Kaufhof Deal eingetütet

Das Bieterrennen um die Warenhauskette Kaufhof ist entschieden. Der deutsche Handelsriese Metro verkauft Kaufhof für rund 2,8 Mrd. Euro an den kanadischen Handelskonzern Hudson's Bay Company (HBC, Toronto).

Montag, 15. Juni 2015 - Handel-Archiv
LEBENSMITTEL PRAXIS
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Bildquelle: Metro AG

Die Vereinbarung umfasst das in Deutschland vornehmlich unter Galeria Kaufhof sowie in Belgien unter Galeria Inno operierende Warenhausgeschäft, dazugehörende Immobilien und Verbindlichkeiten. Die Transaktion werde voraussichtlich Ende September 2015 abgeschlossen sein. HBC habe sich verpflichtet, drei Jahre lang weder Mitarbeiter zu entlassen, noch Standorte zu schließen. Die Hauptverwaltung bleibt zudem in Köln. Auch am Management werde man derzeit nichts ändern, so Richard Baker, Governor und Executive Chairman von HBC in der gestrigen Pressekonferenz. Dort äußerte sich auch Kaufhof-Chef Lovro Mandac auf Nachfrage von LP Compact zu den Plänen für die Lebensmittel-Abteilungen Galeria Gourmet. Diese stünden nicht zur Disposition und seien ein "wichtiger wirtschaftlicher Bestandteil" des Unternehmens, außerdem ein "Frequenzbringer", allerdings sei die Verbesserung von Standards und Einkaufsflair ein Thema.  

Mit dem Kauf stechen die Kanadier den Karstadt-Eigentümer Signa aus, der ebenfalls für Kaufhof geboten hatte. Der österreichische Karstadt-Eigner René Benko soll Medienberichten zufolge ein Angebot in ähnlicher Höhe abgegeben haben. Wie Metro-Finanzchef Mark Frese bereits der Börsen-Zeitung (Samstag) angesichts des wahrscheinlichen Verkaufs sagte, soll der Milliardenerlös zur weiteren Entschuldung sowie zum Ausbau der Investitionen in andere Geschäftsfelder gesteckt werden. 

Hudson's Bay, gegründet 1670, ist nach eigenen Angaben Nordamerikas ältestes Unternehmen. Der Konzern betreibt in den USA und Kanada mehr als 300 Warenhäuser und Fachgeschäfte. Zum Firmenimperium gehört auch die bekannte US-Warenhauskette Saks Fifth Avenue. Die Übernahme von Kaufhof wäre ein erster Schritt auf den europäischen Markt. Nach dem Erwerb verfügt HBC über 464 Standorte und 8 Handelsketten sowie 9 Mrd. Euro Umsatz, der sich dann zu ca. 44 Prozent auf die USA verteilt, zu 31 Prozent auf Deutschland, zu 23 Prozent auf Kanada und zu 2 Prozent auf Belgien.

Im Bieterkampf um Kaufhof (21.500 Mitarbeiter) hatte der Karstadt-Eigner Signa Retail zuletzt versucht, mit einer Job- und Standortgarantie zu punkten. Im Falle der Zusammenführung beider Warenhausketten unter einem Dach würde Signa mit beiden Namen weiterarbeiten, hatte Karstadt-Chef Stephan Fanderl angekündigt. Vor dem Verkauf von Kaufhof hatte die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi Forderungen an die internationalen Bieter gestellt. In einem Schreiben an die Interessenten fordert die Gewerkschaft rechtsverbindliche Zusicherungen.