Der Onlinehandel mit Waren in Deutschland hat erstmals seit zwei Jahren leicht an Bedeutung gewonnen. Wie der Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland (BEVH) mitteilte, stieg der Umsatz im zweiten Quartal 2024 um 0,2 Prozent auf 19,22 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Im gesamten ersten Halbjahr lag der Umsatz mit 38,1 Milliarden Euro jedoch noch 1,2 Prozent unter dem Vorjahreswert.
Martin Groß-Albenhausen, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des BEVH, sieht darin erste Anzeichen einer Marktnormalisierung. „Die Einkommen haben die Teuerung der vergangenen Jahre – seit 2019 etwa 20 Prozent – nicht nur überkompensiert, sondern treffen nun auf eine deutlich geringere Inflationsquote“, erklärte er laut der Mitteilung. Gleichzeitig warnte er vor zu frühem Optimismus angesichts politischer Unsicherheiten und geopolitischer Konflikte.
Besonders stark wuchs der Lebensmittelbereich mit einem Plus von 6,2 Prozent auf 1,004 Milliarden Euro im zweiten Quartal. Auch der Modehandel und Waren des täglichen Bedarfs legten jeweils um 2,9 Prozent zu. Insgesamt verzeichneten 12 von 19 untersuchten Sortimentsbereichen ein Wachstum.
Online-Marktplätze dominieren den E-Commerce
Auffällig ist die dominante Rolle von Online-Marktplätzen. Sie waren der einzige Versendertyp, der im zweiten Quartal zulegen konnte (plus 2,3 Prozent) und erreichten im ersten Halbjahr einen Marktanteil von 55 Prozent. Groß-Albenhausen spricht von einer „Plattformisierung des E-Commerce“. Dagegen verzeichneten Herstellerversender (minus 11,7 Prozent) und Multichannel-Händler (minus 1,6 Prozent) Rückgänge bei ihren eigenen Online-Verkäufen.
Trotz der positiven Signale bleiben Herausforderungen für die Branche bestehen. Fast jedes zweite befragte Unternehmen sieht sich durch die deutsche und europäische Gesetzgebung gebremst. Zudem beklagen 54,2 Prozent der Befragten eine mangelnde Durchsetzung von EU-Recht gegenüber Anbietern aus Drittstaaten, was ihre Wettbewerbsfähigkeit gefährde.