Tierwohl Branchenlösung für Tierwohl-Hähnchenfleisch

Im niederländischen LEH wird ab 2020 nur noch Hähnchenfleisch aus nachhaltiger Erzeugung verkauft.

Sonntag, 06. Oktober 2013 - Fleisch
Artikelbild Branchenlösung für Tierwohl-Hähnchenfleisch
„Verbraucher bekommen ein Maximum an Produktqualität und -sicherheit.“ Ben Dellaert, PPE
Bildquelle: Seidl PR, CBL, Geflu00fcgel.info

Gemeinsam haben Handel und Geflügelsektor unseres Nachbarlandes Kriterien festgelegt, die das „Hähnchen von morgen“ ausmachen. Nach Ansicht von Ben Dellaert, Sekretär der niederländischen Wirtschaftsgruppe für Geflügel und Eier (PPE), haben die Beteiligten des Konzeptes die verschiedenen Nachhaltigkeitskriterien gut in Einklang gebracht. „Wir freuen uns sehr darüber, dass wir dem Handel dank dieser Kriterien bald schon nachhaltiger erzeugtes Hähnchenfleisch liefern können. Im Fokus steht der Schutz von Mensch, Tier und Umwelt. Und der Verbraucher bekommt weiterhin ein Maximum an Produktqualität und -sicherheit.“ Auch Marc Jansen, Geschäftsführer des Branchenverbands des niederländischen LEH, ist mit den Ergebnissen zufrieden.

Herr Jansen, wer hat die Initiative für das „Kip van morgen“ ergriffen, und wie gelang es, dass alle an der Wertschöpfungskette Beteiligten mitmachen?
Marc Jansen: Im Juni 2012 haben der niederländische LEH und der Foodservice-Bereich entschieden, ab 2015 nur noch Hähnchen- und Schweinefleisch aus nachhaltiger Produktion anzubieten. Damals hat die Wirtschaftsgruppe für Geflügel und Eier (PPE) gemeinsam mit einem unabhängigen Prozessbegleiter alle wichtigen an der Wertschöpfungskette Beteiligten zusammengeführt. So konnten wir bereits am 26. Februar 2013 die ausgearbeiteten Kriterien für das Projekt „Hähnchen von morgen“ kommunizieren. Dass es so schnell ging, lag sicher auch daran, dass sich der gesamte LEH zu diesem Schritt entschlossen hatte. So entstand eine wichtige Marktnachfrage, die wir nun im Schulterschluss mit den Schlachtereien und dem primären Sektor bedienen werden

Welche Herausforderungen müssen als nächstes bewältigt werden?
Der Sektor arbeitet aktuell an einer neuen Hähnchenrasse, die zu unseren Zielsetzungen passt. Das ist ein wichtiger Baustein des Projekts „Kip van morgen“. Die langsamer wachsenden Hähnchen sollen täglich maximal 50 g an Gewicht zulegen. Noch in diesem Jahr soll mit der Umstellung auf die neue Rasse begonnen werden. Ab 2020 will der holländische LEH dann nur noch Hähnchenfleisch verkaufen, das von diesen Tieren stammt. Weiter müssen sich genug Hähnchenhalter finden, die in der Praxis mit unseren Vorgaben arbeiten wollen. Diese sind nämlich nicht verpflichtend. Eine weitere Herausforderung ist die Aufnahme unserer Kriterien in die international relevanten Zertifizierungssysteme.

Über welche Inhalte war man sich schnell einig, welche Themen sind schwieriger?
Wir haben uns für den Bereich Tierwohlsein an den Regelungen der Tierschutzvereinigung „Dierenbescherming“ für die Auszeichnung „Beter Leven mit einem Stern“ orientiert. Darin ist festgelegt, dass Hähnchen überdachten Auslauf haben. Hier haben wir uns schnell darauf geeinigt, dass wir diese Vorgabe nicht übernehmen wollen. Es würde zu viel Zeit kosten, die lokalen Genehmigungen zu bekommen und sehr teuer für die Betriebe sein. Schwierig ist es, neue Untergrenzen für umweltbezogene Vorschriften festzulegen. Wir haben die Gesichtspunkte definiert, müssen aber noch Untersuchungen vornehmen, um konkrete Kriterien zu formulieren.

Welche Rolle spielt der LEH in den Niederlanden?
Der LEH ist natürlich ein wichtiger Player von vielen in der Wertschöpfungskette. Da wir aber direkt mit dem Konsumenten in Berührung kommen, gilt uns mehr Aufmerksamkeit als anderen. Die Forderungen, die der Verbraucher an uns richtet, können wir zum Beispiel mit unseren Handelsmarken bedienen. Allerdings wird die Rolle des niederländischen LEH allgemein überschätzt, denn die Niederlande exportieren ja etwa 75 Prozent ihrer Produktion.

Wie kommt das Projekt im Sektor an?
Wir haben gut mit unserem Bauernverband LTO zusammengearbeitet. Mit anderen Parteien ist es jedoch komplexer. Für diese ist es von Bedeutung, dass die neuen Kriterien nicht verpflichtend sind und dass sie weiter innerhalb der gesetzlichen Regelungen exportieren können.

In welchem Zeitraum werden wie viel Prozent der Produktion auf das „Kip van morgen“ umgestellt sein?
Einige Aspekte werden bereits 2015 umgesetzt sein. Spätestens 2020 muss alles Hähnchenfleisch die Anforderungen erfüllen. Meine Einschätzung ist, dass es noch schneller gehen wird. Das wird natürlich in Zusammenarbeit geschehen.

Wann, glauben Sie, wird das „Hähnchen von morgen“ in den Export gehen?
Wir haben die Kriterien für nachhaltig erzeugtes Hähnchenfleisch in den Niederlanden festgelegt, weil der Handel dem Verbraucher diesen Standard anbieten will. Falls es vergleichbaren Bedarf im Ausland gibt, dann haben die niederländischen Hähnchenhalter einen Vorsprung.

Und deutsche Lieferanten, die in den Niederlanden verkaufen möchten...?
Wir arbeiten nicht mit Ländern, sondern mit Partnern innerhalb der Wertschöpfungskette. Wenn also deutsche Lieferanten dem niederländischen Handel etwas verkaufen möchten, dann wissen sie, nach welchen Kriterien sie sich richten müssen.

Bildquellen: Seidl PR, CBL, Geflügel.info

Bilder zum Artikel

Bild öffnen Das „Kip van morgen“ (Hähnchen von morgen) wird 45 Tage lang gemästet.
Bild öffnen „Verbraucher bekommen ein Maximum an Produktqualität und -sicherheit.“ Ben Dellaert, PPE
Bild öffnen Marc Jansen, Geschäftsführer des Branchenverbands CBL.

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