Dosenbier Zurück aus der Versenkung

Dosenbier suchte man im LEH lange vergeblich. Das „Dosenpfand" war ein K.-o.-Kriterium. Jetzt kommt es in die Regale zurück. Der Verbraucher will es so.

Donnerstag, 18. November 2010 - Getränke
Hedda Thielking
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Netto Sprecherin Christina Stylianou

Auf dem Biermarkt gab es nach der Einführung des Dosenpfandes für dieses Gebinde einen kräftigen Einbruch. Hatte Dosenbier im LEH (ohne Aldi, Lidl, Tankstellen) im Jahr 2000 noch einen Marktanteil von mehr als 24 Prozent, liegt dieser heute unter 2 Prozent. Doch nun kommt wieder Bewegung in den Dosenmarkt – auch für Bier.

Edeka Hessenring brachte im März vier Sorten Dosenbier der Eigenmarke Ratskrone in die Regale.
Im Juni – pünktlich zur Fußball-WM in Südafrika – listeten die Discounter Penny und Netto Marken-Discount Dosenbier ein. „Mit Bitburger und König Pilsener finden sich bei Penny starke Markenartikel. Der Preisknüller ist aber die neue Eigenmarke Adelskronen in der 0,5-l-Dose zum Preis von unter 0,29 Euro plus Pfand", berichtet Andreas Krämer, Sprecher der Rewe Group. Die Dose sei ein ideales Convenience-Gebinde, die ideale Kleinpackung für unterwegs.

Netto Marken-Discount legt seinen Fokus auf ein umfangreiches Mehrweggetränkesortiment. „Als Discounter mit dem größten Biersortiment hat die Zusammenarbeit mit regionalen, mittelständischen Brauereien für uns einen sehr hohen Stellenwert. Nun haben wir mit der nationalen Dosenlistung das Getränkesortiment um eine weitere Verpackung ergänzt. Die Kundenresonanz liegt über unseren Erwartungen", freut sich Sprecherin Christina Stylianou. Aktuell hat das Handelsunternehmen bundesweit Dosenbier der Eigenmarke Schloss (Pils, Export, Weizen und Radler) gelistet. Außerdem bietet Netto je nach Region verschiedene Markenbiere in Dosen an.

Zwei selbstständige Edekaner warten dagegen erst mal ab, wie sich die Nachfrage nach dem Stahl- bzw. Blechgebinde entwickelt. Im Edeka Kempgen in Krefeld gibt es schon lange kein Dosenbier mehr. Zurzeit kommt für den Inhaber Heiner Kempgen eine Wiedereinlistung auch nicht in Frage. Für ihn spricht schon die geografische Lage dagegen. „Um das Pfand zu umgehen, fahren viele Verbraucher über die nahe liegende holländische Grenze und decken sich dort mit Dosenbier ein", berichtet der Krefelder. „Da muss schon einiges passieren, damit die Kunden es hier wieder kaufen." Patrick Leher, Inhaber eines Edeka aktiv markt in Berlin, führt nach wie vor Dosenbier, um seinen Kunden ein breites Sortiment zu bieten. Allerdings „nur einen Regalmeter", wie er sagt. Der Umsatzanteil sei aber nach wie vor gering. Selbst die Eigenmarke laufe nicht besonders gut.

Brauereien füllen mehr Dosenbier ab
Den Brauereien sind die zunehmenden Listungen von Dosenbier im LEH recht, auch wenn dieses Gebinde nur noch eine Nische besetzt. Herbert Sollich, Marketingdirektor der Brauerei C. & A. Veltins, berichtet: „Im ersten Halbjahr konnten wir auf einem geringen Mengenniveau einen Dosenzuwachs von 12 Prozent vermelden, wobei der Einweganteil am Gesamtausstoß mit nur 5 Prozent unverändert gering blieb."

Die Warsteiner Brauerei verzeichnet ebenfalls zweistellige Zuwachsraten. Seit diesem Herbst ist die 0,5-Liter-Dose Warsteiner Premium Verum zusätzlich im 4er-Pack (4 x 0,5-l-Dose) erhältlich. „Zudem haben wir unsere Dose einem Relaunch unterzogen. Die neue Warsteiner Golddose ist seit September im Handel", berichtet Nils Handke, Vertriebsdirektor Handel national der Warsteiner Gruppe. Nach Einschätzung von Oliver Bartelt, Unternehmenssprecher InBev Deutschland Holding GmbH, spielt die Dose eher für Handelsmarken eine Rolle, im Austausch zur PET-Flasche. Er hält es daher für verfrüht, hier von einem grundsätzlichen Trend „zurück zur Dose" zu sprechen.

Die Bitburger Braugruppe hält über all ihre Marken hinweg seit Jahren einen Mehrweganteil von 90 Prozent. „Wir werden selbstverständlich auch Dosen abfüllen, wenn die Nachfrage hierfür besteht", berichtet Dr. Werner Wolf, Sprecher der Geschäftsführung der Bitburger Braugruppe. Die Krombacher Brauerei teilt mit, dass das Potenzial für die Dose noch nicht vollständig ausgereizt sei.

Verbraucher schätzen Vorteile
Bier in Plastikflaschen lehnt ein Großteil der Verbraucher ab. „Die PET-Flasche steht im Bierbereich für das Preiseinstiegssegment", erläutert Herbert Sollich (Veltins). Da kaum noch Dosen gelistet waren, fehlte dem Kunden bei Bier ein „akzeptables" Convenience-Produkt. So lernen die Verbraucher die Vorteile der Dose mittlerweile wieder zu schätzen: Sie ist sehr leicht zu transportieren, bruchsicher, platzsparend und schnell kühlbar. Zudem lässt sie weder Licht noch Luft hindurch. Außerdem haben die Getränkedosenhersteller an der Dose „gefeilt", so dass dieses Gebinde auch in ökologischer Hinsicht interessanter zu sein scheint.

Nils Handke (Warsteiner Brauerei) erwartet, dass die Dose in den kommenden Jahren den einen oder anderen Prozentpunkt an Marktanteil dazu gewinnen wird. Er und auch die Sprecher der anderen befragten Brauereien glauben aber nicht, dass das Dosengebinde wieder die Bedeutung erlangen wird, die es vor Einführung des Einwegpfandes einmal hatte.
Resonanz liegt über den Erwartungen.

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