Bier Raus aus der Preisfalle - Hohes Potenzial

Edel-Biere mit exklusiven Zutaten und eleganter Aufmachung sind derzeit ein viel diskutiertes Thema. Doch wie interessant sind die teuren Produkte für den LEH?

Donnerstag, 15. November 2012 - Getränke
Tobias Dünnebacke
Artikelbild Raus aus der Preisfalle - Hohes Potenzial
Aufmerksamkeitsstarke Präsentation von Craft-Bieren im E-aktiv-Markt Ernst in Zweibrücken. (Bildquelle: Braufactum)
Bildquelle: Braufactum
Der Craft-Bier-Markt entsteht in Deutschland gerade erst. Und obwohl es schon jetzt eine stetig wachsende Fangemeinde gibt, sind hochwertige Edel-Biere nach wie vor eine Nische. Dies wird auch von Weihenstephan bestätigt. Die „älteste Brauerei der Welt“ hat im November 2010 in Zusammenarbeit mit dem amerikanischen Bierhersteller Samuel Adams „Infinium“ auf den Markt gebracht, ein perlendes, champagnerartiges Bier mit mehr als 10 Volumenprozent. „Wir sind mit der Annahme des Produkts im LEH und im Fachhandel überaus zufrieden. Die Händler sind von dem innovativen Produkt begeistert, aber Infinium ist keine Massenware, und das soll es natürlich auch nicht sein“, sagt Jürgen Huber, Verkaufsleiter Handel bei Weihenstephan. Die Liste der Brauereien, die sich auf das Feld der Edel-Biere wagt, ist zwar lang. Allerdings geht die Distribuierung häufig nicht über eine Direktvermarktung hinaus. Ein Beispiel ist die Neumarkter Lammsbräu (Bayern), welche im September die erste Edition einer Serie exklusiver Gourmetbiere auf den Markt gebracht hat.

„1628“ wurde nach Art eines Klosterbieres gebraut, kam in einer eleganten 0,75-l-Glasflasche mit Sektkorkenverschluss und edel gestaltetem Etikett auf den Markt – war allerdings bis zum Ausverkauf ausschließlich über Lammsbräu zu beziehen. „Die Neumarkter Lammsbräu hat sich bewusst entschieden, ihre Spezialbier-Editionen ausschließlich direkt zu vertreiben“, sagt Susanne Horn. Nur so könne sichergestellt werden, dass das Produkt umfassend erklärt wird. „Die meisten Käufer wollen möglichst viel über das Bier wissen, unabhängig davon, ob sie bereits ,Spezialisten’ oder noch Neulinge sind. Diesen Aufwand kann man einem Lebensmittel-Einzelhändler fast nicht zumuten“, glaubt Horn. Trotzdem ist auch sie von der Kategorie überzeugt: „Hochwertige Bier-Spezialitäten abseits des Massengeschmacks sind in Deutschland im Kommen.“

Nachgefragt
Marktforscher Heiko Leipold zum Potenzial der Craft-Biere.

Wie werden die hochwertigen Edel-Biere momentan noch hauptsächlich von den Brauereien vertrieben?
Zur Zeit ist die Distribution noch recht dünn im klassischen LEH. Gekauft wird verstärkt im Getränkefachhandel, aber auch online und der Direktvertrieb ab Brauerei spielen hier eine überproportionale Rolle.

Welches Potenzial sehen Sie für den Lebensmittel-Einzelhandel?
Für den klassischen LEH und hier besonders für die eigenständig geführten Märkte hat diese Warengruppe ein hohes Potenzial, wenn sie gut geführt und regelmäßig gepflegt wird. Das Kaufinteresse ist jedenfalls vorhanden. Einen solchen Bereich aufzubauen dient der weiteren Profilierung und der Abgrenzung gegenüber den Discountern und kann gleichzeitig interessante Spannen bieten. Für die Industrie bietet es die Chance, ein Produkt wie Bier, das in den vergangenen Jahren einem ständigen Preisverfall unterliegt, wieder aufzuwerten und neue Zielgruppen anzusprechen.

Bilder zum Artikel

Bild öffnen Bier: Mit Edel-Bieren raus aus der Preisfalle? (Bildquelle: Braufactum)
Bild öffnen Aufmerksamkeitsstarke Präsentation von Craft-Bieren im E-aktiv-Markt Ernst in Zweibrücken. (Bildquelle: Braufactum)
Bild öffnen Nachgefragt beim Marktforscher Heiko Leipold: Potenzial fu?r Craft-Biere?
Bild öffnen Befragung: Könnten Sie sich vorstellen, auch ein sogenanntes Edel oder Craft Bier zu kaufen? (Quelle: Mafowerk GmbH)

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