Wein Ein gutes Weinjahr? - Ein gutes Weinjahr? Teil 2

Bessere Ernte, aber schwacher Export: Die Tanks der Kellereien sind bis zum Rand gefüllt. Wie wird diese Entwicklung den heimischen Markt verändern?

Freitag, 11. März 2016 - Getränke
Tobias Dünnebacke
Artikelbild Ein gutes Weinjahr? - Ein gutes Weinjahr? Teil 2

Wird sich die Entwicklung auf die Preise im Inland auswirken?
Eine gute Weinernte und rückläufiger Export bedeuten mehr Menge für den heimischen Markt. Das Marktgeschehen hänge international und global zusammen, ist Ehses überzeugt. Schwierigkeiten in der Auslandsvermarktung würden sich somit auch auf die Inlandsvermarktung und deren Preisgestaltung auswirken. Den Schluss, dass sich der Exportrückgang negativ auf die Endverbraucherpreise auswirken müsste, wollen aber viele Marktbeobachter so nicht ziehen. Ernst Büscher vom DWI glaubt bspw. nicht an einen großen Mengendruck: „In absoluten Zahlen ist die exportierte Weinmenge 2015 um rund 140.000 hl zurückgegangen. Beim Produktionsvolumen von etwa 9 Mio. hl in Deutschland, macht diese Menge nur 1,5 Prozent aus. Von daher dürften sich die Auswirkungen auf den Handel im Inland und die Preisstruktur in Grenzen halten.“ Eine ähnliche Auffassung vertritt Albrecht Ehses von der IHK: Die Preisrange sei sehr weit, und nach wie vor gebe es einen Großteil günstiger Wein e. Daneben erzielten bekannte Winzernamen in der Spitze höchste Preise. „Der Durchschnittspreis ist erfreulicherweise auch im Marktsegment des Handels bis hin zu den Discountern schrittweise gestiegen, Eckpreise haben sich nach oben bewegt, aber dies alles geschieht in engem Wettbewerb der Akteure und unter genauer Beobachtung der Reaktionen der Konsumenten“, sagt Ehses. Nach Einschätzung von André Weltz ist allerdings eine Wertsteigerung eher unwahrscheinlich. „Eine Preiserhöhung auf breiter Front ist bisher nicht eingetreten. Schuld daran haben die rückläufigen Exporte, die einer Verknappung des Angebots entgegenwirken“, so der Langguth-Erben-Geschäftsführer.

Sollte diese Einschätzung so stimmen, wäre eine Erfolgsstory zunächst gestoppt, denn seit einigen Jahren gibt es eine kontinuierliche Steigerung der Durchschnittspreise für Wein allgemein und für deutsche Weine im Besonderen. So sind laut Büscher vom DWI im vergangenen Jahr die Preise für Weine aus den deutschen Anbaugebieten im LEH durchschnittlich erneut um 12 Cent auf 3,23 Euro pro l gestiegen. Matthias Willkomm von Peter Mertes formuliert für 2016 eine aus Verbrauchersicht einfache und optimistische Botschaft: Es werde „gute Qualitäten zu einem attraktiven Preis-Leistungs-Verhältnis“ geben.

Engagement des HAndels zahlt sich aus
Wie auch immer sich die Absatzschwierigkeiten auf den Exportmärkten auswirken werden, auf dem heimischen Markt kann vor allem der Lebensmittel-Einzelhandel punkten. Seien es die Discounter, die mit Ladenbau-Maßnahmen oder exklusiven Sortimenten (etwa die Bordeaux-Offensive bei Lidl) punkten, oder der klassische Lebensmittel-Einzelhandel, der dem Einkaufstrend folgend in den vergangenen Jahren sein Sortiment an regionalen und höherwertigeren Weinen insbesondere aus den deutschen Anbaugebieten ausgebaut hat. Laut DWI konnten die Supermärkte (unter 5.000 qm) im Absatz und Umsatz mit deutschen Weinen zuletzt um jeweils 5 Prozent zulegen. Dadurch sei der Marktanteil der Supermärkte am Verkauf heimischer Weine seit 2012 von 10 auf 14 Prozent gestiegen.

bei den Kellereien ist eine Konsolidierung zu beobachten
Auf Seiten der Kellereien ist, wie in anderen Bereichen der Lebensmittelindustrie, zudem eine kontinuierliche Konzentration zu beobachten. So ist die Anzahl der Kellereien in den letzten 20 Jahren erheblich kleiner geworden. „Die großen Betriebe sind weiter gewachsen und haben massiv investiert, manche mittelgroße Unternehmen sind verschwunden oder sind übernommen worden“, sagt Ehses von der IHK Trier. Dass allerdings diese Konsolidierung zu einer Abnahme an Vielfalt im Weinmarkt führen könnte, glaubt niemand: „Neue Vertriebswege und -formen wie Onlinehandel oder Pop-up-Kulturen sorgen für starke Ausdifferenzierungen der Angebote. Verbraucher brauchen sich um eine Uniformierung nicht zu sorgen“, erklärt Weltz von F. W. Langguth Erben. Willkomm von Peter Mertes ergänzt, dass gerade das Angebot der Weinkellereien besonders vielfältig sei. „Wir verfügen über ein breit gefächertes Sortiment an Rebsorten aus Deutschlands gängigen Anbaugebieten, aus dessen Vielfalt sich unsere Handelspartner bedienen können. Auf der begrenzten Weinregalfläche im Lebensmittel-Einzelhandel haben aber nur solche Produkte Platz, die die Verbrauchernachfrage zielgenau bedienen“, meint er.

Neue Produkte

Viel gelesen in Hersteller

News in Getränke