Interview Rehberg - Rewe „Ideales Convenience-Gebinde“

Einwegpfand hat die Mehrweg-Quote nicht gesteigert, argumentiert Armin Rehberg, Rewe Vorstand Discount, im LP-Gespräch. Der Top-Manager über die Vorteile des Gebindes, Verbraucherwünsche und warum die Getränkedose zurück ist.

Mittwoch, 25. August 2010 - Management
Lebensmittel Praxis

Die Dose feiert Comeback, war sie überhaupt wirklich verschwunden?
Armin Rehberg: Zumindest aus deutschen Discount-Regalen. Nun ist die Dose auch im Discount wieder zurück. In anderen Vertriebsbereichen war sie nie weg. Denken Sie zum Beispiel an Tankstellen oder Supermärkte.

Die Recyclingquote ist dank Dosenpfand nach oben gerutscht. Sind Sie dem damaligen Umweltminister Jürgen Trittin von den Grünen dankbar dafür? Die öffentliche Diskussion um das Thema Einweg-Pfand sowie die Dose hat dafür gesorgt, dass die Hersteller Kritikpunkte, die Ende der neunziger Jahre z.B. mit der Dose verbunden wurden, jetzt erfolgreich angepasst und korrigiert haben. Durch bessere Konstruktion und Fertigungstechnik sind mehr als 30 Prozent des Gewichts eingespart und die Recyclingrate konnte von knapp 36 Prozent in den 90ern bis auf aktuell 96 Prozent deutlich erhöht werden. Dies ist positiv für die Umwelt. Fakt ist aber auch, dass das Einwegpfand nicht für eine gesteigerte Mehrweg-Quote gesorgt hat.

Wann stand der Entschluss, wieder Getränkedosen zu verkaufen?
Zu Beginn des Jahres führten wir Kundenbefragungen mit dem Fokus Kundenbedürfnisse und Kundenakzeptanz für die Verpackungsform Dose durch. Im Anschluss starteten wir in Testmärkten in einer Region. Daraus zeigte sich: Die Dose ist ein ideales Convenience-Gebinde, die ideale Kleinpackung für Unterwegs. Bessere Frische, längere Haltbarkeit und auch die bewährten Kulteigenschaften der Vergangenheit wurden von den Kunden genannt. Dies hat uns bewogen, die Dose als Alternative zu Mehrweg und PET national zu listen.

Freuen Sie sich auf den Pfandschlupf?
Nein, ich freue mich in erster Linie auf Umsatz aus Dosengebinden wie Coca-Cola, Pepsi oder Bier.
Wo sehen Sie die „Pfandschmerzgrenze“, wenn Sie Bier für unter 30 Cent verkaufen und dafür 25 Cent Pfand draufschlagen?
Wir schlagen nichts drauf, das Pfand ist gesetzlich geregelt. Die Richtlinien für den Wert des Einwegpfandes bei den unterschiedlichen Gebindegrößen werden durch den Gesetzgeber in der Dritten Verordnung zur Änderung der Verpackungsverordnung bestimmt. Wir wenden die Gesetze und Verordnungen konsequent an, nicht mehr und nicht weniger.

Sie sprechen von Vorteilen und Kundenwünschen, warum vermissten ausgerechnet Penny-Kunden die Dose?
Ich bin überzeugt, dass es sich nicht auf Penny-Kunden beschränkt, aber die interessieren uns einfach am meisten. Dass auch andere Handelsunternehmen jüngst Dosen eingelistet haben, beweist, dass der Markt sich verändert.

Was ist mit den Vorteilen für Penny selbst?
Wir orientieren unser Sortiment an den Bedürfnissen unserer Kunden, ganz einfach. Wir bieten den Kunden die Wahl, sich alternativ und situationsgetrieben für die Gebindeform zu entscheiden, die am besten passt, z.B. die Dose als ideales Convenience-Gebinde und die Mehrweg-Glasflasche beim Grillen im Garten. Vorteile für die Umwelt sind auch Vorteile für Penny: Auch aus logistischer Sicht bieten sich Vorteile, da mit kompakteren Dosen 18 Prozent weniger „Luft“ transportiert wird als bei PET Flaschen und 49 Prozent weniger „Luft“ als bei Glas-Flaschen. Dies sorgt für Kraftstoff- und CO2–Einsparungen im Bereich Beschaffungs- und Filial-Logistik. Durch das Zusammenspiel von Form, Stabilität, Kompaktheit und Stapelbarkeit entstehen auf allen Stufen Handlingsvorteile, vom Wareneingang über die Kommissionierung bis zum Einräumen im Regal.

Wie wird das Getränkesortiment bei Penny mit Blick auf die Gebinde-Art in einem Jahr aussehen?
Wir wollen unseren Kunden alle Alternativen bieten: vom klassischen Mehrweg und Logipack, über PET-Einweg bis hin zur Dose. Unsere Kunden bestimmen selbst. Werden wir, was die Marktanteile der Dose betrifft, irgendwann wieder Verhältnisse wie vor dem „Dosenpfand“ erhalten?
Nein. Alle wesentlichen Verpackungsformen haben aus Kundensicht und aus der Verzehrsituation heraus ihre Berechtigung und werden nebeneinander existieren.

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Armin Rehberg, Rewe-Vorstand Discount

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