Food-Franchise Modell mit Zukunft? - Franchisenehmer investieren selbst

Franchise-Systeme sind auch im und um den Lebensmittelhandel zahlreich. Sie ergänzen den traditionellen Markt von Selbstständigen und Filialen durch einen dritten Weg. Chancen und Risiken liegen auch hier nahe beieinander.

Freitag, 05. September 2014 - Management
Reiner Mihr
Artikelbild Modell mit Zukunft? - Franchisenehmer investieren selbst
Bildquelle: LP

Genauer:

  • Franchisenehmer investieren selbst.
  • Die Franchise-Verträge haben eine feste, mehrjährige Dauer.
  • Franchisenehmer sind Eigenhändler und keine Handelsvertreter.
  • Franchisenehmer werben exklusiv nur unter der Marke des Franchise-Systems, während Einzelhändler oder Kaufleute in Genossenschafts-Gruppe neben deren Marke auch zusätzlich mit eigenem Partnernamen werben können.
  • Franchisenehmer sind nicht Gesellschafter, Mitglieder oder Genossen des Franchisegebers.
  • Franchise ist eine vertikale Partnerschaft von jeweils zwei eigenständigen Unternehmen, es gibt also eine Handels- und Service-Zentrale sowie die lokale oder regionale Vertriebsfirma.

Damit grenzen sich Franchise-System-Beispiele ab von ähnlichen, aber doch anders strukturierten und funktionierenden Partner-Systemen wie Edeka-Kooperations-Kaufleuten und Rewe-Partnerkaufleuten, Kommissionär-Betreibern von Tegut-Märkten oder Zeiss- und Robert-Müller-Metzger-Geschäften, von K&U- und Ihle-Backshop-Pächtern, von Getränke-Hoffmann & Fristo-Handelsvertretern und Bio-Markt-Kooperationspartnern.

Die Übersicht zeigt Franchise-System-Beispiele aus dem sogenannten institutionellen Lebensmittel-Einzelhandel. Dazu gehören Super- und Verbrauchermärkte, aber auch neue Betriebs- und Voll-Sortiments-Typen wie Nahversorger, Dorf- oder Bio-Märkte. Hinzu kommen LEH-nahe Einzelhandels- und Service-Formate wie Getränkemärkte, Backshops und Cafés, Heimtiermärkte sowie Feinkost- und Regional-, Spezialitäten-, Imbiss- und Convenience-Shops, die für den Eingangsbereich größerer Märkte geeignet erscheinen.

Franchise gibt es nicht im üblichen Hard-Discount, weil die Kostenminimierung bei absoluter Niedrigst-Preis-Politik und Sortimentsbegrenzung dem entgegensteht. Bei den Kooperations-Modellen der Edeka und Rewe ist Franchise eher nicht im Sprachgebrauch. Allerdings haben selbstständige Kaufleute durchaus „Spielraum“ für separate Franchise-Geschäfte am oder im Markt oder in seiner Nähe, solange nicht Marken, Sortimente und Dienstleistungen miteinander konkurrieren.

Denn Trends wie Bio, Regionalität, Wertewandel, Bewusstsein für gesunde Ernährung und Gesundheit, Tierwohl, aber auch die demografische Entwicklung, Internet, Mobilität und Bequemlichkeit werden den Konsum nachhaltig verändern. „Daraus werden sich neue Sortimente und Services, neue Betriebstypen und Standortverschiebungen ergeben – die Parameter für den Lebensmittelhandel ändern sich“, sagt Berater Knigge. Convenience, räumliche Nähe, Bringerdienste und Erlebnisveranstaltungen seien zusätzliche Handelsorientierungen für die Zukunft, neben Preisbewusstsein, Frische und Auswahl, Ambiente und Kommunikation. Das könnte auch im Lebensmittelhandel gute und neue Chancen für Franchising eröffnen.

Im üblichen Hard-Discount gibt es kein Franchise, weil die Kostenminimierung dem entgegensteht.

Definition und Beschreibung

  • Franchising ist ein vertikales Vertriebssystem für Waren und Dienstleistungen.
  • Es beruht auf umfassender, längerfristiger Arbeitsteilung und Zusammenarbeit zwischen selbstständigen Unternehmen (Partnern): Franchisegeber und Franchisenehmer.
  • Dafür schließen beide einen Vertrag.
  • Der Franchisegeber gibt dem Franchisenehmer das Recht, dessen oder von diesem bestimmte Produkte, Sortimente und/oder Dienste zu vertreiben – in einem festgelegten Gebiet.
  • Der Franchisegeber unterstützt den Franchisenehmer mit bestimmtem, speziellem Know-how und einem kompletten Servicepaket für Vorbereitung, Start und laufenden Betrieb.
  • Der Franchisenehmer verwendet für den einheitlichen Systemauftritt Namen, Warenzeichen und werbliche Ausstattungen des Franchisegebers.
  • Der Franchisenehmer setzt Person(en) und Kapital ein, befolgt das Marketing- und Organisationssystem des Franchisegebers, erlaubt ihm Kontrollen und liefert ihm Informationen.
  • Der Franchisenehmer bezieht vom Franchisegeber oder von diesem bestimmten Dritten Waren oder/und zahlt ihm direkte Entgelte.
  • Der Franchisenehmer kauft und verkauft in eigenem Namen und für eigene Rechnung (Eigenhändler).
  • Der Franchisenehmer zahlt an den Franchisegeber festgelegte Lizenzgebühren.