Tönnies-Gruppe Neue Märkte

Die Tönnies-Gruppe will die Wertschöpfung im Fleischgeschäft mit Qualitätsprogrammen und Produkten, darunter auch Petfood, steigern.

Freitag, 18. Mai 2018 - Fleisch
Bernd Liening
Artikelbild Neue Märkte
Bildquelle: Tönnies

Sattes Plus: Die Unternehmensgruppe Tönnies in Rheda-Wiedenbrück hat ihren Umsatz 2017 um 8,6 Prozent auf 6,9 Milliarden Euro gesteigert. Darin enthalten sind 400 Millionen Euro Umsatz der neu integrierten „Zur Mühlen“-Gruppe. Bei der Schlachtung und Zerlegung von Schweinen und Rindern konnte Tönnies gegenüber dem Vorjahr nochmals zulegen und hat gleichzeitig die Sparten Convenience undSausages (Wurst) sowie Petfood ausgebaut. Eingestellt hat das Unternehmen dagegen – bis auf eine Ausnahme – die Produktion von sechs Fleischersatzprodukten unter der Marke Gutfried. „Der Veggi-Hype ist vorbei“, sagt Geschäftsführer Clemens Tönnies und zitiert dafür die GfK-Marktforschung: „Bei den Vegetariern gibt es zur Zeit mehr Ausals Einsteiger.“ Im Trend sieht er dagegen Pulled-Artikel (v.a. Pork und Chicken), wie sie seine Marken Tillmans und Gutfried liefern, sowie fettreduzierte Produkte oder Salami- Snacks wie die neuen „Hähnchen Sticks“ von Gutfried. Auf große Akzeptanz beim Handel stößt laut Clemens Tönnies auch die Flat-Packung für SB-verpacktes Frischfleisch, die gegenüber der Schale 75 Prozent weniger Kunststoff benötigt, überdies länger haltbar und im Wandregal gut sichtbar ist.

Auf einen Blick
  • Familienunternehmen, gegründet 1971
  • 6,9 Milliarden Euro Umsatz weltweit
  • schlachtet jährlich 20,6 Millionen Schweine
  • und 432.000 Rinder

Für die mittelfristige Entwicklung sieht sich die Geschäftsführung gut gerüstet. „Ich blicke zuversichtlich nach vorne, auch wenn der Preisdruck und der Wettbewerb in den vergangenen Monaten nochmals deutlich zugenommen haben“, sagt Geschäftsführer Andres Ruff. Im laufenden Geschäftsjahr steht neben dem Ausbau der Exportmärkte, die zuletzt um Mexiko erweitert wurden, die Steigerung der Nachhaltigkeit in allen Unternehmensbereichen sowie der Ausbau von Tierschutzmaßnahmen vom Stall bis zur Schlachtung im Fokus. In Sachen Tierwohl arbeitet Tönnies an neuen Lösungen bei Haltung, Transport und Schlachtung. Um das in der Öffentlichkeit zu kommunizieren, wurde eine Online-Plattform gestartet. Unter www.toennies-tierschutz.de zeigt das Unternehmen Maßnahmen in der praktischen Umsetzung.

Tönnies ist heute in der Lage, dem Handel individuelle Fleischprogramme aus einer bestimmten Haltungs- oder Fütterungsform auch in kleineren Mengen von etwa 100 Schweinen pro Woche zur Verfügung zu stellen. Das Interesse von Verbraucher und Handel sei vorhanden, berichtet Clemens Tönnies.

Höhere Wertschöpfung nötig
Allerdings müsse der Mehraufwand mit entsprechend höheren Preisen honoriert werden, und zwar bei der Ganztier-Vermarktung. „Die Qualität des jeweiligen Programms muss bis zur Brühwurst mehr Wertschöpfung erzielen,“ betont Tönnies. Mit einem großen LEH-Unternehmen befinde man sich in der Planung für ein solches spezielles Haltungslabel Schwein.

Nach dem Ausbau des Schlachtbetriebes im niedersächsischen Badbergen für rund 80 Millionen Euro zum „Rinderstandort der Zukunft“ mit einer Kapazität von 5.000 Tieren pro Woche, will Tönnies auch neue Produktkonzepte für Rindfleisch in den Handel bringen. Am Standort Meppen baut das Tochterunternehmen Petcura die Produktion und Vermarktung von Heimtiernahrung für Hund und Katze auf reiner Fleischbasis aus. Das Programm wird unter der Marke Petcura oder als Eigenmarken im In- und Ausland vertrieben.