ASP Was tun, wenn sie kommt

Auf dem Fleischkongress diskutierten gefragte Experten, was zu tun ist, wenn die Afrikanische Schweinepest (ASP) in Deutschland auftritt.

Dienstag, 10. März 2020 - Fleisch
Elena Kuss
Artikelbild Was tun, wenn sie kommt
Sybille Geitel, Vorstand der Agentur Engel & Zimmermann.
Bildquelle: Peter Eilers

Afrikanische Schweinepest, das hört sich furchtbar weit weg an. Ist sie aber nicht. Im Januar ist ASP im Westen Polens aufgetreten. Das Risiko des Übergreifens auf deutsche Gebiete ist nach wie vor hoch. Dietrich Rassow, Unterabteilungsleiter Tiergesundheit und Tierschutz beim Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), beschreibt den aktuellen Stand: „ASP ist ja langsam herangerückt: erst Ostpolen, dann Westpolen. Erst 30 Kilometer, dann 20, jetzt sind es zwölf Kilometer.“

Die Afrikanische Schweinepest beschäftigt Europa schon seit 2017. Nachdem im Juni die Krankheit erstmals bei Wildschweinen in der Tschechischen Republik festgestellt worden war, beobachten auch die deutschen Behörden die Situation mit erhöhter Aufmerksamkeit.

Die Maßnahmen gegen die Ausbreitung sind vielfältig: Entlang der deutschen Grenze zu Polen soll auch auf polnischer Seite ein Schutzzaun gegen Schwarzwild entstehen. „Wir verhandeln gerade“, sagt Dietrich Rassow. Brandenburg habe bereits mobile Schutzzäune für 120 Kilometer Länge angeschafft. In NRW seien 150 Kilometer Zaun eingelagert, berichtet Jörg Altemeier, Tierarzt und Leiter Stabsstelle „Tierschutz und Tiergesundheit“, Tönnies Holding. Seiner Kenntnis nach bestehe die Abzäunung an der polnischen Grenze jedoch aus vier verschiedenen Arten: vom Duftzaun bis zum hohen Metallzaun sei alles vertreten. „Wenn man dann hört, dass auf polnischer Seite Drückjagden abgehalten werden, fragt man sich schon, ob da ein Duftzaun reicht“, zweifelt der Tierarzt Altemeier an.

Ist es also nur noch eine Frage der Zeit, bis ASP auch in Deutschland auftaucht? „Ich wundere mich eigentlich, dass sie nicht schon da ist“, antwortet Altemeier. Dietrich Rassow betont: Fakt sei, dass nicht nur die Wildschweine eine Gefahr darstellen. Erst jüngst entdeckten Behörden wieder illegale Transporte von Geflügel- und Schweinefleisch aus China. „Der Handel ist dort skrupellos“, sagt Rassow.

So ist es auch immer noch ungeklärt, wie ASP nach Belgien kommen konnte: 2018 wurde das erste infizierte Wildschwein gefunden, das letzte im Dezember 2019. Rund 5.000 Schweine mussten in Belgien gekeult werden. Etwa 900 infizierte Wildschweine wurden entdeckt. Joris Coenen, Manager Belgian Meat Office (VLAM), beschreibt die Folgen: „Die Preise sanken sofort.“ Trotzdem schlugen die Medien eher ruhige Töne an und der belgische Verbraucher habe fast gar nicht reagiert, betont Coenen. „Auch wir waren darüber überrascht!“ Doch manchmal komme es anders, warnt Medien-Expertin Sybille Geitel: „In emotionalen Situationen interessieren die Fakten niemanden.“

Jörg Altemeier betont: „Das eigentliche Damoklesschwert ist der Export nach China.“ Die chinesische Schweinefleischproduktion ist wegen ASP massiv gesunken. Der Bedarf wird derzeit durch Importe gedeckt – auch aus Deutschland. „Viele versuchen, diesen Staubsauger China zu bedienen“, sagt Altemeier. Tritt ASP in Deutschland auf, werden die Schweinefleischexporte von einem Tag auf den anderen einbrechen, warnt der Tierarzt.

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Bild öffnen Sybille Geitel, Vorstand der Agentur Engel & Zimmermann.
Bild öffnen Jörg Altemeier, Tierarzt und Leiter Stabsstelle „Tierschutz und Tiergesundheit“ Tönnies Holding.
Bild öffnen Dietrich Rassow, Leiter der Unterabteilung Tiergesundheit und Tierschutz des BMEL.
Bild öffnen Joris Coenen, Manager Belgian Meat Office (VLAM).