Fleisch, Wurst & Geflügel Schweinefleischprojekt „100 Prozent Regional“

Das Schweinefleischprojekt „100 Prozent Regional“ ist ein Vorzeigemodell. Der Wurst- und Fleischproduzent Eberswalder, der Landwirt Ralf Remmert und die Rewe Ost ziehen eine gute Bilanz und wollen ausbauen.

Freitag, 25. September 2020 - Fleisch
Jens Hertling
Artikelbild Schweinefleischprojekt „100 Prozent Regional“
Bildquelle: Regina Sablotny

„Wir müssen in unserer Gesellschaft langfristig etwas verändern“, sagt Sebastian Kühn, Geschäftsführer der Eberswalder-Gruppe in Britz. Im Sommer 2018 haben deshalb der Wurst- und Fleischproduzent Eberswalder, Prignitzer Landwirte und die Rewe Ost in Brandenburg das Schweinefleisch-Modellprojekt „100 Prozent Regional“ ins Leben gerufen. Hinter der Garantie „100 Prozent-Regional“ stecken unter anderen natürliche Ferkelaufzucht oder die Verwendung hofeigener Futtermittel. Die Schweine stammen ausschließlich vom Brandenburger Landwirt Ralf Remmert (Prignitzer Landschwein) und werden in Brandenburg geschlachtet. Danach übernimmt die Eberswalder Gruppe in Britz die Verarbeitung der Schweinehälften. „Vom Saatkorn bis zur Salami findet die gesamte Wertschöpfungskette in Brandenburg statt“, sagt Sebastian Kühn. Die Produzenten wollen sich so unabhängiger machen von dem Preisdruck auf dem Schweinefleischmarkt und dem Trend zu ständig billigeren Waren. Fleisch soll kein anonymes Massenprodukt mehr sein, betont Kühn. Dabei geht es den Partnern um Haltungsmethoden der Nutztiere, Futterqualität ohne Gentechnik, kurze Transportwege und ein Partnerschaftsnetzwerk in der Region, so Kühn. Die Initiative will die Kunden mit Transparenz und mit Fleisch aus tiergerechter Haltung überzeugen, das komplett in Brandenburg verarbeitet wird.

65 Rewe-Märkte in und um Berlin
Seither können die Kunden in 65 Rewe-Märkten in und um Berlin an den Bedientheken ausschließlich Nacken, Schnitzel, Filet und weitere Artikel regionaler Herkunft kaufen. Das Schweinefleisch aus der Prignitz hat somit das bis dato angebotene Sortiment ersetzt. Anfang 2019 wurde die Angebotspalette um Produkte in der Selbstbedienung erweitert. Aktuell beziehen durchschnittlich 140 Märkte in Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern SB-Fleischartikel wie Minutensteaks und Gulasch. Ebenfalls im SB-Bereich erhältlich sind Wurstwaren wie Wiener und Bockwürste, diese beziehen im Schnitt sogar mehr als 200 Märkte in den drei genannten Bundesländern. Ausgeliefert werden die Produkte von dem Rewe-Logistikstandort in Oranienburg.

Jan Schleicher, Leitung Category Management der Rewe Ost, ist zufrieden mit dem Projekt: „Die Partnerschaft läuft nun seit Sommer 2018. In dieser Zeit konnten wir gemeinsam auf allen Stufen der Liefer- und Vermarktungskette wertvolle Erfahrungen sammeln, sei es zur Artikelauswahl oder der Platzierung und Präsentation der Produkte in den Supermärkten.“ Deshalb habe die Rewe Ost den Kooperationsvertrag um fünf Jahre verlängert, so Schleicher. Für Rewe als Lebensmittelhändler sei dieser Schritt in der Region Berlin und Brandenburg bisher einmalig. „Den Zeitraum von fünf Jahren sehen wir als klares Bekenntnis zu den Produkten sowie der Haltungsform der Prignitzer Landschweine und damit zu der Arbeit der Landwirte“, sagt Schleicher.

Mehrere Aspekte machen die Kooperation aus Sicht von Category-Manager Jan Schleicher besonders:

  1. Der Kreislauf von Aufzucht und Pflege über Verarbeitung bis zum Verkauf passiert rein regional – die Tiere wachsen im Kreis Prignitz heran, werden in Perleberg geschlachtet, bei Eberswalder in Britz verarbeitet und schließlich in den Rewe-Märkten insbesondere in und um Berlin verkauft.
  2. Rewe und Eberswalder nehmen das ganze Schwein ab. Sie verpflichten sich, das ganze Tier zu verarbeiten und zu vermarkten.
  3. Das Projekt setzt zum Wohl der Tiere auf eine innovative Schweinehaltung über den gesetzlichen Standards sowie gentechnikfreie Futtermittel. So werden Ringelschwänze nicht kupiert, männliche Ferkel nicht kastriert, Ferkel verbleiben bei ihren Muttertieren.
  4. Rewe verkauft die von der Eberswalder-Gruppe gelieferten Fleisch- und Wurstprodukte unter der Eigenmarke „Rewe Regional“ und weist durch verschiedene Werbemittel deutlich auf die regionale Herkunft hin.

Bei den Kunden kommt das vergleichsweise teurere Fleisch gut an. „Die Kunden interessieren sich, wo das Fleisch herkommt. Wir haben das Programm in allen ausgewählten Märkten platziert und nicht geschaut, wo die höchste Kaufkraft ist. Die Resonanz der Kunden ist gut“, sagt Mike Wilhelmy, Category Management Service bei der Rewe Ost.
Die Projekt-Partner wollen in Zukunft das Selbstbedienungsangebot ausbauen. Weiteres Ziel ist es, in dem „100 Prozent Regional“-Programm mittelfristig auch Rindfleisch, Geflügel und Frisch-Fisch anzubieten. „Das Programm wird sich durchsetzen, und es wird noch viele weitere Projekte geben. Dafür ist es ein tolles Startprojekt“, fasst Sebastian Kühn die Motivation aller Teilnehmer zusammen.