Interview mit Armin Rehberg Gegenwind? Schneller fahren! - Interview mit Armin Rehberg: Teil 2

Armin Rehberg ist ein Mann der Tat – das hat er bei der Sanierung der Erzeugergenossenschaft Landgard bewiesen. Nun trotzen die Spezialisten für Blumen, Pflanzen, Obst und Gemüse den Marktkapriolen mit langfristigen Anbau- und neuen Produkt-Konzepten. Ein Gespräch über Regenwetter, Regionalität – und Rollrasen.

Donnerstag, 08. Dezember 2016 - Management
Nicole Ritter
Artikelbild Gegenwind? Schneller fahren! - Interview mit Armin Rehberg: Teil 2
Bildquelle: Carsten Hoppen, Landgard

Sie haben auch das Thema Regionalität angesprochen – können Sie bitte definieren, was das für Sie heißt?
Einen ganz konkreten Begriff wird keiner finden. Die spannende Frage ist: Was versteht der Endverbraucher unter Regionalität? Das ist je nachdem, in welchem Cluster wir uns bewegen und über welches Produkt wir sprechen, sehr unterschiedlich. Das kann NRW sein, das kann das Rheinland sein, das kann der Niederrhein sein, und das kann vielleicht auch eine Region sein wie das Ammerland innerhalb von Niedersachsen – das ist für uns aber eher Lokalität.

Und was will der Kunde?
Er möchte gute Qualität und Geschmack. Er möchte wissen, wo die Ware herkommt. Und klar spielen da Themen wie Regionalität und Nachhaltigkeit eine Rolle. Das sind Megatrends, die man aufgreifen muss. In Deutschland spielt auch der Preis immer noch eine übergeordnete Rolle, da brauchen wir uns nichts vormachen.

Wie steht es mit dem Thema Nachhaltigkeit – zum Beispiel, wenn es um die Verpackung von Obst und Gemüse geht?
Verpackung ist Fluch und Segen. Zum Beispiel ist es ein Mittel, um Botschaften zu transportieren. Es gibt viele Argumente, die kommerziell für eine Verpackung sprechen. Wie Sie z. B. Erdbeeren unverpackt nach Hause transportieren möchten, da wäre ich auf Ihre Lösung sehr gespannt.

Es gibt aber auch vieles, was nicht so empfindlich ist wie Erdbeeren.
Klar muss man vielleicht eine Ananas nicht auch noch verpacken. Da bin ich sicher bei Ihnen.

Landgard international
  • Mehr als 90 dänische Mitgliedsbetriebe im Bereich Blumen & Pflanzen und mehr als 300 Mitgliedsbetriebe in beiden Sparten  aus Belgien und den Niederlanden.
  • 130 Mitgliedsbetriebe in China.
  • Derzeit läuft die Suche nach Partnern in Vietnam.

Also ist das Problem der Verpackung für den Supermarkt doch nicht gelöst, oder?
In der Tat ist das auch für uns ein Thema, und wir beschäftigen uns intensiv mit innovativen Verpackungskonzepten. Es gibt ein paar Kunden, zum Beispiel die Rewe Group, die hier positive Treiber sind.

Wir sind in der Branche inzwischen vom Getriebenen zum Mittreiber

geworden. Die Lösungen müssen aber für die Erzeuger tragfähig sein, sie müssen den Ansprüchen des Handels und der Endverbraucher genügen und abgestimmt auf die Produkte sein.

Wenn wir auf den Handel schauen, wen sehen Sie da unter Druck?
Mit dem Online-Vertrieb kommen neue Player auf dem Markt, die dem klassischen Handel etwas wegnehmen werden, denn der Gesamtmarkt wächst ja nicht wirklich. Die Marktanteile online sind zwar momentan noch sehr gering, die Wachstumsraten aber mit am höchsten. Das stellen wir auch in unseren beiden Branchen fest. Also müssen wir auch die Strukturen darauf aufbauen, dass wir den Handel je nach seinen Anforderungen optimal beliefern können.

Einer der Knackpunkte wird sein, wie der Handel auf Angebote wie z. B. Amazon Fresh reagiert.
Gehen Sie davon aus, dass alle etwas tun. Wenn wir Systempartner von einzelnen Handelsunternehmen sind, dann ist es natürlich auch unsere Aufgabe, sich mit solchen strategischen Fragen gemeinsam mit unseren Partnern zu beschäftigen und Lösungen zu erarbeiten.

Kann eine Genossenschaft, die immer auch das Wohl ihrer selbstständigen Mitglieder im Blick behalten muss, da überhaupt mitziehen?
Das ist sicherlich ein Spagat, den man aushalten muss. Insbesondere ist es auch die Frage, ob man das Thema kurz- oder langfristig betrachtet. Habe ich die Ausdauer, ein solches Geschäft langfristig aufzubauen? Gerade in Branchen wie unserer ist es nochmal ein bisschen anders, und man muss differenzieren: Ist es ein Produkt, das auch über die Optik, den Erlebniswert und über das Gesamtkonzept zur Geltung kommt? Das Beratung braucht? Mit dem ich mich profilieren kann? Dann gibt es viele Möglichkeiten, sich abzugrenzen. Oder ist es einfach ein Rollrasen? Da bietet der Online-Kanal einen echten Mehrwert. Genauso bietet aber auch der Kaufmann einen echten Mehrwert. Wenn heute selbst der Discount intensiv in die Warenpräsentation investiert, dann macht er das ja genau, um diesen Erlebniswert zu vermitteln.