„Dies sind ungewöhnliche und herausfordernde Zeiten“, räumte Macy's-Chef Jeff Gennette vergangene Woche bei der Vorlage der Quartalszahlen ein. Der angeschlagene US-Traditionskonzern, zu dem auch die Luxuskette Bloomingdale's gehört, macht schon länger mit Stellenabbau und Filialschließungen von sich reden. Macy's vermeldete im ersten Quartal einen Rückgang der Verkäufe um 7,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, auch bedingt durch Filialschließungen. Doch Macy's ist in der Branche keine Ausnahme und der Negativtrend keine Momentaufnahme. Auch bei den Wettbewerbern Kohl's, JC Penney's und Nordstrom sanken die Verkäufe im ersten Vierteljahr stärker als erwartet. Die stationären Einzelhändler, die ihr Geld im Gegensatz zu Online-Shops hauptsächlich mit klassischem Ladenverkauf verdienen, haben einen gemeinsamen Hauptwettbewerber: Amazon.
Der rasant expandierende Internet-Händler hat enorm viel Geld für den Aufbau einer komplexen Liefer- und Lagerinfrastruktur ausgegeben, über die heutzutage fast alle Produkte günstig und schnell online geordert werden können. Amazon-Chef Jeff Bezos will weiter kräftig investieren. Für das Leiden, das die Übermacht des E-Commerce-Riesen bei den Einzelhändlern verursacht, haben Analysten mittlerweile einen eigenen Fachbegriff: Der „Amazon-Effekt“. Bei Macy's und Co. hat man die Bedrohung lange Zeit nicht ausreichend ernst genommen und den Ausbau des eigenen Online-Handels verschlafen. „Wir haben die Antwort noch nicht gefunden, aber wir arbeiten mit größter Dringlichkeit dran wieder zu wachsen“, sagte Macy's-Chef Gennette. Jeder vierte US-Arbeitsplatz hängt dem Branchenverband National Retail Federation zufolge indirekt am Einzelhandel, etwa jeder neunte Beschäftigte arbeitet direkt in dem Wirtschaftszweig.