Die Europäische Kommission plant, Strafzölle von bis zu 20 Prozent auf Kaffeeimporte aus Indien zu erheben. Die Zölle sollen als Druckmittel in einem Handelskonflikt um Produkte der Informations- und Kommunikationstechnologie dienen, wie der Deutsche Kaffeeverband mitteilte. Der Verband vertritt nach eigenen Angaben rund 380 Unternehmen der deutschen Kaffeewirtschaft.
Der Verband kritisiert das Vorhaben scharf. „Die EU-Kommission erwägt die Einführung von Strafzöllen auf Kaffeeimporte aus Indien in einem Handelskonflikt, der in keinerlei Zusammenhang mit Kaffee steht. Das Vorhaben der EU-Kommission, Lebensmittel als Druckmittel in Zollkonflikten einzusetzen, ist ethisch und moralisch höchst verwerflich“, zitierte der Verband seinen Hauptgeschäftsführer Holger Preibisch. Die geplanten Zölle würden vor allem deutsche Verbraucher belasten, teilte der Verband mit.
Indien gehört nach Angaben des Verbands zu den zehn wichtigsten Kaffeelieferanten Deutschlands. Indischer Kaffee sei wegen seiner besonderen Geschmacksnoten nicht ohne weiteres austauschbar, teilte der Verband mit. Die Zölle würden daher zu höheren Preisen für deutsche Verbraucher führen. „Leidtragende des Handelskonflikts wären deutsche Kaffeetrinker, obwohl Kaffee mit den Streitereien zwischen Indien und der EU nichts zu tun hat“, zitierte der Verband Preibisch.
Kaffeeverband befürchtet Schaden für Lieferketten
Der Verband warnt zudem vor den Folgen für die Nachhaltigkeit der Lieferketten. Deutsche Kaffeefirmen hätten in den vergangenen 18 Monaten stark in nachhaltigere Lieferketten mit indischen Farmern investiert. Diese Investitionen dienten auch dazu, neue EU-Anforderungen zu erfüllen. Für die indischen Kaffees, die aufgrund der Zölle in der EU nicht mehr wettbewerbsfähig seien, drohe ein Zusammenbruch der Lieferketten, erläuterte der Verband. „Erst fordert die EU nachhaltige Lieferketten, und nun droht deren Zerstörung durch EU-Zölle“, zitierte der Verband Preibisch.
Deutschland ist nach den USA der zweitgrößte Rohkaffeeimporteur weltweit und führt bei den Exporten von Kaffeeprodukten, wie der Verband mitteilte. Die Deutschen trinken den Angaben zufolge durchschnittlich 164 Liter Kaffee pro Jahr. Der Deutsche Kaffeeverband vertritt Unternehmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette von Kaffee – darunter Nachhaltigkeitsorganisationen, Kaffeehändler, Röstereien, Hersteller von löslichem Kaffee sowie Logistiker und Labore.