke Edeka steht für Vielfalt und Genuss. Wir wollen unseren Kunden ein echtes Einkaufserlebnis bieten, und dazu gehören immer auch Innovationen im Sortiment. Gerade kleinere Start-ups sind sehr innovativ und bringen mit ihren Produkten neue Impulse“, heißt es bei Edeka. Derzeit liegt die Zahl der registrierten Start-ups bei rund 200, die rund 450 Artikel anbieten.

Ideen-Austausch
Ein tolles Genussproduke noch verbessern und anderen damit helfen: Das war und ist die treibende Kraft für Felix Leonhardt, Sven Perten und Johannes Nass. Sie wollen etwas gegen den Hunger in der Welt tun. Gemeinsam gründeten sie in Hamburg 2014 „Lycka“. Sie starteten mit Eiscreme, heute gehören u. a. Frozen Joghurt, Riegel und Cold- Brew-Kaffee zum Portfolio. Das Besondere: Von jedem verkauften Produkt wird eine Schulmahlzeit für Kinder in Burundi finanziert. Als eines der größten Hindernisse bezeichnet Leonhardt die Bürokratie. Positiv kann er die Zusammenarbeit zwischen den Gründern hervorheben: So habe Lycka von der Hilfe anderer Start-ups wie My-Müsli profitiert, die mit Rat und Tat zur Seite standen. Inzwischen geben sie ihr Wissen selbst weiter an andere Gründer. „Das müsste noch viel stärker gepflegt werden.“ Viele Gründer würden zwar befürchten, dass ihre Idee geklaut wird, aber für die Produktentwicklung sei das Feedback sehr wichtig. Bei der Finanzierung von Lycka halfen vor allem Business Angels bzw. die Food Angels, „sowohl mit Tipps und Wissen als auch mit Kapital“.

Bilder zum Artikel

Bild öffnen Michael Ziegler (l.) und Manuel Stöffler mit dem Koch Patrick Coudert.
Bild öffnen Felix Leonhardt, Gründer von Lycka.
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