Eckes-Granini Lupenreiner Markenartikler

Das Segment fruchthaltige Getränke steht unter Preisdruck. Trotzdem baute Eckes-Granini den Marktanteil 2009 aus. Thomas Hinderer, Vorsitzender der Geschäftsführung, fokussiert auf hohes C und die internationale Marke granini.

Mittwoch, 25. August 2010 - Hersteller
Tobias Dünnebacke

Herr Hinderer, wert- und mengenmäßig verliert der Fruchtsaftmarkt in Europa. Wie steuern Sie gegen?

Thomas Hinderer: Wir haben uns 2007 aus unserem eineinhalb Jahrhunderte dauernden Engagement im Spirituosengeschäft zurückgezogen und 2008 das Handelsmarken-Geschäft in Frankreich verkauft. Mittlerweile ist die Eckes-Granini Group ein lupenreiner Markenartikler für Fruchtsäfte. Wir konzentrieren uns voll auf unsere internationale Marke Granini und „Local Heroes“ wie hohes C in Deutschland oder Joker in Frankreich.

Das Gesamtvolumen ging 2009 um 7,2 Prozent auf 1.007 Mio. l zurück. Schmerzt dieser Verlust nicht?

Man muss das differenzierter betrachten: Um die Desinvestitionen bereinigt ergibt sich ein Rückgang von 4 Prozent. Davon abgesehen konnten wir unseren Marktanteil in Höhe von 12,2 Prozent sogar noch ausbauen. Zudem steht der Wert bei uns immer vor der Menge. Wir wollen nicht um jeden Preis wachsen.

Am Ende schlug bei der Eckes-Granini Group doch ein EbIT von 58 Mio. EUR (+19,8 Prozent) zu Buche. Auf welche Maßnahmen ist das zurückzuführen?

Erstens haben wir die konsequente Optimierung des Länder-, Marken- und Produktportfolios vorangetrieben. So haben wir uns beispielsweise aus dem russischen Markt zurückgezogen, der stark unter der Wirtschaftskrise gelitten hat. Zweitens haben wir mit Investitionen in modernste Anlagen unsere Effizienz steigern können und drittens aktives Kostenmanagement betrieben.

In konjunkturell angespannten Zeiten setzen viele Unternehmen den Rotstift zuerst bei den Werbeausgaben an. Wie verhält es sich bei Eckes-Granini?

Wir verfolgen hier eine andere Strategie und halten unsere Werbeausgaben trotz schwieriger Rahmenbedingungen auf hohem Niveau.

Der Bereinigung des Produktportfolios fielen auch die Smoothies zum Opfer. Wie schätzen Sie dieses Trendsegment mittlerweile ein?

Wir waren trotz der allgemeinen Euphorie skeptisch. Mittlerweile hat sich diese Skepsis bestätigt. Die Smoothie-Kategorie ist hoch geflogen und tief gefallen. Wir haben mit dem granini Fruchtgenuss einen Versuch unternommen, aber gemerkt, dass das nichts für uns ist.

Auf was möchten Sie sich stattdessen konzentrieren?

Natürlichkeit, Regionalität und Vertrauen sind wichtige Konsumentenbedürfnisse. Diesen wollen wir beispielsweise mit der neu eingeführten hohes-C-Range „Heimische Früchte“ gerecht werden. Außerdem wurde Anfang 2010 in Frankreich, Deutschland und Großbritannien unsere neue granini Frisch-Gepresst-Range eingeführt. Das Segment der gekühlten Säfte ist sehr vielversprechend.

Die Gruppe agiert mit Landesgesellschaften in 14 europäischen Ländern. Sind weitere Expansionen geplant?

Nach unserem Erfolg mit granini in Rumänien ist uns im vergangenen Jahr der Eintritt in den bulgarischen Markt gelungen. Die langfristige Ausrichtung und die Investition in das europäische Geschäft haben wir auch mit dem Rückkauf der Minderheitsanteile an Eckes-Granini Ibérica von der spanischen Brauereigruppe Damm unterstrichen. Gleichzeitig wollen wir auch die erfolgreiche Zusammenarbeit im Bereich Außer-Haus-Konsum mit Damm fortsetzen. Und wir halten auch weiterhin die Augen bezüglich interessanter Akquisitionen und Joint-Ventures offen.

{tab=Zum Unternehmen}

Die Eckes-Granini Group GmbH agiert mit Landesgesellschaften in 14 europäischen Ländern und beschäftigt rund 1.450 Mitarbeiter, etwa 70 davon in der Unternehmenszentrale. Die Gruppe ist mit den internationalen Marken wie granini sowie lokalen Marken wie hohes C, Joker oder Marli europaweit im Lebensmittel-Einzelhandel auch im Außer-Haus-Konsum präsent.

Keimzelle des Unternehmens ist Nieder-Olm, wo Fuhrunternehmer und Landwirt Peter Eckes im Jahr 1857 mit  einer Brennerei zur Destillation von Weinrückständen den Grundstein für den Getränkekonzern legte. Noch heute  befindet sich dort die Zentrale. Parallel zur Expansion der Alkoholsparte wurde ab den frühen 1930er-Jahren die Herstellung und Vermarktung von Fruchtsäften auf- und ausgebaut. 1958 wurde mit hohes C der erste trinkfertige Orangensaft aus der Flasche eingeführt.

{tab=Zur Person}

Thomas Hinderer (51) ist seit Juni 2005 Vorsitzender der Geschäftsführung der Eckes-Granini Group GmbH in Nieder-Olm.

Zu den ersten beruflichen Stationen gehörte Ritter Sport. Es folgten Birkel, Bestfoods und die Unternehmensgruppe Theo Müller (als Vorsitzender der Geschäftsführung). Thomas Hinderer ist verheiratet und hat eine Tochter.

{tab=Bildergalerie}

Thomas Hinderer, Vorsitzender der
Geschäftsführung Eckes-Granini Group

{tab=Diagramm}

Ergebnissteigerung

Umsatz, Absatz und Vorsteuerergebnis der Eckers-Granini Gruppe

Das könnte Sie auch interessieren