Recruiting im Handel So kommen Sie jetzt noch an Azubis!

Sie haben Ihre Ausbildungsstellen für diesen Herbst noch nicht besetzt? Dann ist Eile geboten – wir haben fünf wichtige Tipps für erfolgreiches Recruiting!

Dienstag, 19. Mai 2020 - Corona Update
Heidrun Mittler, Sonja Plachetta
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Bildquelle: Getty Images

Kein Zuckerschlecken: Wer in den Personalabteilungen eines Lebensmittelhändlers arbeitet, hat seit Ausbruch der Pandemie keine ruhige Minute mehr gehabt. Personaleinsatzpläne umbauen, Aushilfen rekrutieren, in einigen Fällen Kurzarbeit beantragen – diese und viele weitere Aufgaben mussten gestemmt werden. Neue Azubis für den Herbst einstellen? Das stand in den letzten, turbulenten Wochen nicht im Fokus. Doch jetzt, wo sich das Frühjahr Richtung Sommer neigt, beschleicht so manchen Kaufmann das ungute Gefühl, etwas versäumt zu haben. So äußert eine Ausbilderin die Befürchtung: „Wer jetzt seine Lehrstellen noch nicht besetzt hat, guckt in die Röhre. Denn die guten Schüler sind längst vom Markt.“

Zur Corona-bedingten Überlastung im Handel kamen widrige Umstände dazu. „Social Distancing“ hat Einstellungsgespräche über lange Zeit erschwert. Außerdem waren die allgemeinbildenden Schulen wochenlang geschlossen, so dass kaum Schulkooperationen möglich waren.

Wie gut, wenn die Personalverantwortlichen mit den digitalen Werkzeugen umgehen können. Manuela Hemel, HR-Expertin Employer Branding für die Rewe Group in Köln, berichtet positiv von den aktuellen Recruiting-Maßnahmen. Persönliche Gespräche, schildert sie, werden in den meisten Fällen durch Telefon- oder Videogespräche ersetzt. „Unsere Erfahrungen damit sind sehr gut – Führungskräfte und Bewerber sind dankbar für diese Möglichkeit und schätzen gerade bei den Videogesprächen, dass sie zumindest ähnlich wie bei einem persönlichen Gespräch das Gesicht des Gesprächspartners sehen.“ Natürlich, räumt sie ein, gab es teilweise technische Schwierigkeiten. Aber: „Hier wurden immer Lösungen gefunden.“

Die Rewe Group hat auch das Problem gemeistert, dass die meisten Ausbildungsmessen dieses Frühjahr als Plattform gefehlt haben. Hemel: „Viele Messeveranstalter konnten relativ kurzfristig digitale Messeformate organisieren, mit denen wir gerade unsere ersten Erfahrungen machen“. Zudem hätten einige Regionalniederlassungen eine regelmäßige Online-Sprechstunde für Schüler und potenzielle Bewerber eingeführt. „Diese wurde über bestehende Schulkontakte beworben und werden sehr gut angenommen“, schildert die HR-Fachfrau ihre Erfahrungen.

René Klauer, Geschäftsleiter des Globus-Marktes in Halle/Saale, ist trotz der coronabedingten Einschränkungen zuversichtlich, fünf Auszubildende einstellen zu können. Interviews würden derzeit per Video oder telefonisch geführt. Sorgen, dass das nicht ausreicht für einen guten Eindruck vom neuen Mitarbeiter, hat er nicht: „Das persönliche Gespräch ist zwar unschlagbar, aber es gibt die Probezeit, die für beide Seiten gilt.“

Dirk Thärichen, Vorstandssprecher von Konsum Leipzig, sieht sogar Chancen, dass sich die Bewerberlage im Lebensmittelhandel verbessern könnte. „Die Verkäufer haben in den vergangenen Wochen viel Wertschätzung erfahren, das könnte das Ansehen des Berufs erhöhen“, hofft er. Zudem hätten viele Menschen, die selbst in Kurzarbeit mussten, gesehen, dass die Branche krisenfest sei. Mehr noch: Auch Konsum Leipzig hat den Mitarbeitern eine Prämie gezahlt. Vielleicht ein Argument für Suchende, sich dort zu bewerben.

Fünf Tipps, wie Recruiting funktioniert

Was kann man generell tun, um die richtigen Kandidaten auf seine Ausbildungsstellen aufmerksam zu machen? Dazu fünf Tipps von Diplom-Betriebswirtin Jutta Mohamed-Ali, die als Inhaberin von „ArsAzubi“ Ausbildungsberatung für kleine und mittelständische Unternehmen anbietet.

1. Azubi-Stellenbörsen nutzen 

Vertreter der Generation Z wollen nicht lange suchen, dementsprechend sind Jobbörsen für Ausbildungsstellen aufgebaut. Das sind z.B.  

www.azubiyo.de 

www.ausbildung.de 

www.aubi-plus.de 

www.talenthero.de

2. Im Netz präsent sein

Noch wichtiger als die Azubi-Jobbörsen sind Google und YouTube. Da junge Menschen heute anders suchen, z.B. mit der Suchwortverknüpfung „Postleitzahl“ und „Ausbildungsberuf“, müssen Stellenangebote der Unternehmen hierfür optimiert sein. GoogleAds, GoogleBusiness und GoogleJobs sind hier die entscheidenden Stichworte. 

 Auch YouTube, die weltweit zweitgrößte Suchmaschine, wird für das Ausbildungsmarketing verkannt. Da zählen keine professionellen Image-Unternehmensfilme, sondern authentische Aussagen von jetzigen Mitarbeitern als Testimonials. Lassen Sie Ihre Azubis aus dem zweiten und dritten Lehrjahr doch mal ein eigenes Ausbildungsvideo drehen, das zieht am meisten! 

 3. Aktuelle Recruiting-Trends kennen

Junge Erwachsene lesen keine klassisch aufgebauten Stellenangebote mehr. Sie wollen eine „Story“, eine authentische Geschichte.  

Was Bewerber lesen wollen: 

 4. Soziale Netzwerke werden überbewertet 

Junge Bewerber ziehen klare Grenzen zwischen Spiel und Spaß in der Freizeit und professionellem Nutzen von Netzwerken. Auf den „Spaß-Plattformen“, wie z.B. Instagram oder TikTok wird nicht nach Ausbildungsangeboten gesucht.   

5. Auswahlverfahren online  

Was die Generation Z nicht mag: Telefonieren! Was sie gut findet: Videocalls! Gerade jetzt in der Corona-Zeit mussten sich viele Schüler an Online-Unterricht gewöhnen. Stellen Sie Vorstellungsgespräche auf Videokonferenzen um!