Spannende Frage Wie weit wird die EU gehen?

Im Vergleich zu den USA oder Australien sind die von der EU geplanten Veränderungen beim Tabakverkauf noch harmlos.

Donnerstag, 13. Dezember 2012 - Sortimente
Tobias Dünnebacke
Artikelbild Wie weit wird die EU gehen?
Bildquelle: iStockphoto

Eine der derzeit wohl spannendsten Fragen in der Konsumgüterindustrie lautet: Was hat die Europäische Kommission mit der Tabakprodukt-Richtlinie vor? Diese seit 2001 bestehende Direktive regelt die „Herstellung, Aufmachung und den Verkauf von Tabakerzeugnissen“ in der EU und steht derzeit vor einer gründlichen Erneuerung. Nachdem Gesundheitskommissar John Dalli unter dubiosen Korruptionsvorwürfen im Oktober zurückgetreten war, kündigte dessen Nachfolger, der ebenfalls aus Malta stammende Tonio Borg, kürzlich an, den Richtlinienvorschlag noch im Januar dem Parlament vorzulegen. Bereits seit Mitte des Jahres sickern aber immer wieder Details zu den EU-Plänen durch. Neben dem Verbot des offenen Verkaufs von Zigaretten, der Vereinheitlichung der Zigarettenform und -aufdrucke sowie dem Verbot einer Reihe von Aromastoffen zählt zu den drastischsten Neuerungen, dass die Industrie in Zukunft größere Warnhinweise auf die Schachteln drucken muss. Die Rede ist von 75 Prozent der Fläche auf Vorder- und Rückseite. Dies käme dem gefürchteten „Plain Pack“, also der Einheitspackung, ziemlich nahe. Die Industrie scharrte bereits mit den Füßen: „Sollte es dazu kommen, werden wir dagegen klagen“, erklärte beispielsweise Reemtsma-Chef Marcus T.R. Schmidt im LP-Interview (vgl. LP 9/2012).

Seit August allerdings dürfte die Angriffslust der Tabakindustrie deutlich gedämpft sein: Die obersten Richter in Australien urteilten, dass die Hersteller ihre Produkte in olivbraunen Einheitspackungen mit zum Teil drastischen Bildern verkaufen müssen. Seit Dezember sind damit die Markenwelten der Tabakindustrie in Down Under Geschichte. Ob die Schockbilder auch in der EU verpflichtend werden, steht noch in den Sternen. Allerdings könnte selbst das nicht das Ende der Fahnenstange sein: So hat das US-Bundesgericht hat kürzlich entschieden, dass US-Tabakfirmen wie Reynolds oder die Philip-Morris-Mutter Altria eine Werbekampagne finanzieren müssen, in der sie sich selbst als Lügner darstellen. Festgesetzt sind fünf „Bekenntnisse“. Eines lautet „Rauchen tötet durchschnittlich 1.200 Amerikaner. Tag für Tag.“

Bild: Bleibt es bei größeren Warnhinweisen, oder kommen auch in Europa Schockbilder auf die Packungen?

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