Migranten Mühsamer Start für ausländische Azubis - Edeka Südbayern

Wer jugendliche Zuwanderer ausbilden will, braucht gute Nerven und einen langen Atem. Wo sind die Chancen, wo die Knackpunkte?

Freitag, 16. Mai 2014 - Management
Heidrun Mittler
Artikelbild Mühsamer Start für ausländische Azubis -  Edeka Südbayern
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Auch die Edeka Südbayern will die Hobbys der spanischen Lehrlinge einbinden. Nach einem zehnwöchigen Deutsch-Intensivkurs in Barcelona kommen Anfang Juni 23 junge Frauen und Männer im Alter zwischen 20 und 30 Jahren nach München, die über die Vermittlungsagentur IDEA rekrutiert und federführend vom Leiter des Bildungswesen der Edeka Südbayern, Oliver Altenhöfer, ausgewählt wurden. Sie beginnen am 1. September nach einem dreimonatigen Praktikum ihre Ausbildung in neun Edeka-Märkten und einem Marktkauf der Region. Eine Mitarbeiterin soll sich um ihre Betreuung und alle notwendigen Formalien kümmern.

Der Knackpunkt bisher: die Unterbringung. Gelöst hat die Edeka Südbayern dies durch den Umbau von Büroflächen in einem SB-Warenhaus in München. Dort sind 20-Ein-Zimmer- sowie zwei Drei-Zimmer-Appartements zur befristeten Nutzung vor allem während der Praktikumszeit entstanden. Um den Erfolg zu sichern, erhalten nicht nur die spanischen Azubis interkulturelle Trainings über das Leben und Arbeiten in Deutschland, sondern Führungskräfte und Mitarbeiter werden ebenfalls geschult zum Thema „Führen von internationalen Auszubildenden“.

Dass die ausbildungswilligen Kandidaten erst einmal ein Praktikum bei ihrem künftigen Arbeitgeber absolvieren, ist ohne Frage sinnvoll. Doch wer bezahlt den Flug, die Unterkunft, das Essen? Das Förderprogramm „MobiPro-EU“ unterstützt einen Deutschkurs im Heimatland, bezuschusst die Umzugs- und Reisekosten und gewährt zusätzliche finanzielle Unterstützungen. Allerdings stehen diese guten Gaben derzeit nur auf dem Papier, denn die Förderung ist für dieses Jahr bereits erschöpft. Ein Blick auf die Internetseite des Programms offenbart: „Bis Ende März 2014 haben bereits fast 9.000 junge Menschen aus der Europäischen Union eine Förderung aus dem Sonderprogramm beantragt. Das sind viel mehr, als zu erwarten war.“ Seit April werden für 2014 keine neuen Anträge mehr angenommen, heißt es bei der Zentralen Auslands- und Fachvermittlung ZAV.

In punkto Finanzen sind künftige Zuwanderer also auf sich selbst – und den Arbeitgeber – gestellt. Alle diejenigen, die bereits jetzt in den Genuss von Zuschüssen kommen, sind entweder überaus sprachbegabte Talente – oder aber, sie hatten Hilfe beim Erstellen der Anträge. Denn für Menschen, die gerade Deutsch lernen, ist es kaum möglich, den Weg durch Ämter und Behördendeutsch allein zu bewältigen. Hilfe seitens des Arbeitgebers ist da vonnöten – genau wie bei der Wohnungssuche sowie dem Antrag auf ein Bankkonto. Und selbst dann ist es nicht immer einfach. Ein Händler, der Erfahrungen mit ausländischen Azubis gesammelt hat, berichtet, dass eine Bank sich trotz seiner Intervention geweigert habe, Konten für die Spanier zu eröffnen.

Wie sich ein Zuwanderer in Deutschland fühlt, ob er länger hier bleiben und Deutschland zu seiner zweiten Heimat machen möchte, hängt entscheidend von der „Willkommenskultur“ ab. Händler, die zugereiste junge Menschen integrieren wollen, können einiges tun, um Hürden innerhalb der Belegschaft abzubauen. Ein probates Mittel sind Mentoren, die sich persönlich über einen längeren Zeitraum um einen Einsteiger kümmern. Im besten Fall stehen sie mit Rat und Tat bei Fragen zur Seite, vermitteln aber auch bei kleineren Querelen am Arbeitsplatz. Auch der Arbeitgeber kann die Eingliederung beschleunigen, beispielsweise indem er „Cook your culture“-Treffen organisiert. Dabei kochen die Mitarbeiter typische Gerichte aus ihrer Heimat – beim gemeinsamen Essen kommt man leichter ins Gespräch. Wichtig ist es, religiöse Besonderheiten zu kennen und zu berücksichtigen – aber das ist keine Besonderheit dieser ausländischen Lehrlinge.

Lohnt sich die Mühe, Auszubildende im Ausland anzuwerben? Die Antwort steht noch aus. Erst einmal müssen die jungen Zuwanderer, die bereits einen Ausbildungsvertrag unterschrieben haben, ihren Start ins Berufsleben meistern und später die Prüfung bestehen.