Personal Freiraum für die Familie

Braucht der Handel eine Frauenquote? Nein, nur mehr Toleranz für Menschen mit Familie. Positive Beispiele von der Metro Group und Globus.

Donnerstag, 05. Mai 2011 - Management
Heidrun Mittler
Artikelbild Freiraum für die Familie
Bildquelle: Metro Group

„Die Metro Group braucht keine Frauenquote, um sich als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren", sagt Dr. Claudia Schlossberger, Chief Human Resources Officer des Konzerns. Sie beschäftigt sich mit der Frage, wie man nicht nur Beruf und Familie, sondern vielmehr Karriere und Familie miteinander vereinbaren kann. Wirft man einen Blick auf die Zahl der Einsteiger bei der Metro Group, wird klar, dass das Verhältnis von Männern zu Frauen anfangs noch ausgewogen ist bzw. die Weiblichkeit sogar dominiert. Einige Beispiele: Beim Kaufhof sind zwei Drittel der Auszubildenden weiblich, bei Real die Hälfte, bei Metro Cash & Carry immerhin 46,5 Prozent. Doch schon bei den Nachwuchskräften (Ebene 4 und 5, Abteilungsleiter, Teamleiter etc.) sieht das Bild schon anders aus: Bei Cash & Carry sind nur noch ein Viertel Frauen, bei Real (46) und Kaufhof (57 Prozent) behaupten sich die jungen Damen hingegen deutlich besser. Insgesamt werden konzernweit 18,6 Prozent der Führungspositionen von Frauen besetzt.

Ziel ist es laut Dr. Schlossberger, den Anteil von Frauen in den oberen Führungsebenen bis 2015 signifikant zu steigern. Dazu setzt die Metro Group verschiedene Maßnahmen um, zum Beispiel: flexible Modelle bei Arbeitszeit und -platz sowie ein Betreuungsangebot für Kinder der Mitarbeiter der Konzernzentrale (allein 230 Kita-Plätze in Düsseldorf, Ferienfreizeiten etc). Außerdem unterstützt man Mitarbeiter bei der Pflege von Angehörigen weit über das gesetzliche Maß hinaus. So übernimmt das Unternehmen die Versicherungskosten für eine Zeit von bis zu zwei Jahren nach Ablauf der gesetzlichen Pflegezeit.

Petra Kannengießer, Projektleiterin „berufundfamilie" bei den Globus SB-Warenhäusern, entwickelt schon seit mehreren Jahren Konzepte und Bausteine, welche die Vereinbarkeit von Beruf und Familie verbessern. Ihr Fazit lautet ebenfalls: „Wir brauchen keine Frauenquote." Sondern vor allem mehr Kommunikation! Auf allen Ebenen, insbesondere bei den Führungskräften, muss ihrer Ansicht nach das Bewusstsein für familienfreundliches Arbeiten geweckt werden. Dann fällt es leichter, entsprechende Maßnahmen durchzusetzen, wie Home Offices, flexible Arbeitszeiten, Ausbildung in Teilzeit oder Ferienangebote für den Nachwuchs.

Als erstes deutsches Handelsunternehmen wurde Globus schon 2008 für familienbewusste Personalpolitik ausgezeichnet – für alle 40 SB-Warenhäuser, die SB-Warenhaus-Holding sowie die Globus-Personal- und Service-Gesellschaft mit insgesamt rund 14.000 Beschäftigten. Derzeit arbeitet man bei Globus an der Frage, ob und wie man Führungsaufgaben in Teilzeit stemmen kann. Das betrifft zwar vergleichsweise wenige Mitarbeiterinnen (10 Prozent der Geschäftsleiter/innen sind Frauen), aber gerade diese gut ausgebildeten Fachkräfte will das Unternehmen langfristig halten.

Doch ebenso wichtig ist es, Mitarbeiter – Männer genauso wie Frauen – zu unterstützen, die zuhause Angehörige pflegen. Petra Kannengießer weiß aus eigener Erfahrung, dass die Pflege oft noch schwieriger ist als Kinder zu erziehen – schließlich wird der Nachwuchs in wenigen Jahren unabhängig, während sich die Pflege über Jahre und Jahrzehnte ziehen kann. Gerade diese Mitarbeiter mit ihrer Doppelbelastung brauchen nicht nur Verständnis des Arbeitgebers und der Kollegen, sondern vor allem: individuelle Lösungen.

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„Mitarbeitern ermöglichen, je nach Lebensphase Familie und Beruf zu gestalten und zu verbinden." Dr. Claudia Schlossberger, Metro Group

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