Coating Bananen länger frisch

Braune Bananen lassen sich schlecht oder gar nicht mehr verkaufen. Die Folge: Lebensmittelverschwendung und Kosten. Eine neue Schutzschicht soll Abhilfe schaffen.

Freitag, 28. Januar 2022 - Verpackung
Silke Wartenberg
Artikelbild Bananen länger frisch
Bildquelle: Empa

Forscher des interdisziplinären Forschungsinstituts für Materialwissenschaften und Technologie Empa haben in Kooperation mit Lidl Schweiz eine Cellulose-Schutzschicht für Früchte- und Gemüseprodukte entwickelt. Das neuartige Coating wird aus Pressrückständen hergestellt, das heißt, es wird kein frisches Gemüse verwendet, sondern als Ausgangsmaterial dienen nur organische Rohstoffe. Die Schutzschicht, die im Empa-Labor Cellulose & Wood Materials entwickelt wurde, kann direkt auf Früchte und Gemüse aufgetragen werden. Die beschichteten Produkte sollen so deutlich länger frisch bleiben. In Tests konnte die Haltbarkeit von Bananen um über eine Woche verlängert werden, berichtet Lidl. Das große Ziel sei es, dass solche natürlichen Coatings in der Zukunft viele erdölbasierte Verpackungen ersetzen können, erklärt Gustav Nyström, Leiter der Forschungsabteilung bei Empa.

Aus Pressrückständen gewonnen
Die Experten wollen künftig vor allem sogenannten Trester zu fibrillierter Cellulose weiterverarbeiten. Dabei handelt es sich um die festen Rückstände, die nach dem Auspressen des Saftes von Obst, Gemüse oder Pflanzen übrig bleiben. In der Regel werden sie in Biogasanlagen oder direkt auf dem Feld entsorgt. In Zukunft sollen sie für die Schutzbeschichtung für frische Früchte zur Verfügung stehen, so Empa. Die Beschichtung werde – je nachdem, was die aktuellen Untersuchungen zeigen – entweder auf die Früchte gesprüht oder als Tauchbad aufgetragen. Sie ist leicht abwaschbar, soll für die Verbraucher unbedenklich sein und kann auch mitverzehrt werden, was bei anderen Früchten als Bananen ein wichtiges Kriterium bei der Akzeptanz der Verbraucher sein kann. Die Forscher sehen aber noch weiteres interessantes Potenzial in den natürlichen Schutzhüllen: Beispielsweise bestehe die Möglichkeit, dem Material Zusätze wie Vitamine oder Antioxidantien hinzuzufügen.

Einsatz landesweit geplant
Wie Lidl Schweiz berichtet, konnte eine vielversprechende und seit 2019 laufende Vorstudie zu den Öko-Mänteln für Obst und Gemüse inzwischen erfolgreich abgeschlossen und eine Hauptstudie gestartet werden. Das heißt konkret, dass das Coating in den nächsten zwei Jahren mit einem Ost- und Gemüselieferanten getestet und weiter verbessert werden soll. Das Projekt wird von der Schweizerischen Agentur für Innovationsförderung, Innosuisse, finanziell gefördert. Ziel ist es, dass die neue Technologie nach einer erfolgreichen Hauptstudie in allen über 150 Lidl-Filialen in der Schweiz zum Einsatz kommen kann. Torsten Friedrich, CEO von Lidl Schweiz, erklärt: „Unsere neue Coating-Technologie könnte einen Meilenstein in unserer Firmengeschichte darstellen. Wir reduzieren mit dem Schutzfilm nicht nur Food Waste und Verpackungsmaterial im großen Stil, sondern verlängern auch das Haltbarkeitsdatum der Lebensmittel bei unseren Kunden zu Hause.“

Das Schweizer Handelsunternehmen Migros hat mit Coating-Verfahren bei Avocados hingegen nicht die gewünschten Erfahrungen machen können und im November 2021 die Zusammenarbeit mit Apeel beendet. Man erachte das Coating-Verfahren weiterhin als sehr vielversprechend. Bei der spezifischen Anwendung auf Avocados konnte der Food Waste aber nicht wie erhofft reduziert werden, heißt es vonseiten des Unternehmens. So konnte zwar eine etwas längere Haltbarkeit entlang der Lieferkette festgestellt werden, die aber nach wie vor zu gering war, um bei der Lagerung zu Hause positive Effekte zu erzielen. Dort, wo der weitaus größte Teil des Lebensmittelabfalls anfällt. Die Migros verfolgt daher weitere Coating-Projekte mit Schweizer Start-ups.