Käse-Star 2016 Die Käse-Stars leuchten hell

Was macht eine gute Käsetheke aus? Worauf achten diejenigen, die im vergangenen Jahr den LP-Wettbewerb „Käse-Star 2016“ gewonnen haben? Wie wirkt der Preis auf die Kunden und das folgende Geschäft? Auf Spurensuche im hohen Norden.

Montag, 13. März 2017 - Management
Nicole Ritter
Artikelbild Die Käse-Stars leuchten hell
Bildquelle: Mirco Moskopp

So ist das, wenn man den Käse-Star gewonnen hat: Von wegen Füße hochlegen und auf den Lorbeeren ausruhen. Im Gegenteil: Man muss am Ball bleiben, seine Augen und Ohren ständig offenhalten und die Kunden immer wieder aufs Neue überraschen. Diese Ansprüche haben auch die Preisträger des Käse-Stars 2016. Zur Erinnerung: Die besten Käsetheken haben das Famila-Warenhaus in Schleswig, Edeka Niemerszein in Hamburg und das Rewe-Center in Hamburg-Altona. Gut ein halbes Jahr nach der Preisverleihung wollte die LP wissen, was die Märkte daraus gemacht haben und welche Käsesorten zurzeit gefragt sind.

Famila-Warenhaus, Schleswig
„Mensch, das habt Ihr Euch verdient!“, solche Komplimente ernteten die Mitarbeiter der Käseabteilung im Famila-Warenhaus in Schleswig von den Kunden. Presseartikel, Handzettel, Plakate, große Banner – alle Kunden sollten wissen, dass diese Käsetheke top ist. Bewusst wirbt Rüdiger Marzahl, Warenhausleiter von Famila in Schleswig, mit dieser Auszeichnung auch in Stadtreiseführern, Stadt- und Wanderkarten, um neue Kunden und Urlauber neugierig auf die Käseabteilung zu machen. „Der Umsatz stieg im zweiten Halbjahr 2016 im Vergleich zum ersten Halbjahr um fast 6 Prozent, davon gehen fast 17 Prozent auf das Konto der Cabrio-Theke“, berichtet Rüdiger Marzahl. Worauf führt er das Umsatzplus zurück? „Der Käse-Star hat unsere Mitarbeiter noch einmal ordentlich motiviert. Sie sind im Verkauf noch stärker“, freut sich der Warenhausleiter. Außerdem setzt das Team Ideen um, die es bei der Preisverleihung in Remagen von Fachkollegen aufgeschnappt hat. Dazu gehört eine Käse-Platzierung außerhalb der Theke oder eine Beemster-Verkostung. Zudem bietet das Team seit einigen Wochen erfolgreich eine Käse-Bier-Verkostung am Tresen an, z. B. mit dem Rügener Inselbier.

„Regional und Bio, das sind nach wie vor die Renner am Tresen“, berichtet Rüdiger Marzahl. Er setzt außerdem auf das gewisse Extra. Doch wie gelingt es, seinen Kunden auch nach dem Käse-Star immer wieder etwas Besonderes zu bieten? „Wir haben pfiffige Einkäufer“, schmunzelt er. So bieten die Schleswiger zurzeit einen Sonnenwenden-Käse an. Das ist ein Bio-Schnittkäse aus Dänemark, hergestellt aus Sommermilch. Den gibt es natürlich nur in begrenzter Menge. Die Blaue Stunde, ein Blauschimmelkäse, sorgt allein vom Namen her für Gesprächsstoff. Zu Weihnachten kam der Bella Vitano, ein amerikanischer Hartkäse mit Zimtgeschmack, gut an. Marzahls persönliches Steckenpferd sind selbstkreierte Frischkäsezubereitungen. Zurzeit läuft Frischkäse mit Grillgemüse wie Paprika und Auberginen sehr gut. Außerdem bieten die Schleswiger ihren Kunden gerne Aktionen. Im Frühjahr haben sie wieder eine Kinderkäseschulung im Markt geplant. Hierzu werden junge Schulkassen eingeladen. Die Lehrer sind dabei, manche Eltern schauen zu,und auch Kunden bleiben interessiert stehen. Mit dieser Käseschulung möchte das Käse-Team den Kindern Käse schmackhaft machen. Schließlich sind sie die Kunden von morgen.

Was den Kunden gefällt
  • Qualitativ hochwertige Käse
  • Spezialitäten und Raritäten
  • Käse „mit Geschichte“
  • Bio und Regional
  • Individuelle Frischkäsezubereitungen
  • Käse- und Bierverkostung
  • Themenabende
  • Individuelle Beratung

Edeka Niemerszein, Hamburg
Im Edeka Niemerszein in Hamburg hat der Pokal auf dem Käsetresen einen würdigen Platz bekommen. Die Urkunde sorgt auf einer Staffelei am einsehbaren Kühlhaus und Kühlreiferaum für Aufmerksamkeit. „So verlieren wir die Auszeichnung nicht aus den Augen, und er ist ein Ansporn für unsere tägliche Arbeit“, sagt Bettina Gelszeit. „Den Käse-Star haben wir gemeinschaftlich gewonnen und sind dadurch noch stärker zusammengerückt.“ Zur Belohnung lud Inhaber Volker Wiem die fünf Mitarbeiterinnen zu einem gemeinsamen Brunch in ein Hamburger Café ein und überreichte ihnen ein besonderes Präsent: Ein Käsemesser-Set für den privaten Gebrauch – mit der Gravur „Käse-Star 2016“ und dem jeweiligen Namen. Viel Lob bekam das Team von den Kunden z. B. mit den Worten „Von mir hätten Sie den sowieso bekommen!“. Die Auszeichnung trug dazu bei, dass die Käsetheke ordentlich an Umsatz zulegte: Im Jahr 2016 stieg er um fast 20 Prozent, im zweiten Halbjahr sogar überdurchschnittlich.

