Social Business in der Getränkebranche Mal kurz die Welt retten - Social Business in der Getränkebranche: Teil 2

Trinken für eine bessere Welt. Junge Unternehmen wollen diesen Slogan mit neuem Leben füllen. Das nennt sich „Social Business“ und interessiert sogar den Hard-Disount. Übliche Marktregeln gelten dabei nicht.

Donnerstag, 26. April 2018 - Getränke
Tobias Dünnebacke
Artikelbild Mal kurz die Welt retten - Social Business in der Getränkebranche: Teil 2
Bildquelle: Viva con Agua, Paul Ripke, Lemonaid, Jonas Hasselmann.
Um maximale Transparenz bemüht

Soziale Vereine und Unternehmen sind nicht immer leicht zu durchblicken. Wo kommt meine Spende wirklich an? Welche Projekte werden wo gefördert? Das Start-up Share bemüht sich um Transparenz. Das fängt bei dem einfachen 1+1 Prinzip an: Mit dem Kauf der Handseife versorgt man einen Menschen mit einem Stück Seife. Mit dem Kauf des Mineralwassers versorgt man einen Menschen einen Tag mit Wasser. Ein QR-Code ermöglicht es zudem, zu sehen, wo in der Welt die Hilfe konkret ankommt. Diese Ideen haben den Rewe Chef- Lionel Souque so sehr überzeugt, dass es zu einer nationalen Listung kam.

Share ist Anfang 2018 im LEH voll durchgestartet
Einer der Hauptwettbewerber von Viva con Agua, auch wenn man im sozialen Business diesen Begriff nicht gerne verwendet, ist Share aus Berlin. Das Start-up kooperiert seit März mit der Rewe und DM und bietet seine Produkte somit bereits in über 5.000 Märkten und im Rewe-Lieferservice an. Damit ist dem Berliner Start-up der deutschlandweit größte Launch einer sozialen Marke gelungen. Bisher ist das Sortiment noch überschaubar: Neben einem Bio-Nussriegel und veganer Seife gehört dazu auch ein natürliches Mineralwasser. Mit Unterstützung der Hilfsorganisation „Aktion gegen den Hunger“ garantiert das Start-up: Mit jeder verkauften Flasche wird einem Menschen in Not ein Tag Trinkwasser ermöglicht. Mehr als 600 Millionen Menschen hätten noch keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser, heißt es aus dem Unternehmen. In Deutschland hingegen habe das Angebot im Getränkeregal keine Grenzen – es reicht von Wasser aus einem grünen französischen Vulkan bis zu Kokosnusswasser aus Hawaii. Aus Protest habe man gleich noch ein weiteres Wasser auf den Markt gebracht.

Einer der Gründer von Share ist Sebastian Sticker, der in der Branche schon mit seiner App Sharethemeal Aufmerksamkeit erlangte. Mit der Produktrange soll der soziale Konsum jetzt noch einfacher gehen und auch Menschen ansprechen, die kein Smartphone besitzen. Die Idee: Beim Kauf von nur einem Lebensmittel soll ein gleichwertiges gespendet werden. Das ist die Quintessenz der Marke. Share schreibt sich auf die Fahne, bei allem sozialen Engagement, auch die Produktqualität nicht aus den Augen zu verlieren. So wurde für das Wasser ein großes Quellen-Casting mit strengen Auswahlkriterien abgehalten. Der einstimmig gewählte Siegerbrunnen ist ein kleiner Familienbetrieb aus dem Allgäu, dessen artesische Quelle (Quelle mit natürlichem Austritt) aus dem unberührten Naturpark Nagelfluhkette stammt. Das ausgewogen mineralisierte Mineralwasser sei für Babynahrung geeignet und dabei besonders natriumarm.

Das Konzept kam in der Kölner Rewe-Zentrale so gut an, dass seit Anfang 2018 die nationale Listung vorangetrieben wird. „Wir freuen uns und sind sehr stolz, dieses Start-up unterstützen zu können. Die Leidenschaft, das Engagement und die Begeisterung des Gründers Sebastian Stricker haben mich sofort überzeugt, die Idee einer sozialen Marke in unseren Rewe-Märkten umzusetzen“, erklärt Lionel Souque, Vorstandsvorsitzender der Rewe Group. Der Ansatz mit dem „1+1-Prinzip“ sei unkompliziert und nachvollziehbar für den Verbraucher. Mit jedem Kauf könne einem Menschen in Not geholfen werden.

Sozialen Wandel gestalten

„Trinkend die Welt verändern“ lautet das Motto von Lemonaid. Limette, Maracuja und Blutorange sind die drei Sorten der Limo-Marke. 100 Prozent biologisch angebaut und aus fairem Handel bezogen. Der Tee Charitea ist in vier Sorten erhältlich: schwarzer Tee mit Zitrone, roter Tee mit Passionsfrucht, grüner Tee mit Ingwer und Honig sowie Mate-Tee mit Zitrone, Orange und viel Koffein. Mit jeder verkauften Flasche wird der Lemonaid & Charitea e. V. gefördert, der weltweit viele soziale Projekte unterstützt und unter anderem die sexuelle Ausbeutung von Kindern in Sri Lanka bekämpft.

Interesse an Wachstum, aber nicht um jeden Preis
Ähnlich ambitioniert wie Share oder Viva con Agua ist auch Paul Bethke von Lemonaid Beverages, ein Unternehmen, das mit dem Verkauf von Limonaden und Tee den gemeinnützigen Lemonaid & Charitea e. V. fördert. Das Unternehmen zeigt sich nicht nur auf der Produktseite mit immer neuen Varianten kreativ. Auch vertrieblich ist der Verein äußerst erfolgreich und konnte neben der Impulsplatzierung bei Ikea auch schon viele Lebensmittel-Einzelhändler überzeugen. Dabei macht Bethke keinen Hehl aus seinen Zielen: „Wir wollen stark wachsen. Um mehr Unterstützung für die Bauern und die Projekte in den Anbauregionen zu realisieren“, sagt der Gründer des Hamburger Start-ups. Gleichzeitig dürften die Werte an anderer Stelle aber nicht auf der Strecke bleiben. So arbeite das Unternehmen nur mit Bio- und Fairtrade-Anbietern mit höchsten Qualitätsansprüchen zusammen. Sirup oder Instant Tee sind nicht im Sortiment. Und frische Bio-Maracuja wachse auch nicht immer und überall. Insofern sei das Wachstum schon limitiert.

Lemonaid gibt es bereits seit neun Jahren und ist damit ein alter Hase im Social Business. Mit seiner Erfahrung prophezeit Bethke diesem aufstrebenden Branchen-Zweig eine blühende Zukunft: „Ich bin sicher, dass es mehr als nur ein Trend ist. Es ist ein Bedürfnis, auch wissen zu wollen, wie es den Menschen geht, die das Produkt herstellen – und nicht nur zu fragen, ob auch keine Pestizide eingesetzt wurden“, so Bethke.

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