Inhaltsübersicht
Doch nicht nur kleine Bäckereien kommen in die Bredouille: Auch Bäcker in der Vorkassenzone, kleine Filialketten und SB-Backshops spüren den Druck durch die Backstationen. So will Tegut bis Ende des Jahres seine 55 Bäckereicafés schließen. Im Gespräch mit der LEBENSMITTEL PRAXIS sagte Vorstandschef Thomas Gutberlet, dass Bedienung immer da eine Aufgabe bekommen werde, wo Beratung sowie Teil-Herstellung gefordert und honoriert werde. Dort, wo Bedienung im Grunde nur die Aufgabe des Verpackens und Reichens erfülle, sei sie überflüssig: „Der Bereich Brot und Backwaren hat sich in den vergangenen Jahren eben in diese Richtung entwickelt“, sagte Gutberlet, „für uns ist der zukunftsweisende Platz für das Sortiment auf der Lebensmittelfläche.“ Wer dort das beste Brot- und Backwarenangebot habe, zu dem kommen die Kunden täglich: „Wir fokussieren uns daher auf gute SB-Bereiche.“
Der Vorkassenzonenbäcker als hochkarätige Visitenkarte des Marktes, eine Backstation, in der qualitativ-hochwertige Standardprodukte neben Produkten wie Süßteile, Kuchen, Donuts oder Muffins der Differenzierung dienen: Mit dieser Strategie will Rewe in den Märkten der backenden Billigkonkurrenz Paroli bieten. In den Rewe-Märkten werde im Vorkassenbereich grundsätzlich an den Bäcker untervermietet, heißt es aus Köln. „Es ist unser Ziel, die Vorkassenzone an einen Bäcker zu vermieten, der im unmittelbaren Einzugsbereich des Marktes in puncto Betreiberqualität und Qualität der Backwaren Maßstäbe setzt.“ Der Bäcker in der Vorkassenzone müsse sich auf das traditionelle Backhandwerk besinnen und sich über Sortimentskompetenz, Service und „täglich gelebten Dienstleistungsgedanken“ profilieren.
So ganz unbeschadet bleibt die Rewe aber nicht von den derzeitigen Veränderungen in der Branche: Zum 31. August wurde der Bergheimer Produktionsbetrieb der Rewe-Tochter Glockenbrot geschlossen. Dies habe nicht nur am Investitionsstau gelegen: Ein Rewe-Sprecher wurde im Kölner Stadt-Anzeiger mit den Worten zitiert, dass die Glockenbäckerei in den zurückliegenden Jahren nicht die Marktdurchdringung erreicht habe, die für eine dauerhafte Wirtschaftlichkeit notwendig gewesen sei. An lokale Bäcker bzw. Bäckereiketten abgegeben wurden 46 Glockenshops, vornehmlich in NRW. In den rund 200 Glockenshops, die es im Frankfurter Raum gibt, werden derzeit neue Angebotsmodelle getestet. Als standortspezifische Lösung bezeichnen die Kölner den Shop in der Berger Straße in Frankfurt. Er vermittle durch die Ladengestaltung eine offene und transparente Kommunikation: „Der Kunde kann bei der Herstellung seiner Snacks und Convenienceartikel zuschauen.“ Die Ladengestaltung ermögliche einfache und schnelle Bedienung.
Für Differenzierung sorgt aber auch ein gut geführtes SB-Regal. Fast 3,4 Mrd. Euro setzt der LEH aufs Jahr gesehen mit Schnittbrot, Toastbrot und Aufbackware um. Vor allem letztere legten kräftig zu (siehe Tabelle auf dieser Seite). Harry-Brot sieht einen Trend zur Marke und erweiterte sein Sortiment um das kräftig schmeckende, ballaststoffreiche Mehrkornbrötchen unter der Marke Vital+Fit. Auch Handelsmarken-Spezialist Sinnack setzt auf kernig: Das Toastbrötchen-Sortiment wurde um die Sorte Vollkorn ergänzt (in zwei Frischepacks unterteilte 4er-Packung). „Die Toastbrötchen werden ohne Konservierungsstoffe und mit einer Restlaufzeit von 42 Tagen hergestellt. Das ist im Toastbrötchen-Bereich einmalig“, sagt Verkaufsleiterin Liesel Schlüter. Pema setzt auf Bewährtes. „Nach wie vor laufen unsere klassischen naturreinen Vollkornbrote besonders gut“, sagt Key Accounter Philipp Riedel. Mestemacher dreht mit Eiweiß-Brot den Trend zu Brot mit gesundheitlichem Nutzen weiter: Die Toastbrötchen bzw. das Eiweißbrot (250 g) enthalten wenig Kohlenhydrate und viel Eiweiß und sollen damit besonders als Abendbrot geeignet sein. Das Eiweiß soll länger satt machen.