Laurens Spethmann Holding Auf lange Sicht

Die national und international orientierte Laurens Spethmann Holding schloss das vergangenen Jahr mit 520 Mio. Euro Umsatz leicht positiv ab.

Donnerstag, 27. Januar 2011 - Hersteller
Dieter Druck
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Bildquelle: Geisler

Den deutschen Teemarkt wertet Jochen Spethmann, Vorstandsvorsitzender der Laurens Spethmann Holding, im Rückblick auf das Teegeschäft der Ostfriesischen Tee Gesellschaft (Milford, Meßmer etc.) mit hanseatischen Understatement als „eher ruhige Veranstaltung". Dennoch, der Markt ist nicht statisch. Im Jahresrückblick sieht Spethmann Licht und Schatten, aber auch Perspektiven. So offenbarte das zum Jahresbeginn 2010 umgesetzte neue Milford-Konzept erhebliche Anlaufschwierigkeiten und musste zur Jahresmitte nochmals überarbeitet werden. „Seit dem Herbst haben wir jedoch die Bestätigung vom Markt, dass der Turnaround geschafft wurde", hebt Spethmann hervor. Nach deutlichen Verlusten zum Jahresanfang hat Milford kumuliert beim Marktanteil 2 Prozentpunkte eingebüßt.

Dagegen wuchs die nur in Deutschland vertriebene Marke Meßmer erneut und schloss 2010 mit einem Plus von rund 4 Prozent ab. Der Teemarkt insgesamt legte um 2 Prozent zu. Die positive Entwicklung von Meßmer macht man in Seevetal vor allem am Ländertee-Konzept, den Wintertee-Sorten, an der Wellness-Linie „Oase" und nicht zuletzt an der zum Juni 2010 eingeführten Range „Purer Genuss" fest. Sie sei Beispiel dafür, dass im Inlandsgeschäft nur über nachhaltige Konzepte etwas zu bewegen sei.
Generelles Ziel sei, neue Verzehranlässe für Tee zu initiieren. Drei laufende Projekte würden sich mit diesem Ansatz beschäftigen. „Das Ganze ist langfristig angelegt und erste Ergebnisse in diesem Jahr noch nicht zu erwarten."

Weiterhin ausbauen will LSH die PoS-Aktivitäten mit den hiesigen Handelspartnern. „Der Promotion-Anteil von deutlich unter 20 Prozent zeigt, dass Tee, anders als Kaffee, grundsätzlich wenig Aktionsgeschäft hat. Tee ist nach wie vor Regalgeschäft. Dennoch werden Aktionen und Sampling weiter an Bedeutung gewinnen", ist sich Spethmann sicher. Ebenso das Category Management, denn das Teeregal neige zu einer gewissen Unübersichtlichkeit.

Nicht ganz so gebeutelt wie die Rösterkollegen sind die Teeanbieter hinsichtlich der Rohstoffpreise. Tee wird nicht spekulativ gehandelt. Dennoch schlagen ein schwacher Euro sowie Teuerungen beim Verpackungsmaterial auf der Kostenseite durch. Dazu trifft z. B. eine schlechte Grün- und Schwarztee-Ernte auf einen steigenden Konsum in den Schwellenländern und gleichzeitig qualitativ höhere Anforderungen in den Industrieländern. Beispielsweise wurden Partien wegen Rückständen abgelehnt. „Unser Bestreben ist die Absatz- und Preissicherheit", sagt Spethmann, aber größere Preiserhöhungen in Laufe der nächsten Jahre seien nicht auszuschließen.


