Nachgefragt „Vertrauen ist die Basis des Handels“

Interview mit Rewe Kaufmann und BVL-Präsident Friedhelm Dornseifer u?ber Kundenresonanz und Auswirkungen der aktuellen Lebensmittel-Skandale.

Montag, 11. März 2013 - Management
Lebensmittel Praxis
Artikelbild „Vertrauen ist die Basis des Handels“

Herr Dornseifer, die Nachrichten wurden in den vergangenen Wochen gleich durch mehrere Lebensmittel-Skandale beherrscht, die Diskussion um Lebensmittel-Kontrollen ist neu entbrannt. Reichen die jetzigen Regulierungen Ihrer Meinung nach aus?
Zunächst muss ich sagen, dass ich den aktuellen Trend zur Skandalisierung als äußerst problematisch ansehe. Heute wird alles zum Skandal und zur Krise gemacht, der Verbraucher dabei jedoch sehr oberflächlich informiert. Aktuell geht es wieder einmal zu sehr darum, Lebensmittel-Industrie und -Handel an den Pranger zu stellen. Was dabei völlig in den Hintergrund gedrängt wird, ist die Tatsache, dass jemand betrogen hat. Man muss die Kriminellen suchen und zur Rechenschaft ziehen. Kriminelle Energie kann man jedoch auch mit weiteren Regeln nicht verhindern. Ich bin der Meinung, wir haben ausreichend Regulierungen zur Lebensmittel-Sicherheit und -Deklaration. Wir müssen uns in der Prozesskette aber natürlich aufeinander verlassen können. Vertrauen ist die Basis des Handels. Wenn jeder jeden kontrollieren würde, kämen wir nicht mehr dazu, unserer normalen Arbeit nachzugehen.

Zurückblickend auf die letzten Lebensmittel-Skandale: Inwieweit haben Sie eine Veränderung des Konsumverhalten beobachten können und wie lange hielt dies an?
Jeder Lebensmittel-Skandal bewegt den Verbraucher und schlägt sich in dessen Kaufverhalten nieder, schließlich geht es bei Lebensmitteln um lebensnotwendige Dinge. Eine spürbare Kaufzurückhaltung erleben wir in den Fällen, wenn Nachrichten und Medien von dem Thema beherrscht werden. Lange hält dies erfahrungsgemäß jedoch nicht an.

Wie reagieren Ihre Kunden auf die aktuellen Vorfälle rund um die Falschetikettierung von Eiern und Pferdefleisch?
In diesen aktuellen Fällen hält sich das Ausmaß sehr in Grenzen. Als selbstständige Kaufleute genießen wir eben das über die Jahre gewachsene Vertrauen unserer Kunden, und zwar ein ganz persönliches, in uns als Händler oder auch in den Metzger an der Theke, daher werden die Umsätze kaum negativ beeinflusst. Bisher wurden unsere Mitarbeiter auch nur sehr vereinzelt von besorgten Kunden angesprochen.

Welche Veränderungen im Absatz können Sie konkret beobachten?
Im Segment Fertiggerichte TK haben wir seit Beginn des Pferdefleisch-Skandals rund 10 Prozent Absatzminus verzeichnet, bei Fertiggerichten des Trockensortiments 8 Prozent weniger und bei Bio-Eiern waren es 6 Prozent Minus in der KW 9. Bei EHEC beispielsweise als bedrohliche Krise war die Zurückhaltung sehr viel deutlicher. Unsere Fleischtheken verzeichnen nach wie vor eine starke Entwicklung.

Wie sieht es bei den Fertiggerichten aus Ihrer eigenen Produktion aus

Bei unseren eigenen Produkten hat sich nichts an den Absatzzahlen verändert - die Nachfrage ist sowohl in unseren eigenen Märkten als auch bei unseren Partnern stabil.

Wie gewährleisten Sie für Ihre Produkte Transparenz und Rückverfolgbarkeit?
Wir arbeiten bei Rindfleisch mit Orgainvent und werden hier regelmäßig geprüft.

Bild: Händler und Hersteller – Friedhelm Dornseifer, Unternehmensgruppe Dornseifer, Siegen.