Landgard Regional, national, international

Kurze Wege nutzen! So lautet die Erfolgsformel für Landgard, einem der größten Erzeuger und Vermarkter von Blumen und Früchten in Deutschland. Wie das funktioniert, erläutert Vorstandsvorsitzender Henning Schmidt.

Donnerstag, 24. Februar 2011 - Hersteller
Heidrun Mittler
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Bildquelle: Hoppen

Die genossenschaftliche Produktion von Blumen und Pflanzen sowie Obst und Gemüse in Deutschland bündeln – das hat sich das Unternehmen Landgard bei seiner Gründung im Jahr 2005 auf die Fahnen geschrieben. Dieses Ziel hat man erreicht, mittlerweile agiert das Unternehmen auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene. Heute bietet der Konzern dem deutschen Handel eine flächendeckende Distribution in alle möglichen Vertriebsformen. Bei der Sparte Blumen und Pflanzen – mit diesen empfindlichen Produkten tätigt der Konzern den größten Umsatz – beliefert Landgard neben dem klassischen Lebensmittelhandel auch Discounter, Floristen und Gartencenter.

Entstanden ist Landgard aus dem Zusammenschluss zahlreicher einzelner Organisationen, wie der Godeland Vermarktungsgesellschaft oder Vetter-Gruppe, die auf der Fruit Logistica erstmals unter dem Namen Landgard aufgetreten ist. Dabei bleibt die genossenschaftliche Struktur bestehen, rund 3.000 Erzeuger pflanzen, pflegen, ernten und bilden die Basis des Unternehmens. Entsprechend eng ist die Bindung der Gartenbaubetriebe an Landgard, betont Henning Schmidt, der seit 2009 als Vorstandsvorsitzender die Geschäfte lenkt.

Schmidt sieht in beiden Sparten, Blumen und Pflanzen sowie Obst und Gemüse, gleichermaßen weitere Wachstums-Chancen. Er setzt auf „kurze Wege": Produkte können dort vermarktet werden, wo sie angebaut werden, weil Landgard bundesweit über flächendeckende Distributionszentren verfügt. Zwei weitere Standorte, Prag und Wien, sorgen für die Belieferung osteuropäischer Länder. Durch eine eigene Logistik (gebündelt in der Fresh Logistics Systems FLS) hat man die Möglichkeit, die Ware entweder in die Distributionszentren, zu den Handelszentralen oder (bei Blumen und Pflanzen) direkt zum Einzelhandel zu bringen.

Wichtige Themen, so Schmidt, sind Qualitätsmanagement und -sicherung sowie Nachhaltigkeit. Landgard beteiligt sich an verschiedenen Projekten, die zur Schonung der Umwelt beitragen und Aspekte einer nachhaltigen Produktion berücksichtigen. Nur ein Beispiel: Bei Vitarom Frischgemüse in Hemmingstedt werden die Gewächshäuser mit Abwärme eines benachbarten Kraftwerks genutzt. In Hemmingstedt wachsen neben Tomaten noch Paprika – damit ist Landgard einer der wenigen Paprikaerzeuger in Deutschland.

Als ehemaliger Edekaner freut sich Schmidt besonders über den Erfolg der Cash&Carry-Märkte, die Landgard für Wiederverkäufer betreibt. An derzeit 34 Standorten bietet man alle Erzeugnisse, die man für das Geschäft mit Blumen und Pflanzen benötigt: neben Schnittblumen, Topf- und Beetpflanzen auch Setzlinge, Erde, Dekorationsartikel, Verpackungsmaterial und anderes Zubehör.

Auf die Frage, wie der Lebensmittelhandel sein Geschäft mit dieser Warengruppe verbessern könne, nennt Schmidt zwei wichtige Punkte: Seiner Ansicht nach sollten Einzelhändler, die sich mit diesem Sortiment profilieren wollen, eine „kompetente Fachkraft einstellen, die dafür sorgt, dass nur frische Ware im Markt steht". Aus Erfahrung weiß er, dass es falsch ist, „in Inventur-Differenzen zu denken". Wenn der Strauß Tulpen zuhause schon nach zwei Tagen die Köpfe hängen lässt, kauft der Konsument in diesem Geschäft kein weiteres Mal mehr Blumen. Der Vorstandsvorsitzende weiter: „Der Kunde kauft mit den Augen und will nicht enttäuscht werden". Händler, die sich engagieren und intensiv um die Blumen kümmern, profitierten von ihrem Einsatz. Eine These, die im Übrigen ebenso auf Obst und Gemüse zutrifft.


