Supermarkt der Zukunft Im Jahr 2050 wird’s total transparent

Das Design ist kühl, aber die Rechner laufen heiß: Im Supermarkt der Zukunft von Coop Italia und dem US-Institut MIT interagieren die Kunden auf der Expo in Mailand mehr mit Maschinen als mit Menschen.

Freitag, 04. September 2015 - Management
Sonja Plachetta
Artikelbild Im Jahr 2050 wird’s total transparent
An der Fassade werden die sechs Konsumenten-Typen vorgestellt, die Coop Italia identifiziert hat: der Liebhaber italienischer Küche, der Wellness-, der „Easy“- und der Gourmet-Konsument sowie der vegan-vegetarische und der „grün-ethische“.

Inhaltsübersicht

»Die Idee für den Supermarkt der Zukunft kommt aus dem Mittelalter. Carlo Ratti, Professor am renommierten Massachusetts Institute of Technology (MIT), ließ sich von Marktplätzen aus dieser Epoche inspirieren, um den „Future Food District“ für die Weltausstellung in Mailand zu konzipieren. „Das waren Plätze, wo Produzenten und Konsumenten zusammentrafen, wo Waren getauscht und Bindungen aufgebaut wurden“, erklärt Ratti. Die Coop Italia hat für die Expo gemeinsam mit dem MIT und Rattis Architekturbüro eine Vision entwickelt, wie Lebensmittel im Jahr 2050 produziert, vertrieben, zubereitet und verkauft werden.

Ein wichtiger Teil des „Future Food Districts“ ist der Supermarkt der Zukunft. Auf 2.500 qm bietet Italiens führender Einzelhändler etwa 1.500 Artikel an, 1.400 davon sind Eigenmarken. Teilweise brauchen die Kunden sich gar nicht mehr an einen der 40 Mitarbeiter zu wenden, sondern werden von Maschinen bedient. Die „YuMi“-Roboter von ABB (kurz für „you and me“) verpacken beispielsweise Äpfel in kleine Pappkartons zum Mitnehmen. Auch an den sogenannten interaktiven Tischen erhält der Kunde die Informationen weniger von anderen Menschen als aus digitalen Touch-Bildschirmen, die über oder neben den LED-beleuchteten Regalen angebracht sind.

Exemplarisch präsentiert Coop Italia in Mailand die Wertschöpfungskette von verschiedenen Produktgruppen (Molkereiprodukte, Kaffee und Tee, Frühstücksprodukte, Bier, Fleisch und Fisch, Obst und Gemüse sowie Wein). Bei der für die Quadratmeterzahl geringen Artikelmenge können viele der Produkte großzügig in schwarzen oder weißen Regalen präsentiert werden. Will ein Kunde mehr über ein Produkt wissen als das Etikett ausweist, braucht er nur seine Hand darüber zu halten. Über den Bildschirm kann er sich dann zum Beispiel über Name, Preis und Herkunft, CO2-Fußabdruck, detaillierte Nährwerte, Allergene, die Behandlung mit Chemikalien oder die Aufbewahrungsmethoden informieren. Bei gekühlten und TK-Produkten befinden sich die Touch-Screens neben den Glastüren. So muss der Kunde weder die Tür öffnen noch das kalte Produkt in der Hand halten, um das Etikett zu studieren, sondern bekommt alle Informationen bequem vorab auf dem Bildschirm angezeigt.

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seine Hand darüber zu halten. Auf dem Bildschirm werden dann
u. a. Name, Preis, Herkunft, CO2 -Fußabdruck, Nährwerte oder
Allergene angezeigt.
Bild öffnen An der Fassade werden die sechs Konsumenten-Typen vorgestellt, die Coop Italia identifiziert hat: der Liebhaber italienischer Küche, der Wellness-, der „Easy“- und der Gourmet-Konsument sowie der vegan-vegetarische und der „grün-ethische“.
Bild öffnen An der Fassade werden die sechs Konsumenten-Typen vorgestellt, die Coop Italia identifiziert hat: der Liebhaber italienischer Küche, der Wellness-, der „Easy“- und der Gourmet-Konsument sowie der vegan-vegetarische und der „grün-ethische“.
Bild öffnen Mittels Kinect-Sensoren „weiß“ der Bildschirm, auf welches Produkt der Kunde zeigt und ruft die entsprechenden Zusatzinformationen auf.
Bild öffnen Eher eine nette Spielerei sind die „YuMi“-Roboter von ABB (kurz für „you and me“), die z. B. Äpfel in kleine „Apple Bags“ zum Mitnehmen packen.
Bild öffnen Ein Blick in die Zukunft der Nahrungsaufnahme: Können wir Gerichte künftig drucken?
Bild öffnen Auch die Werbung wird digital, hier unter dem Slogan „Immer auf der Suche nach dem Besten“.
Bild öffnen Auf 2.500 qm wird die Wertschöpfungskette von verschiedenen Warengruppen, z. B. Molkereiprodukte, präsentiert. Ein Großteil der 1.500 Produkte sind Eigenmarken.
Bild öffnen Auf dem riesigen Bildschirm über den Kassen finden sich in Echtzeit Infografiken, u. a. über die Top Ten der aktuell meistverkauften Produkte
Bild öffnen Zitate berühmter Menschen zum Thema Essen zieren gemeinsam mit z. T. farblich entfremdeten Warenabbildungen die Wände
Bild öffnen Die Infos für gekühlte und TK-Produkte können die Kunden
auf den Touch-Screens neben den Glastüren abrufen, bevor sie das Produkt überhaupt in die Hand nehmen. (Quellen: Coop Italia, Expo Mailand, Cefla, Pietro Baroni)