Klontiere Klonfleisch

Wenn Ihre Kunden Sie ansprechen, sollten Sie die Fakten kennen. Ein Beitrag zur Versachlichung der Debatte.

Donnerstag, 07. April 2011 - Management
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In Brüssel sind die Verhandlungen über eine EU-weite Regelung, die eine Kennzeichnung oder gar ein Verkaufsverbot von Klontieren bzw. deren Erzeugnissen im Lebensmittel-Einzelhandel ermöglicht hätten, gescheitert. Großbritannien, Schweden, die Niederlande, aber auch Deutschland (Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle) sprachen sich, auch aus Sorge vor Handelssanktionen, gegen eine solche Kennzeichnung und ein Verkaufsverbot aus. Fleisch und Milch von Nachfahren geklonter Tiere dürfen somit weiterhin ohne Kennzeichnung in der EU verkauft werden.

Die Verhandlungen der Mitgliedsländer und des Europaparlaments über die so genannte Novel-Food-Verordnung (Gesetzentwurf für „neuartige Lebensmittel") liefen bereits seit drei Jahren. Ihre Befürworter wollten erreichen, dass Bürger nicht länger, ohne es zu wissen, Klontier-Produkte kaufen. Ein Handelsverbot für Klonfleisch gilt seit Jahren als illusorisch, da es gegen internationale Handels- und Wirtschaftsregeln verstieße.

Nun behält die „alte" Verordnung aus dem Jahr 1997 ihre Gültigkeit. Klonen ist in der EU nicht verboten. Fleisch von Klontieren muss allerdings zugelassen werden, bevor es auf den EU-Markt kommt. Eine Kennzeichnungspflicht gibt es nicht.

Die Klone werden in der EU nicht zu Lebensmitteln verarbeitet, wohl aber ihre Nachfahren. Gesundheitlich sei deren Verzehr „unbedenklich" teilt das Gesundheitsministerium mit. Auch die Gesundheitsbehörden der USA sowie der EU (EFSA, European Food Safety Authority mit Sitz in Parma, Italien) sehen keinen Grund zur Sorge und haben den Verzehr offiziell ebenfalls als „unbedenklich" eingestuft.

Das EU-Parlament wollte strikte Vorgaben für die Vermarktung von Klonfleisch einführen, scheiterte aber am Widerstand der EU-Mitgliedsstaaten sowie der EU-Kommission. Die argumentiert, dass der Aufwand zu hoch sei, um die Nachfahren von Klontieren zu ermitteln. Fakt ist: Viele Verbraucher sind verunsichert, haben Angst. Fakt ist aber auch: Die neutrale Wissenschaft sagt unisono, dass der Verzehr von Klonfleisch (es handelt sich immer um Fleisch von Nachfahren geklonter Tiere!) unbedenklich sei.

In den USA sowie in Süd- und Mittelamerika ist „Nicht-Klonen" die Ausnahme. Fleisch aus Argentinien oder US-Beef wird bei uns als Spezialität verkauft, ist ja auch eine – nicht selten von Klontier-Nachfahren. Nur das weiß kaum einer oder will es vielleicht auch nicht wissen, wenn er sich „mal ein richtiges Stück Rindfleisch" auf den Grill legen möchte.

Eigentlich ist die Klonfleisch-Debatte eine Tierschutz- und Ethik-Debatte. Denn das Schlachten aufwendig geklonter Tiere (1 x Klonen kostet circa 20.000 Euro) ist wirtschaftlicher Unsinn, weil viel zu teuer. Schon deshalb wird das Fleisch von Klonen nie in den Handel kommen. Fakt istauch, dass auf der Erde immer mehr Menschen ernährt werden müssen und die Lebensmittel-Industrie eine Hochleistungsbranche ist und mit naiver Idylle wenig zu tun hat.

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In Argentinien ist das Klonen von Rindern üblich und wird offensiv betrieben. In den USA auch.

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