Amazon Sperrt Konten chinesischer Händler

Amazon hat 500 Konten chinesischer Marktplatz-Partner gesperrt, die ohne eine Steuernummer tätig waren. Laut einer Recherche der Süddeutschen Zeitung und WDR verkauften im März 2018 mindestens 3.000 chinesische Unternehmen ohne steuerliche Registrierung Produkte über den Online-Marktplatz nach Deutschland.

Montag, 18. Juni 2018 - Handel
Lebensmittel Praxis
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Das für die chinesischen Händler zuständige Finanzamt Berlin-Neukölln wollte dies nicht länger hinnehmen und ging über das sogenannte Auskunftsersuchen gegen Amazon vor. Das Unternehmen reagierte inzwischen mit der Sperrung von rund 500 Konten chinesischer Marktplatz-Partner, die ohne eine Steuernummer tätig waren.

Ein Großteil dieser Unternehmen ist bislang offenbar nicht einmal behördlich registriert. Durch den Steuerverlust entsteht dem Staat nicht nur ein finanzieller Schaden. „Die unfairen Wettbewerbspraktiken der ausländischen Händler führen gleichzeitig zu einem massiven Nachteil kleiner und mittlerer Unternehmen in Deutschland“, kommentiert der Mittelstandsverbund. Darüber hinaus hätten die Umsatzausfälle nicht nur eine Verringerung der Wirtschaftskraft in Milliardenhöhe zur Folge, sondern erzeugen indirekt durch das entgangene Geschäftsvolumen weitere Steuerausfälle.

Verbände wie der Mittelstandsverbund haben bereits mehrfach auf die Missstände im Onlinehandel hingewiesen und begrüßt daher das Vorgehen der Online-Plattform. Auch über die Grenzen Deutschlands hinaus sind die Folgen des Mehrwertsteuerbetrugs in anderen Mitgliedstaaten der EU zu spüren. Daher hatte sich der Mittelstandsverbund zuletzt mit einer Stellungnahme an die EU-Kommission gewandt. „Das Vorgehen der deutschen Finanzbehörde sowie die Reaktion Amazons sind erste Maßnahmen in die richtige Richtung“, so der Verband. Die Anzahl der Betrugsfälle allein in Deutschland zeigten jedoch, dass noch weitere Maßnahmen ergriffen werden müssen, um sowohl im nationalen als auch internationalen Handel faire Wettbewerbsbedingungen für kleine und mittlere Unternehmen herzustellen. „Die Politik ist daher aufgerufen, weiterhin entschlossen gegen Mehrwertsteuerbetrüger vorzugehen“, betont Dr. Ludwig Veltmann, der Hauptgeschäftsführer des Mittelstandsverbunds.