Getränke Sommermärchen trotz WM-Aus - Sommermärchen trotz WM-Aus: Teil 2

Wochenlang Sommer – das macht durstig. Händlern wie Herstellern von alkoholfreien Getränken freut´s. Doch es gibt auch Wermutstropfen. Wir ziehen Bilanz für den Getränkesommer 2018.

Mittwoch, 26. September 2018 - Getränke
Friederike Stahmann
Artikelbild Sommermärchen trotz WM-Aus - Sommermärchen trotz WM-Aus: Teil 2
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Discountwasser hat an Attraktivität verloren
Mehr Durst auf mehr Klasse? Die Zeiten, in der das 1,5-Liter Sprudel-Gebinde am besten nur 19 Cent kosten durften, scheinen angezählt. Geiz ist nicht mehr geil. Angesichts niedriger Zinsen und guter wirtschaftlicher Lage haben die Deutschen wieder Spaß am Geld ausgeben, wie das Institut für Demoskopie Allensbach herausfand. Mehr als 58 Prozent der gesundheitsbewussten Generation Y leben lieber jetzt und hier als im Rentenalter über ein dickes Sparkonto zu verfügen. Eine Entwicklung, die man so auch beim Markenbrunnen Hassia spürt. „Auffälligste Trends im AfG-Bereich sind eine steigende Wertschätzung und die Nachfrage nach hochwertigen Produktkonzepten“, so Stefan Müller für das Unternehmen.

Produktinnovationen und –differenzierungen werden vom Kunden angenommen: ob es eine vierte Sorte im Bereich des Mineralwassers ist, zuckerreduzierte oder zuckerfreie im Limonadensegment, Near-Water-Getränke, Produkte mit gesundheitlichem Zusatznutzen oder eine Premiumisierung mit Hilfe von Bioqualitäten. Bei den Gebinden sind sowohl To-go-Größen und -materialien gefragt wie auch nachhaltige Verpackungen. Zudem erleben wir derzeit eine „Glas-Renaissance“. Was Gebinde für Mineralwasser betrifft, bestätigt sich, dass vor allem im Premiumbereich – also im Preissegment ab 40 Cent je Liter – eine wachsende Beliebtheit zum Glas-Mehrweg zu erkennen ist. „Die Popularität der modernen, markenspezifischen Gebinde ist nicht zuletzt Ausdruck des zunehmenden Bedürfnisses der Konsumenten nach Individualisierung“, ist sich Unternehmenssprecherin Heike Görres von Gerolsteiner sicher.

Markenbrunnen auf einer Welle des Erfolges
Brunnen mit einem Markenkonzept gewinnen daher überproportional. So konnte der Markenbrunnen Gerolsteiner über die Sommermonate im zweistelligen Prozentbereich zulegen. Und zwar sowohl bei den kohlensäurehaltigen Varianten als auch beim stillem Mineralwasser. Auch Thomas Hess, Geschäftsführer bei Thüringer Waldquell, ist mit dem Sommergeschäft zufrieden. Man konnte zweistellige Zuwächse verbuchen. Bei Danone spricht man für die Marke Volvic von einer starken Performance mit einem Umsatzwachstum in mehreren Segmenten. Für den Hansa-Mineralbrunnen teilt Nicole Freudenberger auf Nachfrage mit: „Vor allem der Mineralwasser-Absatz der Marke Hella ist im Vergleich zum Vorjahr außergewöhnlich gestiegen“.

Neben Wasser wird der Durst gern auch mit Eistees gelöscht. So konnte man sich auch bei Pfanner über ein Wachstum im zweistelligen Prozentbereich freuen. Hohe Temperaturen sind dagegen eher kein „Saft-Wetter“. Vom mittelständische Safthersteller Beckers Bester hört man aber: „Der Sommer ist alles in allem überraschend gut verlaufen“, so Geschäftsführer Sebastian Köppel. Als Wachstumstreiber für sein Unternehmen sieht er den Direktsaft im Tetrapack, die klassische 1-Liter-Mehrwegflasche und das 0,33-Liter-Sortiment von „Die Schor!e“ mit denen man sich vom Markt absetzt.

Leergutproblematik hat das Wachstum ausgebremst
Doch da wäre noch mehr Luft nach oben gewesen. Wenn, ja wenn, da nicht die Leergutproblematik gewesen wäre (siehe Interview mit Dietmar Griessinger). Leergut wurde knapp, nicht zuletzt, weil sich die Individualisierung der Gebinde im Jahrhundertsommer 2018 als Hemmschuh erwies. Knapper Frachtraum und Fahrermangel verschärften die Situation. Anfang August brachen die Dämme. Aufgrund der dauerhaft hohen Nachfrage im AfG-Sektor kam es auch zu Lieferengpässen einzelner Anbieter, die dann zu erhöhten Abverkäufen anderer Hersteller führten. Regale blieben leer. Mit Radiospots, Anzeigen und Aufrufen in den sozialen Medien baten die Brunnen die Kunden ihr Leergut zeitnah zurückzubringen. Was aber nur zum Teil Erfolg zeigte.

Was hat man aus dem Sommer 2018 gelernt? Logistik und Effizienz in der Produktion gehören auf den Prüfstand. Hinzu kommt, dass „eine weitere Transparenz in der gegenseitigen Bestandsführung für alle Beteiligten zu einer deutlichen Verbesserung im Managen von solchen Ausnahmesituationen führt“, ist sich Heike Görres sicher. Thomas Hess hat einen weiteren Vorschlag: „Um eine schnellere Abfertigung der Lkws zu gewährleisten, sollte vermehrt die „Sprinterspur“ genutzt werden. Hier werden ähnlich wie bei der Schnellkasse im Supermarkt, diejenigen Kunden schneller bedient, die nur wenige und sortenreine Artikel bestellt haben“.

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