Spannende Frage Gemeinsame Antworten gefragt

Der 5. Food Safety Kongress in Berlin greift u.a. die aktuellen Lebensmittelskandale auf. Fragen an Stephan Tromp vom Handelsverband Deutschland (HDE) und IFS Managing Director.

Montag, 11. März 2013 - Management
Lebensmittel Praxis
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Bildquelle: LP-Archiv

Herr Tromp, der diesjährige Food Safety Kongress hat durch falsche Deklarationen bei Fleisch und Eiern sowie Aflatoxine in Futtermitteln ungeahnte Aktualität bekommen. Wie beurteilen Sie das?
Diese kriminellen Taten schaden einer gesamten Branche und beschädigen unsere Reputation. Es hat noch nie so sichere Lebensmittel gegeben, wie in unserer Zeit. Dass trotzdem jede Straftat von der Politik und den Medien verallgemeinert und damit skandalisiert wird, zeigt, dass die Lebensmittelwirtschaft wie kaum eine andere Branche im Fokus der Öffentlichkeit steht. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass Handel und Industrie gemeinsame Antworten dazu erarbeiten.

Welche Konsequenzen zieht der International Food Standard (IFS) daraus?
Der IFS hat bereits Konsequenzen gezogen und wird in seinen Kriterien zur Rohwarenbeschaffung künftig zusätzlich fordern, dass ein Hersteller nicht nur sicherstellt, dass die Rohwaren den Spezifikationen entsprechen, sondern er sich auch von der Authentizität der angelieferten Rohwaren überzeugt.

Mehr Kontrollen werden jetzt allseits gefordert. Können damit in Zeiten globaler Warenströme Ereignisse wie die jüngsten aber auch kontaminierte Erdbeeren verhindert werden?
Der Pferdefleischskandal und die kontaminierten Erdbeeren sind nicht zu vergleichen. Im Pferdefleischskandal lag zu keiner Zeit eine Gesundheitsgefahr der Verbraucher vor. Hier wurde mit hoher krimineller Energie betrogen. Jeder in der Lebensmittelwirtschaft ist gefordert, nach den jüngsten Ereignissen im Sinne einer Risikoanalyse seine Bezugsquellen zu überprüfen.
Der IFS diskutiert zurzeit über die Einführung unangekündigter Audits, zur Verifizierung der IFS-Audits. Der Vorteil solch eines Tools wäre, dass die teilnehmenden Industrieunternehmen sich sowohl gegenüber den amtlichen Kontrollen als auch gegenüber ihren Kunden profilieren und ihren hohen Standard in der Produktion auch während der Laufzeit eines IFS-Zertifikats unabhängig überprüfen lassen könnten. Im Falle von Krisen würde die Teilnahme an solchen unangekündigten Audits die Argumentation stützen, dass es sich nicht um systematisches Versagen, sondern um einzelne Fehler handelt. Fehler können immer geschehen. Es ist die Verantwortung unserer Branche, einzelne Fehler nicht zu Krisen für alle ausufern zu lassen.

Was erwarten die Besucher des Food Safety Kongresses zu diesem Thema?
Auf dem Food Safety Kongress wird Herr Bernhard Kühnle, BMELV Abteilungsleiter zu den Konsequenzen aus dem Pferdefleisch- und Bio-Eier-Skandal sprechen. Der BVL-Präsident Dr. Helmut Tschiersky-Schöneburg wird zum Bundesrechnungshofgutachten über die Effizienz der amtlichen Überwachung Stellung nehmen, und aus den Niederlanden wird ein Modellprojekt präsentiert, wie amtliche Überwachung und wirtschaftliche Eigenkontrolle zusammenarbeiten können. Wir spannen also den Bogen von den politischen Konsequenzen aus den jüngsten Skandalen über die amtliche Überwachung bis hin zu den Möglichkeiten der Zusammenarbeit zwischen öffentlicher Hand und Privatwirtschaft.

Der 5 Food Safety Kongress findet am 23. und 24. April 2013 im Berliner Ellington Hotel statt.
Info: www.managementforum.com/food-safety

Bild: Stephan Tromp ist stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Handelsverband Deutschland (HDE) und Managing Director beim International Food Standard IFS.