Studie zur Stimmung beim Einkaufen Von ängstlich bis genervt

Corona verändert das Einkaufverhalten. Hat sich aber auch die Stimmung beim Einkauf verändert? Dazu hat Offerista fast 10.000 Konsumenten befragt.

Donnerstag, 04. Juni 2020 - Corona Update
Friederike Stahmann
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Bildquelle: Friederike Stahmann

Zu Zeiten des europaweiten Lockdowns hat die Offerista Group Mitte April fast 10.000 Konsumenten online in Deutschland, Österreich und der Schweiz befragt. Das Unternehmen übernimmt in der DACH-Region digitales Handelsmarketing, vorwiegend über Apps für den stationären Handel. Fazit: Einkaufen zu Corona-Zeiten scheint alles andere als Spaß zu machen.

So gab ein Drittel der in Deutschland Interviewten an, beim Einkauf Angst zu empfinden. Und zwar die ganz konkrete Angst, sich beim Einkauf mit dem Virus zu infizieren. Eine Aussage, die überwiegend von Menschen im Alter von 55+ getroffen wurde. In Österreich fühlen sich Kunden dagegen eher genervt von den Maßnahmen, die nun beim Einkauf einzuhalten und zu beachten sind (die gelten zum Zeitpunkt des Interviews schon länger als in Deutschland). Und hier wiederum sind es vermehrt die 18- bis 24jährigen, die sich über die Einschränkungen ärgern.

Es gibt aber auch die andere Seite der Medaille: Ein Fünftel bis ein Viertel aller Befragten hierzulande und bei unseren österreichischen Nachbarn empfinden den Einkauf derzeit gar als erlebnisreiches Abenteuer. Wenn auch nicht gleichmäßig verteilt über alle Altersgruppen. Als Abwechslung mit Spaßfaktor sehen vor allem junge Erwachsene das Shoppen zu Zeiten des Lockdowns.

Generell lässt sich feststellen: Konsumenten gehen in der Krise bei der Einkaufsplanung nun bewusster vor (D: 48, A: 59, CH: 54 Prozent). Aufgrund der wirtschaftlichen Entwicklung achten sie stärker auf den Preis, informieren sich mehr noch über Aktionen, erstellen Einkaufslisten und planen ihre Einkäufe aktuell mehr als zuvor.

Es wird noch mehr gespart

In Deutschland und der Schweiz ist Mitte April der Preis wichtigstes Kaufargument (D: 32, CH: über 40 Prozent). Liegt die besonders hohe Preissensibilität in der Schweiz vielleicht an den geschlossenen Grenzen, die günstige Einkaufsalternativen in Deutschland derzeit unmöglich machen? „Das wäre eine Möglichkeit“, meint Lydia Bauers, Marketing-Managerin von Offerista. „Zurückzuführen ist dies wohl auch dahingehend, dass Vieles in der Schweiz sehr teuer ist im Vergleich zu Deutschland. Und durch die Corona-Krise mit allen (wirtschaftlichen) Folgen die Preissensibilität steigt.“

Anders scheinen das Österreicher zu sehen. Bei den Befragten ist zu Corona-Zeiten die Regionalität das stärkste Kaufargument (43 Prozent), dann erst folgen Preis (27), Qualität (21) und Marke mit knapp 4 Prozent. Anmerkung der Redaktion: In Print- und Hörfunkwerbung wurde im April massiv für den Kauf von heimischen Produkten geworben, beispielsweise von der Vorarlberger Molkerei.

Solidarität zum stationären Handel

Vom Online-Boom zu Pandemie-Zeiten war viel zu Hören und zu Lesen. In der vorliegenden Studie wurde daher genau die Frage gestellt, was und ob während des Lockdowns online bestellt wurde. Die befragten Schweizer gaben an, vorwiegend Kleidung und Schuhe sowie Elektroartikel bestellt zu haben. Fast genauso viele shoppten gar nicht online (32 Prozent). Lebensmittel wurden erst an sechster Stelle genannt. Von den österreichischen Interviewten gaben 19 Prozent an Online-Shopper zu sein, in Deutschland lag die Zahl bei 20 Prozent.

Dagegen sprach sich die Mehrheit der Befragten für den stationären Einzelhandel aus – und zwar in der gesamten DACH-Region. Bedeutet das einen neuen Schub für lokale Geschäfte oder ist das nur eine kurzfristige Auswirkung? „Mehr als jeder zweite Befragte in Deutschland und Österreich gab an, bereits schon immer den stationären Handel bevorzugt zu haben – ganz unabhängig von Corona“, weiß die Offerista-Expertin. „Weniger als ein Fünftel der Teilnehmer in allen drei Ländern will weiterhin online bestellen. Die Haptik spielt eine wesentliche Rolle, warum lokale Geschäfte bevorzugt werden. Insbesondere im Lebensmittelhandel, und vor allem bei Frischware, ist das Bedürfnis groß, die Produkte in den Händen zu halten, bevor sie gekauft werden“, so Bauers.

Ein ganz anderer Aspekt ist für die Generation 55+ ausschlaggebend: Sie wollen die lokalen Läden ganz bewusst gerade jetzt unterstützen. Dies lässt auf eine zunehmende Solidarität für den stationären Einzelhandel schließen.

Und was kaufen Kunden, sobald der Lockdown vorüber ist? Sobald die Geschäfte wieder öffnen, wollen Frauen Mode und Schuhe shoppen gehen, bei Männern steht der Besuch im Bau- und Gartenmarkt ganz oben an. Die Plätze 2 in den Prioritätenlisten sind dann jeweils der Favoritenartikel des anderen Geschlechts: Frauen gehen nach der Modeboutique Blumen kaufen, Männer schauen nach dem Baumarktbesuch dann auch nach Kleidung und Schuhen. Auf Rang 3 der am meisten vermissten Shoppingerlebnisse landen bei Frauen Möbelläden. Bei Männern sind es Elektronikshops.

Schutz: ja bitte!

Weiter wollte die Offerista-Studie wissen, wie man sich in Deutschland Mitte April vor dem Virus beim Einkaufen schützt. Abstand halten fast 90 Prozent der Befragten. Die Hälfte geht auch alleine einkaufen. Ein Drittel schützte sich auch schon vor der Maskenpflicht mit einem Mund-Nase-Schutz. Und auch das Tragen von Handschuhen war für 28 Prozent selbstverständlich. Nur eine Minderheit von 6 Prozent verhielt sich so wie vor Corona-Zeiten.

Und in wie weit sind die Kunden bereit, Schutzmaßnahmen auch über Wochen und Monate einzuhalten? Die Hälfte der befragten Kunden in Österreich richtet sich darauf ein, dass die Schutzmaßnahmen über Monate zu befolgen sind. In Deutschland war dies nur ein Drittel der Interviewten.