Pluspunkt Regionalität

Fragen an Henning Schmidt, Landgard

Landgard ist in den letzten Jahren enorm durch Fusionen gewachsen. Hat das Unternehmen aus Ihrer Sicht nun die gewünschte Größe erreicht?
Es geht nicht um Größe, sondern um den Strukturwandel im europäischen Gartenbau. Die Veränderungen im Markt werden anhalten, wir stellen uns den Erfordernissen. Landgard hat sich zum Ziel gesetzt, einer der führenden Vermarkter in Deutschland und Europa zu sein, wenn es Blumen und Pflanzen sowie Obst und Gemüse geht.

Ihr Konzern hat im vergangenen Jahr über 1,8 Mrd. Euro umgesetzt, eine beachtliche Größe. Welche Vorteile hat der Handel von dieser Größe?
Wir distribuieren national und verfügen in allen Teilen Deutschlands über Verkaufsplattformen. Der Handel trifft mit uns eine zentrale Absprache, wie liefern dezentral aus, dabei sind unsere Aktivitäten regional, national und international.

Bleibt dabei die Regionalität nicht zwangsläufig auf der Strecke?
Im Gegenteil, alle anderen Marktteilnehmer beneiden uns um unser regionales Angebot! Schließlich befinden sich unsere Erzeuger in ganz Deutschland. Wir fahren keine Paprika aus Spanien nach Flensburg, bei uns kommt sie vielmehr aus Hemmingstedt in Schleswig-Holstein.. Ein Apfel, der im Rheinland wächst, kann dort direkt vermarktet werden. Wenn allerdings ein norddeutscher Kunde einen rheinischen Pinova möchte, bekommt er ihn – wir haben alle Möglichkeiten.

Landgard sieht sich selbst als „Dienstleiter für den Handel". Was heißt das konkret?
Wir machen dem Handel ein Komplettangebot, und zwar maßgeschneidert. Nehmen wir das Beispiel Obst und Gemüse: Alles, was hier bei uns im Sommer wächst, können wir 12 Monate im Jahr für ihn beschaffen. Wir kommissionieren, verpacken und liefern die Ware, entweder bis zu den Distributionszentren, bei Blumen und Pflanzen teilweise sogar bis zum einzelnen Markt. Der Handel hat bei uns genau einen Ansprechpartner und einen Preis.

Landgard gehört rund 3.000 Erzeugern, die meisten davon sind in Deutschland. Wie kommen diese Produzenten damit zurecht, dass sich Landgard immer stärker international ausrichtet?
Unsere Mitglieder wollen eine optimale Vermarktung ihrer Produkte. Das operative Geschäft wird in den einzelnen Gesellschaften für Blumen & Pflanzen sowie Obst & Gemüse abgewickelt. Übrigens: 90 Prozent unserer Gartenbaubetriebe stammen aus Deutschland, die restlichen 10 Prozent überwiegend aus europäischen Nachbarländern und aus Afrika.

Sie betreiben selbst 34 Cash& Carry-Märkte. Wie erfolgreich sind sie damit?
Das ist eine Erfolgsstory. Wir haben es verstanden, den Erzeuger komplett in die Vermarktung einzubinden. Neben wir das Beispiel Primeln: Wenn ein Kunde morgens bestellt, liefert uns der Gärtner die Ware nachmittags an. Wir transportieren die Ware an den in der Nähe liegenden C&C-Markt, wo der Kunde sie früh morgens ab 4 Uhr abholen kann. Diese Schnelligkeit können nur wenige Lieferanten in Deutschland bieten.

{tab=Zur Person}

Henning Schmidt kennt genossenschaftliche Strukturen ebenso wie den Handel und den Gartenbau: Seit 8 Jahren treibt er bei Landgard unter anderem den Umbau des Unternehmens voran. 2009 löste er dann den ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Willi Fitzen ab, als dieser in den Ruhestand trat. Zuvor hat Schmidt rund 20 Jahre bei der Edeka in unterschiedlichen leitenden Positionen sowie in der Industrie gearbeitet.

{tab=Zum Unternehmen}

Die Landgard eG mit Sitz in Straelen-Herongen (an der deutsch-niederländischen Grenze) ist eine Vermarktungsorganisation mit einem Gesamtumsatz von 1.842 Mio. Euro im Jahr 2010. Sie steht im Wesentlichen auf zwei Beinen: einer GmbH für Blumen und Pflanzen (über 1.100 Mio. Euro Umsatz, Sitz in Straelen-Herongen) und einer GmbH für Obst und Gemüse (knapp 700 Mio. Euro Umsatz, Sitz in Bornheim). Zudem unterhält Landgard ein eigenes Logistik-Unternehmen mit 200 Fahrzeugen und ist beteiligt an der neuen „Veiling Rhein-Maas", der einzigen Versteigerung für Blumen und Pflanzen in Deutschland.

{tab=Die meistverkauften Landgard-Produkte}