Ernergieverbrauch Die Steckdose zur Spardose machen

Supermärkte verbrauchen viel Energie. Und die ist heutzutage teuer. Im Lebensmittelhandel bieten sich auch bei Bestandsbauten gute Ansatzpunkte, den Energieeinsatz künftig zu optimieren.

Donnerstag, 06. Februar 2014 - Management
Dieter Druck
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»Der Schuh drückt gewaltig. Das untermauert die LP-Handelsbefragung Trend 2014. Die aktuelle und erwartete Entwicklung der Energiekosten zwingen zum Handeln. Das ist auch der generelle Tenor der in der aktuellen Studie des EHI befragten Händler. Laut dieser Erhebung fallen im Lebensmittelhandel durchschnittliche jährliche Energiekosten (Strom, Gas, Heizöl etc.) von 62,95 Euro/qm VKF an. Das heißt, seit 2009 ist der Wert um 11,35 Euro/qm VKF gestiegen. Der durchschnittliche Stromverbrauch in einem Lebensmittelmarkt beträgt 413 Kilowattstunden pro Quadratmeter Verkaufsfläche pro Jahr (kWh/qm VKF/a). Der durchschnittliche Heizenergieverbrauch liegt in einem Lebensmittelmarkt bei 140 kWh/qm.

Projekte zum effizienten Energieeinsatz stehen deshalb ganz oben auf der To-Do-Liste im deutschen LEH. Laut aktueller EHI-Studie ist die Bereitschaft, für energieeffiziente Anlagen Geld locker zu machen, sehr hoch. In die Beleuchtung wollen 86 Prozent der Händler weiter investieren und in die Kältetechnik rund 80 Prozent. Dabei wird eine Amortisationsdauer zwischen drei und vier Jahren angestrebt.

Basis aller Maßnahmen sollte eine umfassende Schwachstellenanalyse sein, gefolgt von einem professionellen Controlling nach Umsetzung verschiedener Maßnahmen. Die KfW in Frankfurt rät Investitionsbereiten, sich an spezialisierte Ingenieurbüros zu wenden, um vorab die dringendsten bzw. effektivsten Maßnahmen zu klären. Die Initialberatung mit Schwachstellenanalyse wird bei kleinen und mittelständischen Unternehmen mit 80 Prozent bezuschusst (maximal: 1.280 Euro) und die Detailberatung zu konkreten Projekten mit 60 Prozent (maximal 4.800 Euro). Darüber hinaus können Fördermittel im Rahmen der „KfW-Programme für Energieeffizienz im Handel“ beansprucht werden.

Größter Energieverbraucher im Supermarkt ist nach Berechnungen des Fraunhofer Instituts für Solare Energiesysteme (ISE) mit einem Anteil zwischen 40 und 50 Prozent die Kühlung. Entsprechend hoch ist das Einsparpotenzial. Abdeckungen, Türen und Wärmerückgewinnung sind heute technischer Standard. Nach verschiedenen Berechnungen spart die Glasabdeckung bei TK-Truhen bis zu 50 Prozent Strom, und bei der Pluskühlungen bringen Türen Einsparungen bis zu 35 Prozent. Hier gehen aber die Meinungen auch auseinander. Einige Händler erachten den direkten Zugriff, insbesondere auf die Schnelldreher, für den Kunden als wichtiger und haben die Türen nach Tests aufgrund Umsatzrückgang in der Abteilung wieder entfernt. Ebenso wird die Arbeitserschwernis beim Warenauffüllen angeführt. Anderseits ist es mit Tür in der Abteilung nicht zu kalt, woraus wiederum für eine längere Verweildauer resultieren kann, und die Temperaturschwankungen sind geringer, was der Warenqualität zu Gute kommen soll. Ansonsten ist das Ganze auch eine Rechensache. Unter den befragten Lebensmittelhändlern der EHI-Studie hatten lediglich 43 Prozent Türen bzw. eine Abdeckung in der Pluskühlung (TK-Truhenabdeckung: 96 Prozent). Ein nicht zu vernachlässigender Punkt ist die Frage nach dem umweltgerechten Kältemittel, der auch den Aspekt Energie effizienz einbezieht.

Zweitgrößter Batzen in der Stromrechnung ist die Beleuchtung. Hier ist bei Neubauten eindeutig der Trend zu mehr Tageslicht zu erkennen. Die Forscher des ISE nutzen u. a. dreifach verglaste Dachkuppeln. Zwischen den Scheiben befindet sich ein Mikroraster, das die direkte Sonneneinstrahlung reflektiert. Die zusätzlichen Leuchten im Verkaufsraum werden in Abhängigkeit vom Tageslicht reguliert.

Ein großes Thema in Handelskreisen ist die LED-Beleuchtung. Laut EHI-Ladenmonitor 2014 kommen aktuell bei rund 60 Prozent der befragten Lebensmittelhändler LEDs zum Einsatz, und ihr Anteil an der Gesamtbeleuchtung beträgt 56 Prozent. Haupteinsatzgebiet ist die Werbebeschilderung, gefolgt vom Einsatz in Kühlmöbeln und der Akzentbeleuchtung. Der Anteil an der Allgemeinbeleuchtung ist mit 7 Prozent noch vergleichsweise gering. Für die Grundbeleuchtung bzw. Ausleuchtung größerer Flächen werden Leuchtstoffröhre und Halogen-Metalldampflampen immer noch als Alternative gesehen.

Als größtes Hemmnis gegen den großflächigen Einsatz von LEDs gilt der Preis. Weitere angeführte Argumente sind unzureichende Licht- sowie Farbqualität, die möglicherweise auch einem zugrundeliegenden Lichtkonzept nicht gerecht wird, und das Thermomanagement. Das heißt, die Beachtung einer effektiven Wärmeableitung, denn mit steigender Temperatur sinken Effizienz und Lebensdauer. Aber die LED wird ihren Weg machen, das steht außer Zweifel. Bei der Umstellung sollte das Thema Licht ganzheitlich betrachtet werden, angefangen von Konzept über das Leuchtmittel bis hin zum Gerät und der Steuerung.

Die zur österreichischen Zumtobel-Gruppe zählende Tochter Thorn hat in Großbritannien den Auftrag für die Umstellung von Leuchtstoffröhren auf LED in den 56 Filialen des Supermarktbetreibers Wm Morrisons bekommen. Die Rechnung: 70 Prozent Einsparung gegenüber der konventionellen Beleuchtung. Macht 39.000 Euro pro Filiale und Amortisation in 2,6 Jahren. Die Richtung ist vorgegeben: Energie wird nicht günstiger, also muss gespart werden.