Interview mit Alain Caparros „Rewe ist sexy“ - „Rewe ist sexy“ Teil 3

Als „Marktplatz der Seele“ definiert Rewe-Vorstandschef Alain Caparros den Supermarkt von morgen. Damit und noch einigen Ideen mehr geht er kämpferisch in die sicher kommenden Auseinandersetzungen – vor allem angesichts des Deals von Kaiser’s Tengelmann und Edeka.

Dienstag, 12. April 2016 - Management
Sonja Plachetta
Artikelbild „Rewe ist sexy“ - „Rewe ist sexy“ Teil 3
Bildquelle: Insa Hagemann

Sind solche Gastro-Konzepte denn wirtschaftlich sinnvoll?
Wir dürfen die Gastronomie nicht ausschließlich als Ertragsbringer sehen, sondern als Frequenzbringer. Es muss ein Ort sein, an dem man sich wohlfühlt. Wir müssen die Leute lustvoll verführen, so wie es z. B. Eataly schafft. Deshalb machen wir auch gerade einen Test mit Starbucks.

Wird das Gastro-Konzept ,Oh Angie’ ausgerollt?
Wir brauchen ein gutes Konzept für unsere Kaufleute, und ,Oh Angie’ ist der Anfang. Aktuell gibt es fünf Standorte, und es sind weitere geplant. Wir testen aber weiter, etwa Sushi.

Sie kooperieren auch mit Kochhaus. Das Konzept hat allein nie den Durchbruch geschafft. Klappt das jetzt mit der Rewe?
Dafür habe ich noch keine Prognose. Aktuell ist es ein Test, der uns erst einmal Geld kostet.

Werden technische Services wie Self-Checkout, mobiles Bezahlen oder Beacons den stationären Handel voranbringen?
Wir testen seit 15 Jahren Self-Checkout-Kassen. An manchen Standorten haben wir Erfolg, an anderen nicht. Solche Tests wird es weiter geben. Ich sehe aber die Zukunft mehr mit der Payback-Karte, die inzwischen schon 13 Mio. unserer Kunden nutzen. In diesem Jahr wollen wir 14 Mio. Payback-Kunden bei Rewe erreichen. Aktuell machen wir schon 45 Prozent unserer Umsätze in Verbindung mit der Payback-Karte und erfahren viel z. B. über Kaufverhalten und Einkaufshäufigkeit. Das ist besonders wertvoll bei Kunden, die sowohl stationär als auch online einkaufen.

Wie ist Ihre Omnichannel-Strategie?
Wir müssen unsere Sortimente auf allen Kanälen spielen, z. B. bei Wein oder Tiernahrung. Das stationär verfügbare Sortiment können wir nur begrenzt ausweiten, aber wir können unsere Kompetenz mit einem virtuellen Sortiment zum Vorteil des Kunden ausbauen. In dem Sinn kann der Online-Handel den stationären Handel unterstützen. Auch mit Lieferservice oder Abholstationen können wir den Kunden eine Zeit- und Geldersparnis bieten. Dafür müssen wir ein System finden, das dem Kunden nicht zu kompliziert ist. Da sehe ich eine Chance für uns.

Muss der stationäre Kaufmann das wachsende Online-Engagement der Rewe fürchten?
Wenn der Tag kommt, an dem Rewe-Online unseren Kaufleuten Umsätze wegnimmt, werden wir Wege finden, das auszugleichen. Eine erfolgreiche Verzahnung der Konzepte ist auf jeden Fall möglich, z. B. wenn der stationäre Handel als Abholstation vom Online-Handel profitiert.

Welche Pläne haben Sie für die Zeit ab 2019?
Rewe ist sexy geworden. Es macht Spaß, hier zu arbeiten. Aber Ende 2018 ist Schluss. Dann gönne ich mir den Luxus, erst mal nichts mehr zu machen – zumindest nicht im operativen Bereich.

Wäre ein Posten als Aufsichtsrat nichts für Sie?
Nein, das kann ich ausschließen. Ich plane etwas anderes.

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