Tierwohl Zu 100 Prozent ohne

Reinert startet sein ganzheitliches Pilotprojekt mit antibiotikafreiem Schweinefleisch mit einer Produktlinie für Theke und Kühlregal.

Donnerstag, 01. Februar 2018 - Fleisch
Andrea Kurtz
Artikelbild Zu 100 Prozent ohne
Bildquelle: Getty Images

Im Juli 2018 wird Reinert die ersten acht Produkte aus 100 Prozent antibiotikafreier Aufzucht in der Theke und im Kühlregal präsentieren. Das Unternehmen kooperiert dazu mit Danish Crown als exklusivem Partner. Die Produkte werden preislich zwischen konventionellen und Bio-Produkten angesiedelt sein. „Was nötig ist, um der zunehmenden Verunsicherung von Verbrauchern Rechnung zu tragen, ist ein neues Denken in der Branche und die Bereitschaft aller Beteiligten, ideologische Grenzen zu überwinden“, sagt Inhaber Hans-Ewald Reinert.

Eine Repräsentativ-Untersuchung von Mente-Factum aus der ersten Januarwoche 2018 untermauert die Aktivitäten von Reinert. Danach halten 80 Prozent der Befragten die Gefährdung durch Antibiotika für sehr groß. „Die Ergebnisse machen deutlich, dass es höchste Zeit wird, dass wir als Fleisch- und Wurstproduzenten unsere Haltung gegenüber den Verbrauchern ändern und jetzt handeln müssen“, betont Reinert.

In der Untersuchung sprechen zwar immer noch 55 Prozent der Befragten den Fleisch- und Wurstproduzenten ihr Vertrauen aus. Allerdings hat die Branche in den vergangenen Jahren bereits deutlich an Vertrauen in der Öffentlichkeit verloren. So ist der Indexwert von 64 im Jahr 2010 auf 45 im Jahr 2017 gesunken. „Mit der Antibiotikathematik ist erneut ein Problem aus der Massentierhaltung beim Verbraucher angekommen. Die Fleischbranche sollte die Ängste in der Bevölkerung ernst nehmen, ansonsten droht weiterer Vertrauensverlust“, kommentiert Klaus-Peter Schöppner, Geschäftsführer Mente-Factum.

Produzenten gefordert
Mit dem Pilotprojekt, Produkte aus antibiotikafreier Aufzucht ins Sortiment aufzunehmen, realisiert Reinert einen ganzheitlichen Ansatz. „Angesichts der Situation sind wir Produzenten gefordert, stärker als bislang Verantwortung für Haltungsbedingungen und Medikamenteneinsatz mit zu übernehmen“, ist Hans-Ewald Reinert überzeugt. In den vergangenen Jahren habe er rund 5 Prozent Absatzverluste hinnehmen müssen und immer deutlicher gemerkt, dass ein traditioneller Familienbetrieb für Wurstwaren wie seiner umdenken müsse – und könne.

Neuen Partner gefunden
Als exklusiven Partner hat Reinert den dänischen Fleischproduzenten Danish Crown gewonnen. Bei deutschen Schweinezüchtern habe er zu wenig „Mut in der Vorstufe“ vorgefunden. Das Unternehmen ist Vorreiter in der massenmarkttauglichen antibiotikafreien Aufzucht von Schweinen und seit Oktober 2016 mit Reinert im Kontakt wegen der neuen Produkte. In den USA und Italien wird das Fleisch aus der antibiotikafreien Aufzucht bereits seit Kurzem angeboten.

Fleischbranche unter Druck
  • 80 Prozent der Befragten halten den Einsatz von Antibiotika in der Nutztierhaltung für hoch gefährlich.
  • Insbesondere junge Menschen sehen hier ein echtes Problem (86 Prozent).
  • Gleichzeitig nehmen die Vorbehalte gegen die Fleischbranche trotz des steigenden Fleischverzehrs weiter zu.
  • Fast die Hälfte der Befragten fühlt sich von Wurst- und Fleischproduzenten mit ihren Bedenken nicht ernst genommen (49 Prozent).
  • 68 Prozent erkennen im Umgang mit Antibiotika keinen verantwortungsvollen Umgang.
  • Alle Ergebnisse: Mente-Factum- Befragung, Januar 2018.

Das könnte Sie auch interessieren