Diese Erfolge motivieren das Team dazu, immer wieder neue Produkte zu kreieren. Bettina Gelszeit: „Mein Kollege Klaus König (68) hat früher bei einem Hamburger Feinkosthändler eine Lehre gemacht. Er hatte die Idee, Emmentaler mit Riesling zu affinieren.“ Gesagt, getan: Man nehme zwei 90-kg-Emmentaler, pikiere sie und gieße sie mit Riesling an. Das Ganze wird nach einer Woche wiederholt und das insgesamt fünf Mal. Hört sich einfach an, ist es aber nicht. Nach fünf Wochen war es soweit: „Unser neuestes Baby war geboren“, berichtet die Abteilungsleiterin. Den veredelten Emmentaler und seine Geschichte stellte sie im November auf einem Käse-Wein-Abend vor. Verkauft wurde er zum Preis von 2,99 Euro pro 100 g.

Welche Käse sind bei Edeka Niemerszein außerdem angesagt? Hier kaufen die Kunden gerne kräftigen Käse sowie Rohmilchkäse. „Bei uns liegt der Fokus aber nicht unbedingt auf Bio. Entscheidend ist, dass der Käse hochwertig ist. Qualität und Genuss haben für unsere zumeist kaufkräftigen Kunden oberste Priorität“, weiß Bettina Gelszeit. „Zu den Rennern gehören zum Beispiel der Loscameros, ein spanischer Schafskäse mit Naturrinde und mit Olivenöl behandelt sowie der Langres, ein französischer Weichkäse, den wir auf Wunsch mit Calvados affinieren“, zählt die Käse-Expertin auf. Auch der Holunderblütenkäse und der friesische kräftige Fünf-Sprachenkäse – benannt nach fünf friesischen Dialekten – kommen gut an. Schließlich unterstreichen der Brie de Meaux mit Trüffel sowie der mit Süßwein affinierte Weichkäse Fourme d‘Ambert, dass diese Käseabteilung Feinkostniveau hat. „Solche Spezialitäten sind jedoch nur zu bestimmten Zeiten in begrenzter Menge verfügbar. Unsere Kunden wissen das und warten gerne auf Qualität“, freut sich Bettina Gelszeit.

Rewe-Center, Hamburg-Altona
Das Käse-Team im Rewe-Center Hamburg Altona hat im Vorfeld einige Kunden darüber informiert, dass es sich für den Käse-Star beworben hat. „Sie zeigten großes Interesse und haben sich mit uns über den Erfolg gefreut“, sagt die Käse-Abteilungsleiterin und Diplom-Käse Sommelière Petra Klein. Das große Banner über dem Eingang des Marktes mit der Aufschrift „Beste Käsetheke des Jahres“ und einem Foto lockte auch viele neue Kunden an: „Beste Käsetheke? Die will ich ausprobieren!“. Kein Wunder, dass die Käsebedientheke des im November 2015 neu eröffneten Rewe-Centers ein sattes Umsatzplus von 35 bis 40 Prozent erzielte. „Zum Erfolgsrezept gehört, dass wir ein persönliches und herzliches Verhältnis zu unseren Kunden pflegen und sie ernst nehmen“, ist Petra Klein überzeugt.

Machen Sie mit!

Das Rennen um die besten Käsetheken ist wieder eröffnet, wir suchen die Käse- Stars 2017. Einsendeschluss ist der 17. März 2017. Wenn Sie sich um diese Auszeichnung bewerben wollen, dann rufen Sie den Bewerbungsbogen ab: www.lebensmittelpraxis.de/downloads. Oder Sie fordern ihn per Email an: c.hasbach@ lpv-verlag.de.

Zu den beliebtesten Käsesorten im Rewe-Center zählen die bis zu 20 wechselnde Frischkäsesorten, wie Rucola-Walnuss, Radieschen-Kresse oder eine mediterrane Variante. Und: „Alles was wir im Laib bekommen, läuft immer. Vor allem der Premium-Gruyère kommt gut an“, berichtet Petra Klein. Auch Schaf- und Ziegenkäse seien im Kommen. Froh ist die Abteilungsleiterin darüber, dass sie den Heumilch-Brie „gerettet“ hat. Als die Rewe-Zentrale den Käse auslisten wollte, hat Petra Klein Veto eingelegt, da er bei ihr gut läuft. Mit Erfolg, er wurde im Rewe-Center wieder eingelistet.

Themenabende sind hier generell sehr beliebt. Zurzeit plant die Käseabteilung einen Österreichischen Käseabend in Kooperation mit der AMA (Agrarmarkt Austria). Gut angenommen wurde auch der Käse-Bier-Abend, bei dem acht Käsesorten mit korrespondierenden Bieren vorgestellt werden. Egal, ob an der Käsetheke oder bei Themenabenden: Für Petra Klein und ihr Team kommt es darauf an, den Kunden Käse auf persönliche und authentische Art nahezubringen. Sie sagt: „Und wenn der Kunde fragt ,Haben Sie für mich noch eine Empfehlung?‘ Dann haben wir es geschafft!“

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