Ladenbautagung Die Kraft der Inszenierung

Bei der dlv-Ladenbautagung gab es dieses Mal einen Teilnehmerrekord. Die 190 Gäste hörten in Dresden interessante Vorträge und besichtigten die Produktionsstätte von Ligneus.

Freitag, 27. Juni 2014 - Hersteller
Reiner Mihr
Artikelbild Die Kraft der Inszenierung

Das Motto der dlv-Ladenbautagung, „Die Kraft der Inszenierung“, passte zu Dresden. Denn mit Zwinger, Frauenkirche und Semperoper hat sich die Stadt selbst in Szene gesetzt. Doch auch das Programm im Taschenbergpalais mit hochkarätigen Rednern hatte dazu geführt, dass es 190 Teilnehmer gab – so viele wie noch nie. Key-Note-Speaker war der Wiener Laden-Dramaturg Dr. Christian Mikunda. In seinem Vortrag erläuterte er, welche wichtige Rolle ein Konzept für die heutige stationäre Handelslandschaft spielt, es müsse einem Drehbuch ähneln. Laut Mikunda ist die Zeit gekommen, den stationären Handel gegenüber dem Online-Handel stark zu machen. Wie das gelingt, dafür hatte er viele Beispiele im Gepäck. „Einkaufen ist heute Ausgehen“ , und so empfiehlt er dem Lebensmittelhandel, was ohnehin schon viele tun, das „Essen im Laden ohne Reservierung“. Und wer warten muss, bekommt in der Zwischenzeit ein Glas Wein.

Die Zusammenhänge zum Neuromarketing zeigte Mag. Arndt Traindl auf, ein ausgewiesener Experte auf diesem Gebiet: „Neuromarketing hilft uns, die Kommunikation in der ersten halben Sekunde effizienter zu gestalten.“ Er weiß, dass ein glücklicher Kunde mehr kauft, weil er optimistischer gestimmt ist und dass sich beim Blick in den Laden der Stresspegel beim Kunden erhöht. Er empfiehlt, „weniger Ware gut inszenieren“. Der Marketingspezialist Prof. Christian Blümelhuber erarbeitete „Live on Stage!“ mit den Teilnehmern Eckpunkte für eine gezielte Positionierung des eigenen Unternehmens, um im Wettbewerb bestehen zu können. Blümelhuber betonte, dass wir in flüchtigen Zeiten leben und Strategien daher schnell überholt sind. Am Beispiel von Starbucks verdeutlichte er, dass es im Business die magische „3“ gibt und dass sich auch der einzelne Händler als Marke etablieren muss. Starbucks ist Coffeeshop. Starbucks ist ein Ort zum Treffen jenseits von Heim und Arbeit (ein sogenannter „third place“). Und Starbucks verkauft auch Waren, wie Kaffeebohnen.

Die Ladenbautagung ist der Treffpunkt der Branche. Rolf Lükemann, Leiter Vertrieb Tenbrink Ladeneinrichtungen GmbH, schätzt die Veranstaltung als sehr gelungen ein . „Der Verband hat Zulauf, und das Miteinander dominiert.“ Christian Blümelhuber war für ihn der Top-Referent. Nach Lükemann ist die Markenbildung, um die es im Vortrag ging, ein wichtiges Thema in der Praxis. „Die Betriebsbesichtigung bei der Ligneus GmbH, einer 100-prozentigen Tengelmann-Tochter, hat die Messlatte für nächste Firmenrundgänge sehr hoch gelegt. Der Holzprofi hat sich sehr weit geöffnet und gab Einblicke bis ins Detail – das ist selten“, lobte er.

Die Meinung von Gunnar Hoffmann, Geschäftsführer Dresdner Lüning Ladenbau, bestätigt das positive Feedback von Rolf Lükemann. „Dr. Christian Mikunda versteht es, sein unglaubliches Wissen aus dem Bereich der Ladeninszenierung mit viel Witz und Enthusiasmus vorzutragen.“ Er räumte zwar ein, dass Mikundas Erkenntnisse für jeden Ladenbauer zur Selbstverständlichkeit gehören sollten. „Dennoch waren seine jahrelange Erfahrung und seine Reisen durch unterschiedlichste Länder, gepaart mit wissenschaftlichen Studien und einem feinsinnigen Humor, eine Bereicherung. Dr. Christian Mikunda macht aus Läden eine Theaterbühne und inszeniert ein Bühnenbild, wie es nur ein Dramaturg tun kann.“

Die Zusammenhänge zum Neuromarketing, das Thema von Mag. Arndt Traindl, werden nach Ansicht von Hoffmann gewiss nur von wenigen, größeren Handelsketten genutzt werden. „Deren auf die Wissenschaft des Neuromarketing aufbauenden Store-Konzepte inspirieren aber sicher auch kleinere Unternehmen.“ Zudem boten die Erkenntnisse aus den wissenschaftlichen Untersuchungen von Traindl Gesprächsstoff für die Pausen. Blümelhubers Anleitung für die Positionierung des eigenen Unternehmens konnte nicht jeder Teilnehmer sofort umsetzen. „Wer das an diesem Tag nicht geschafft hat, der kann das mit dem zur Verfügung gestellten Leitfaden nachträglich tun“, davon ist Hoffmann überzeugt.

Die jährliche Tagung hat sich als Branchentreffpunkt fest etabliert. Der Auftragseingang hat sich bei den im dlv-Netzwerk Ladenbau gemeldeten Firmen im ersten Quartal 2014 im Vergleich zum ersten und vierten Quartal 2013 positiv entwickelt. Die optimistische Stimmung nach der EuroShop hält an. Die nächste dlv-Ladenbautagung findet am 7. und 8. Mai 2015 in Berlin statt.

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