In mehr als 40 Ländern

Mit ihren zwölf Tochtergesellschaften ist die LSH in mehr als 40 Ländern präsent. Auch im Auslandsgeschäft, das etwas mehr als 40 Prozent der Umsatzerlöse bringt, zeigten sich im 2010 Licht und Schatten. Hohe Erwartungen knüpft Spethmann an die Türkei. Hier ist die LSH seit 2009 mit 65 Prozent an der Milford Yildiz beteiligt. Neben dem heimischen Markt sieht Spethmann die Türkei als Plattform für die Erschließung angrenzender Länder. Vergleichbar ist Österreich, wo LSH mit einer eigenen Produktions- und Vertriebsgesellschaft und der Marke Milford vertreten ist. Von dort aus werden Tschechien, Slowenien, Polen etc. betreut. Das Osteuropa-Geschäft gestaltet sich jedoch derzeit aufgrund des Währungsverfalls gegenüber dem Euro schwierig. In Russland ist die Krise überwunden, das Niveau von 2008 wieder erreicht. Gute Geschäfte verzeichnete Frankreich, während in England aufgrund eines starken Wettbewerbs und durch den Druck auf die Rohstoffpreise bei Schwarztee die Bilanz „nicht zufriedenstellend" ausfiel. Dementsprechend verkaufte die LSH Keith Spicer zum Ende 2010 an die nordamerikanische Harris Tea Company.

Potenzial auf internationaler Ebene erkennt der Vorstandsvorsitzende auch im Handelsmarkengeschäft. „Hier sind wir einer der führenden Private-Label-Anbieter." Auch das Wachstum über Akquisitionen wird weiter verfolgt. Allerdings seien die Kaufpreise in den vergangenen Jahren jenseits von Gut und Böse gewesen.

Rund drei Viertel des 2010 erzielten Umsatzes von 520 Mio. Euro (Vorjahr: 510 Mio. Euro) erwirtschaftet LSH mit Tees. Die übrigen 25 Prozent entfallen auf die Bereiche Süßstoffe (z. B. Huxol), Riegel und Cerealien. Hier ist die LSH über eine 50-Prozent-Beteiligung am Cerealienhersteller Nordgetreide in Lübeck (vor allem Handelsmarkengeschäft mit Cerealien) aktiv sowie über die nach dem Verkauf von Schneekoppe 2007 gegründete Nutrisun GmbH (Riegel und Süßstoffe). Beide Bereiche entwickeln sich nach eigenen Angaben gut. Insbesondere bei den Cerealien bestünde die Herausforderung, eine kapitalintensive Produktion kosteneffizient zu betreiben, erklärt der Vorstandsvorsitzende. Auch hier böten sich Perspektiven über Akquisitionen im Ausland, Innovationen und den Eintritt in neue Warengruppen mit Marke und Private Label. Bessere Aussichten als mit Schneekoppe: „Wir haben die Marke in zehn Jahren nicht auf die Beine gebracht und keine Entwicklungsmöglichkeiten mehr gesehen", räumt Spethmann ein.

Er verkörpert die vierte Generation in „einem traditionsreichen, modern geführten Familienunternehmen". Spethmann und sein Bruder Michael halten jeweils 44 Prozent der Anteile, seine Schwester, die nicht im operativen Geschäft tätig ist, die restlichen 12 Prozent. „Mein Bruder ist der Innen- und ich der Außenminister" erklärt er die Aufgabenverteilung. Die Bereiche Personal und Logistik obliegen innerhalb des Vorstands Andreas Buß. Der Aufsichtsrat ist durchgehend „nicht familiär" besetzt. Die personelle Zukunft scheint gesichert. Derzeit gibt es innerfamiliär acht potenzielle Nachfolger im Alter von 2 bis 23 Jahren.

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Umsatz 2010: 520 Mio. Euro (Vorjahr: 510 Mio. Euro)
Auslandsteil: ca. 40 Prozent
Mitarbeiter: Deutschland: ca. 1.100; International: ca. 400
Geschäftsfelder und Marken:
Tee: Meßmer, Milford, Onno Behrends, Ashbys, Old England, St. James's Teas, Grosch, Pagès, Marco Polo
Riegel, Süßstoffe (Sunfield, Huxol)
Cerealien
Handelsmarken
Vorstand: Jochen Spethmann (Vorsitzender, Strategie, Vertrieb, Marketing CI, PR),
Michael Spethmann (Finanzen, Recht, Informationstechnik, Produktion Tee)
Andreas Buß (Personal, Logistik, Produktion Riegel, Süßstoffe und Cerealien)

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Jochen Spethmann, Vorstandsvorsitzender der Laurens Spethmann Holding
„Das Teeregal neigt zur Unübersichtlichkeit."