Retail Insights Kaffeekapseln: Verpackungen für die Tonne

Während der Streit über die richtige Deklarierung zwischen den Herstellern von Öko-Kapseln zunehmend vor Gericht ausgefochten wird, steigert Café Royal seinen Abverkauf durch die Umstellung auf Kapseln aus Aluminium. Ein Pro und Contra.

Sonntag, 26. April 2020 - Verpackung
Elena Kuss
Artikelbild Kaffeekapseln: Verpackungen für die Tonne
Bildquelle: Getty Images

Über Verpackungen wird viel diskutiert. Besonders gut zu beobachten ist das bei Kaffeekapseln. Die Aluminium-Kapsel steht schon seit Jahren unter Beschuss. Plastik ist so unbeliebt wie nie. Vor die Wahl zwischen zwei Verpackungsoptionen für dasselbe Produkt gestellt, würden neun von zehn befragten Verbrauchern die Verpackungsvariante mit 85 Prozent weniger Plastik wählen. So das Ergebnis einer Studie von L‘ObSoCo.

Mit kompostierbaren Kunststoffen wollen Hersteller wie Lavazza oder Unicaps das Problem lösen. Doch plastikfrei sind die Kapseln deshalb nicht unbedingt: Das Oberlandesgericht München qualifiziert Angaben wie „plastikfrei“ oder „ohne Plastik“ von Kaffeekapseln als irreführend, sofern sie Kunststoff enthalten. Die Kapseln von Unicaps bestehen zwar zu mindestens 62 Prozent aus nachwachsenden Rohstoffen. Die übrigen 38 Prozent fallen nach der Entscheidung des Gerichts jedoch unter Kunststoffe.
Die Frage der Fragen bleibt also: Alu oder Kunststoff – was verkauft sich besser?

Pro Kunststoff
Die Herstellung von Primäraluminium kostet über alle Produktionsstufen hinweg deutlich mehr Energie als die von Kunststoff aus Rohöl. Zudem verursacht die Alugewinnung aus Bauxit giftigen Rotschlamm. Tchibo setzt deshalb beispielsweise auf den Kunststoff Polypropylen (PP), der aus Kohlenstoff und Wasserstoff besteht.

Pro Biokunststoffe
Ihre Herstellung kostet weniger bis keine fossile Ressourcen.
Lavazza und Unicaps empfehlen die Entsorgung über die Bio-Tonne, nach Prüfung der Regeln des lokalen Abfallwirtschaftsunternehmens. Julian Reitze, Gründer des Start-ups Rezemo, das Kapseln aus Holzfasern herstellt, zweifelt den Sinn dieser Empfehlung an: Die Herstellung sei entscheidend, nicht die Entsorgung.

Pro Aluminium
Die Entscheidung für Aluminium begründen Kapselhersteller wie Nestlé und Delica mit der Dichte des Materials. Es schützt optimal vor Luft, Feuchtigkeit und Licht. Pro Alu-Kapsel wird wenig Material benötigt. (Circa ein Gramm.)

In Deutschland kann entsorgtes Aluminium laut Umweltbundesamt zu 84 Prozent zu Sekundäraluminium verarbeitet werden. Der Energieaufwand dafür sei um 95 Prozent geringer als für Primäraluminium. Kunststoffkapseln haben schlechtere Recycling-Quoten. Die Infrarot-Scanner der Müllsortieranlagen können zwar viele Kapseln erkennen, sortieren aber nur bestimmte Kunststoffe aus – schwarze nicht. Auch dafür gibt eine Lösung: Tchibo hat seit 2016 seine Kapsel mit einer weißen Innenschicht versehen.

Grüner Punkt
Unternehmen, die ihre Produkte mit Grünem Punkt anbieten, zahlen nicht nur fürs Entsorgen der Verpackungen, sondern freiwillig auch für das der Kapseln. Verbraucher sollten Alu-Kapseln aber immer in der gelben Tonne entsorgen. Die Anlagen sortieren sie auch ohne Lizenz fürs Recycling aus – ist zwar nicht im Sinne der dualen Systeme, aber besser für die Umwelt.
Schmeckt oder schmeckt nicht? Bei Kapseln spielt die Verpackung eine entscheidende Rolle.