Energiemanagement Deckel drauf

Wärmerückgewinnung, stromsparende Kühlung und Beleuchtung, neue IT-Systeme oder selbst erzeugter Solarstrom – der Handel bewegt viele Hebel, um seinen Energielieferanten ein Schnippchen zu schlagen.

Mittwoch, 25. August 2010 - Management
LEBENSMITTEL PRAXIS

Die Energiekosten werden wieder steigen, und Projekte zur Einsparung genießen bei Händlern höchste Priorität. Das ist das Fazit der Studie „Energie-Monitor 2010“ des Kölner EHI Retail Institutes. Rund 51 Euro muss ein Lebensmittelhändler durchschnittlich pro qm Verkaufsfläche für Energie bezahlen. Für die nächsten zwei Jahre rechnen die Unternehmen mit einem Anstieg der Kosten um satte 8 Prozent.

Am effektivsten spart der Händler, wenn er betagte Kühlmöbel gegen moderne austauscht und Truhen und Schränke mit Glasabdeckungen ausrüstet. Denn laut EHI frisst allein die Kühlung 44 Prozent des gesamten Stroms im LEH. Mit 25 bis 30 Prozent folgt die Beleuchtung. Jeder zweite Lebensmittelhändler will diese daher modernisieren. Was machbar ist, zeigt der Tengelmann-Klimamarkt. Die Vorgabe: Den bisherigen Energiebedarf von 21 Watt pro qm zu halbieren. Das gelang u. a. durch Einsatz energieeffizienter Leuchtmittel wie TL5-Leuchtstofflampen, innovativer elektronischer Steuerung sowie moderner Leuchten, auch auf LED-Basis. Das von Philips realisierte Gesamtkonzept nutzt Tageslicht.

Die Steuerung des künstlichen Lichts erfolgt in Abhängigkeit des natürlichen Lichteinfalls. Die nötigen Sensoren dafür wurden in die Gebäudeleittechnik integriert. Alle Energieeinsparungen zusammengerechnet, sank der Energieverbrauch auf etwa 10 Watt pro qm – die Zielvorgabe wurde also noch getoppt. Ein weiteres Beispiel: das „Rewe Green Building“, ein CO2-neutraler Supermarkt in Berlin (siehe LP 7/2010).

Auch im SEH finden sich sehr gute Beispiel fürs intelligente Energiemanagement. Im März 2010 eröffnete Christoph Dörner in Untergrombach bei Bruchsal einen Edeka Aktiv-Markt, der konsequent auf Energieeffizienz ausgelegt ist. Die Klimatisierung des Marktes mit 1.600 qm Verkaufsfläche übernimmt eine Geothermie-Anlage. Im Sommer kühlt sie den Markt und unterstützt zudem die Kälteanlage, indem sie die Abfallwärme aus dem Produktionsprozess herunterkühlt. Im Winter nutzt eine Wärmepumpe zusätzlich die „Abwärme“ der Anlagen zur Beheizung des Marktes.

Die CO2-Kältekomplettanlage hat gegenüber herkömmlichen Anlagen einen geringeren Stromverbrauch und ist dank des umweltfreundlichen Kältemittel CO2 emissionsfrei. Außerdem ist die Anlage mit modernster Regel- und Steuertechnik ausgestattet, die den Strombedarf ebenfalls reduziert. Hinzu kommen Glasschiebedeckel auf den Tiefkühlmöbeln.

Viel Strom sparen lässt sich auch mit dem Einsatz von besonders effizienten Kassen, PCs, Druckern und Monitoren. Alle namhaften Hersteller von PoS-Systemen haben solche „grünen“ Modelle im Programm. Laut IBM können Händler beispielsweise mit dem Einsatz einer modernen Kasse den Energieverbrauch um bis zu 47 Prozent gegenüber älteren Modellen senken. Berechnungen von Star Micronics zufolge spart ein einziger moderner Bondrucker wie der „TSP100 ECO“ über einen Zeitraum von fünf Jahren knapp 37 kWh Strom.

Viele Handelsunternehmen kaufen heute nicht nur Strom, sondern erzeugen und verkaufen ihn selber mit eigenen Fotovoltaikanlagen. Edeka Südwest z. B. hat seit 2005 an mehreren Standorten Anlagen in Betrieb genommen. Damit wird Energie für rund 550 Vier-Personenhaushalte produziert und der jährliche Kohlendioxid-Ausstoß um 1.155 t gesenkt. Auch der Einkauf von Ökostrom wird immer wichtiger. Laut EHI versorgen bereits 15 Prozent der befragten Unternehmen ihre gesamten Liegenschaften mit Ökostrom. Von den restlichen 85 Prozent nutzen weitere 20 Prozent teilweise Strom aus regenerativen Quellen. (bl)

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Vor allem bei der Kühlung kann der Handel Bares sparen.
Geschlossene Lösungen sind angesagt.

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