Südtirol Wie man den Export neu startet

Wein, Obst, Speck: Deutschland ist für Südtirol ein wichtiger Handelspartner. Mit zahlreichen Aktionen hat sich das Epizentrum von Corona während des Lockdowns auf den Neustart vorbereitet.

Donnerstag, 07. Mai 2020 - Corona Update
Elke Häberle
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Bildquelle: Elke Häberle

Für die Süddeutschen bedeutet Südtirol ein ganz großes Stück Lebensfreude und italienisches Lebensgefühl: Lebensmittel aus Südtirol sind aus dem deutschen Handel und der Gastronomie nicht wegzudenken. Wann immer sich die Gelegenheit bietet, finden sich Karawanen von Autoschlangen auf dem Brenner, auf dem Weg nach Bozen, Meran, in die Dolomiten etc.

Im März 2020 kam dann das jähe Ende, Corona hat die Touristen- und Warenströme beendet. Doch wie sieht die Lage der Ernährungsindustrie in Südtirol und dem Export von Lebensmitteln nach Deutschland seit dem Lockdown aus?

Die Situation hat sich für die verschiedenen Produkte unterschiedlich entwickelt: „Speck und Käse verzeichnen Einbrüche vor allem aufgrund der Schließung von Theken“, so Stephan Wenger, Direktor Agrar bei der Vermarktungsgesellschaft IDM Südtirol Alto Adige. Der Absatz von Südtiroler Äpfeln hierzulande, die im März und April erfahrungsgemäß besonders stark nachgefragt werden, blieb dagegen stabil. Als einen Grund nennt Wenger den Trend zu stärkerem Obst- und Gemüsekonsum hierzulande. Weiter ist insbesondere die Nachfrage nach verpackter Ware stark gestiegen. Von allen Produktkategorien wurde der Wein am stärksten betroffen, hier zeigt sich laut Wenger der enge Zusammenhang des Südtiroler Weins mit der Gastronomie in Deutschland.

Auch wenn sich die Lage mittlerweile entspannt hat, zu Beginn des Lockdowns lag natürlich eine besondere Herausforderung in der Logistik. Zahlreiche zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen wie beispielsweise bei der Verladung wurden notwendig und so mussten die Abläufe neu organisiert werden. Um Übertragungen auszuschließen, durfte es schließlich keinen Kontakt zwischen LKW-Fahrern und Verlademitarbeitern geben und entsprechend wurden zum Schutze der Mitarbeiter zahlreiche Sicherheitsvorkehrungen umgesetzt, erläutert Wenger, und weiter: „Insgesamt konnten so die Produktionen aufrechterhalten werden und auch die Logistik hat während der gesamten Corona-Zeit weitestgehend funktioniert.“

Initiative Restart Südtirol

Bereits in einer frühen Phase des Lockdowns galt bei den Südtirolern aber auch immer Blick nach vorne. So beschäftigte sich die Initiative „Restart Südtirol“ des IDM Südtirol mit Fragen wie „Was braucht Südtirol, um trotz Krise wieder wirtschaftlich durchstarten zu können?“ oder „Wann setzt man dafür welche Maßnahmen ein?“ Dazu wurde beispielsweise im März/April die Dialogkampagne #alleswaswirlieben umgesetzt. Ziel war, „in dieser Zeit über die sozialen Netzwerke mit unseren Kunden und Konsumenten auf einfache Weise in Kontakt zu bleiben“, so Wenger. Zentrale Elemente der Kampagne waren authentische und emotionale Botschaften rund um die Produkte, Produzenten und um Südtirol.

Für den nächsten Schritt von „Restart Südtirol“ ist laut IDM-Generaldirektor Erwin Hinteregger „in den wichtigsten Märkten eine internationale Kampagne mit einer großen Reichweite und starker Durchdringungskraft“ geplant. Die Post-Corona startende Kampagne soll übergreifend für alle Produkte die Marke Südtirol stärken, die Qualität der Produkte sowie die Menschen, die dahinter stehen, hervorheben.

Messe und Events: Digital statt analog

Und auch sonst zeigt sich die Region findig: Um die Unternehmen mit konkreten Maßnahmen im Export zu unterstützen, setzt die IDM Südtirol auf digitale Events und neue Plattformen, um so den Ausfall von Messen zu kompensieren. Den Anfang machten Anfang Mai die „Export Days“ – die dieses Jahr als Online-Edition mit digitalen Beratungsgesprächen stattgefunden haben. Die Beratungsgespräche, zu denen man sich im Vorfeld bei IDM anmelden konnte, finden in deutscher, italienischer und englischer Sprache statt und dauern jeweils maximal 45 Minuten.

„Gerade jetzt ist es sinnvoll, neue Exportchancen zu finden und nächste, konkrete Schritte gut zu planen“, so Hinteregger. Schließlich sei der Export ein enorm wichtiges Standbein für die Wirtschaft in Südtirol, ohne dass das Land nach der Krise schwer wieder in Fahrt kommen würde. „Südtirol verfügt über exzellente Produkte und Dienstleistungen und hat daher großes Potenzial, was die Exportwirtschaft betrifft.“

Vera Leonardelli, Direktorin Business Development bei der IDM, ergänzt: „In diesen Wochen geht es exportierenden Unternehmen vor allem darum, ihre aktuellen Kunden zu halten. Oft sind sie mit ihren Produkten Teil einer internationalen Lieferkette, in der andere Unternehmen keine oder zumindest geringe Produktionsstopps erlitten haben. Müssen Auftraggeber auf andere Lieferanten ausweichen, riskieren Südtiroler Unternehmen, Kunden zu verlieren.“

Entsprechend organisiert die IDM neben den „Export Days“ noch weitere Online-Events, etwa Online-Seminare zum internationalen Vertragsrecht im Zusammenhang mit der Coronakrise oder zur Entwicklung des Wellnessmarktes nach der Krise. Geplant sind zudem digitale Conventions, die Branchentreffen auf neuen Wegen ermöglichen sollen.