Studie Regionalität hat Grenzen

Regional zu produzieren und zu konsumieren liegt hierzulande im Trend. Nachhaltigkeit und Umweltschutz werden damit unterstützt. Die derzeitige Pandemie forciert diesen Trend noch. Ein internationales Forschungsteam hat nun analysiert, ob und inwieweit sich die gesamte Weltbevölkerung regional ernähren könntet.

Dienstag, 05. Mai 2020 - Handel
Lebensmittel Praxis
Artikelbild Regionalität hat Grenzen
Bildquelle: Dr. Friederike Stahmann

„Es ist aber weitgehend unbekannt, wie hoch dieser Anteil sein kann, wenn der gegenwärtige Bedarf an Nahrungsmitteln gedeckt werden soll“, so Prof. Dr. Stefan Siebert vom Department für Nutzpflanzenwissenschaften der Universität Göttingen, der an der Studie beteiligt war.

Das Team unter Leitung der Universität Aalto (Finnland) mit Beteiligung der Universität Göttingen fand heraus, dass –– je Feldfrucht (Getreide, Mais, Kartoffeln etc.) maximal 28 Prozent der Weltbevölkerung ihren Bedarf regional (regional= Radius von 100 Kilometern) decken könnten.

Für unsere heimischen Getreidearten, wie Weizen, Gerste oder Hafer, sieht es noch schlechter aus. So muss die Hälfte der Weltbevölkerung dafür Transportwege von über 900 Kilometern in Kauf nehmen, wenn sie diese Getreidesorten essen möchten. Bei einem Viertel der Weltbevölkerung liegt die minimale Entfernung von Getreidefeld zur Brotscheibe auf dem Abendbrotteller sogar mehr bei als 5200 Kilometern. Demgegenüber könnte die Versorgung mit Mais regionaler erfolgen: Der globale Mittelwert der Entfernung zwischen Produktion und Konsum beträgt hier 1300 Kilometer. Grund: die Pflanzenzüchtung ermöglicht, Mais in unterschiedlichsten Klimazonen anzubauen.

Auf die Frage, wie sich die Welt regionaler mit Feldfrüchten versorgen könnte, haben die Forscher eine Antwort: „Höhere Erträge und verringerte Nahrungsmittelverluste würden die Entfernung zwischen Produktion und Konsum von Nahrungsmitteln verringern, insbesondere in Afrika und Asien“, erläutert Prof. Dr. Stefan Siebert. „Handels- oder Transportbeschränkungen, zum Beispiel als Folge der Ausbreitung von Epidemien (Anmerkung der Redaktion: wie derzeit), könnten gefährlich sein, zu Hunger führen oder die Bevölkerung in den betroffenen Gebieten zwingen, sich anders zu ernähren.