Trend 2013 Vorsicht bestimmt die Erwartungen für 2013

Die jährliche Befragung zur Einschätzung der konjunkturellen Lage im Handel zeigt für 2013 keine große Euphorie, aber auch keinen Pessimismus.

Donnerstag, 10. Januar 2013 - Management
Reiner Mihr
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Umsatzerwartungen des LEH im Jahresvergleich
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Im Dauerkrisenmodus der europäischen Wirtschaft zeigt sich die deutsche Volkswirtschaft weiterhin robust. Dennoch wird das Wirtschaftswachstum 2013 klar geringer ausfallen als im Vorjahr – so sehen es zumindest die Wirtschaftsforscher. Und auch im Handel sind die Erwartungen erneut gedämpft, wenn auch nach wie vor nicht pessimistisch.

Die deutsche Wirtschaft werde 2013 nach Schwächen im Winter 2012 allmählich wieder Fahrt aufnehmen. Der schwache Start sorgt laut Ifo-Institut und Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) allerdings mit 0,7 Prozent Wachstum nicht für Euphorie. Trotzdem sind die beiden Institute mit den Prognosen etwas optimistischer als das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI), das Hamburgische Weltwirtschaftsinstitut (HWWI) und die Bundesbank, die für 2013 zwischen 0,3 und 0,4 Prozent Wachstum erwarten.

Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn hält die Talsohle jedenfalls für erreicht. Auch wenn die Rezession in der Eurozone bremse, der Export nach Asien und Amerika sowie die Investitionen in Deutschland sollten ab Sommer 2013 wieder spürbar zulegen und zu einem neuen Aufschwung führen, meint er. Auch die Vereinten Nationen machen sich ihre Gedanken über die Konjunktur und verweisen in einem Bericht kurz vor Weihnachten 2012 darauf, dass die Weltwirtschaft in den kommenden zwei Jahren wahrscheinlich nicht genügend wachsen werde, um den Verlust an Arbeitsplätzen während der Finanzkrise wettzumachen. Die UNO fürchtet sogar eine bittere globale Rezession. Allerdings steht auch hier Deutschland gut da: Das schwächere Wachstum hierzulande sei auf den zurückgegangenen weltweiten Handel zurückzuführen. In Deutschland habe der Staat aber noch Reserven, um die Binnennachfrage anzukurbeln. Ohnehin zeigten zuletzt – entgegen der Einschätzung der UNO – gerade der deutsche Export und der inländische Konsum Stärke.

Unbestritten also offenbar überall: Die überaus wichtige Rolle des privaten Konsums im Inland. Und die Kaufkraft der Deutschen steigt. Laut einer Studie der Marktforschungsgesellschaft GfK sollen die Deutschen im Jahr 2013 pro Kopf nominal rund 500 Euro mehr in der Tasche haben als noch im Jahr 2012. Das dürfte dem Konsum zugute kommen. Leider nicht in allen Bundesländern. Ohnehin weisen nur 6 der 16 Bundesländer 2013 eine überdurchschnittliche Kaufkraft pro Kopf auf. An der Spitze der Bundesländer steht Hamburg mit einer Kaufkraft in Höhe von 22.769 Euro pro Einwohner vor Bayern (22.508 Euro) und Baden-Württemberg (22.115 Euro). Das Schlusslicht bildet Sachsen-Anhalt mit 16.970 Euro pro Kopf. Leider hält die Konsumstimmung der Verbraucher damit nicht Schritt. Der konjunkturelle Gegenwind aus dem Ausland verunsichere die Bürger, erläuterte die GfK. Der Konsumklima-Index sank für Januar. Die Hoffnungen ruhen allgemein dann schon eher auf 2014, wo mit deutlich stärkerem Wachstum durch ein Anziehen der weltweiten Konjunktur gerechnet wird.

Gegessen wird natürlich immer. Und so sagt auch Thomas Bruch, geschäftsführender Gesellschafter Globus-Gruppe im LP-Interview: „Unser eigenes Geschäft ist relativ konjunkturunabhängig“. Und Rewe-Chef Alain Caparros ergänzt: „Mit Blick auf das Jahr 2013 wird für den Handel die Frage entscheidend sein, wie sich die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland entwickelt“. Markus Mosa, Edeka-Vorstand, sieht weiterhin sehr gute Pers-pektiven für hochwertige Lebensmittel: „Von Krisenstimmung ist derzeit nichts zu spüren“.

Zurückhaltender Optimismus schimmert hier durch. Dies spiegelt sich auch in der Trend-Umfrage der LEBENSMITTEL PRAXIS, die alljährlich in einem Handelspanel unter 1.000 Handelsentscheidern durchgeführt wird und für 2013 niedrigere Erwartungen des Handels als noch im Vorjahr dokumentiert. Dabei wird 2012 übrigens noch recht gut beurteilt, bei 2013 herrscht größere Unsicherheit. Ein Indexwert – das ist der Saldo aus positiven und negativen Stimmen – von +12 ist nicht berauschend, aber auch nicht ganz schlecht.

In den beiden Vorjahren war die Stimmung im Handel eindeutig besser, aber sie war auch schon schlechter. Die wichtigsten Themen der Händler werden auch 2013 der Kostendruck und der Verkauf regionaler Produkte sein. Gleichzeitig wächst der Wille zu Investitionen vor allem in energiesparende Gebäudetechnik, Modernisierung, Licht und Ladeneinrichtung.

Und natürlich hat der Handel seine Sortimentsfavoriten. In der Liste spiegelt sich allerdings auch ein gutes Stück „political correctness“ wieder. Denn auch Spirituosen und Zigaretten liefern ihren nicht unbedeutenden Beitrag zum Geschäftserfolg eines Lebensmittelmarktes.

Zur Methode der Befragung
Die Lebensmittel Praxis hat Mitte bis Ende November des vergangenen Jahres erneut ausgewählte Führungskräfte im deutschen Lebensmittel-Einzelhandel zu ihren Einschätzung des Jahres 2012 und zu den Erwartungen für das Jahr 2013 befragt. Zum Zeitpunkt der Umfrage überwogen eher pessimistische, allgemeine Konjunktur-Prognosen für das kommende Jahr.

Auch nach den entscheidenden Themen, mit denen sich Händler im kommenden Jahr beschäftigen, wurde gefragt. Spannend wie in jedem Jahr war wieder die Frage, in welchen Bereichen die Händler am ehesten investieren wollen. Und schließlich wollte die Redaktion auch die vermutlich chancenreichsten Sortimente für das Jahr wissen.

Rund 1.000 Fragebögen wurden für die Trendumfrage der Lebensmittel Praxis verschickt. Die Rücklaufquote lag bei knapp über 70 Prozent.

Die Redaktion bedankt sich bei allen, die teilweise schon seit vielen Jahren an dieser Befragung teilnehmen.

Quelle aller Inhalte: LP-Trendumfrage 2013

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Bild öffnen Trend: Was erwarten Handel und Industrie für 2013? (Bildquelle: iStockphoto)
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